Eine neue Glaubensdimension

12.11.2018


HMK-Missionsleiter Manfred Müller: „Die Enthauptung von 21 koptischen Christen durch den Islamischen Staat in Libyen vor gut drei Jahren hat mich sehr herausgefordert. Mir ist dabei eine neue Dimension von Glauben aufgegangen."



Am 11. November wurde in vielen Kirchen und Gemeinden besonders der Situation der verfolgten Christen gedacht. Die evangelischen Allianzen in Deutschland, Österreich und der Schweiz hatten zum Gebet besonders für die Christen in Nepal, Somalia und Turkmenistan aufgerufen.

Manfred Müller, Missionsleiter der Hilfsaktion Märtyrerkirche, hat an diesem Sonntag in zwei hessischen Gemeinden über die Situation der verfolgten Kirche berichtet. In unserem Interview mit ihm gehen wir der Frage nach, was das Engagement für die verfolgte Gemeinde bedeutet.

Herr Müller, was motiviert Sie, sich für die verfolgte Kirche einzusetzen?

MM: Als mich die Anfrage der HMK erreichte, hatte ich zunächst gar keinen persönlichen Bezug zu verfolgten Geschwistern. Aber ich wollte den Ruf ernst nehmen und habe gebetet, dass Gott mir zeigen möge, was das Thema mit mir zu tun hat. Die Antwort kam dann für mich durch die Bibelstelle Philipper 1, 12-14: Paulus beschreibt hier, wie seine Gefangenschaft zur Ausbreitung des Evangeliums beiträgt und insbesondere auch andere ermutigt, dafür einzustehen. Was braucht unser Land mehr? Das war für mich die Brücke. Und ich merkte, es ist letztlich ein Geben und Nehmen. Diesen Segenskreislauf erlebe ich immer wieder – wir geben, aber wir bekommen umso mehr zurück. Wir ermutigen unsere Geschwister durch konkrete Hilfe, aber wir lernen auch von ihnen, die bereit sind, den Preis der Nachfolge zu zahlen. Wir lernen, unser Leben von ganzem Herzen Jesus hinzugeben.

Dass Ihre Botschaft bei den Christen in Deutschland ankommt, konnte man auch am vergangenen Sonntag spüren. Ein Teilnehmer drückte dies so aus:

Die Botschaft war ganz klar: `Jesus ist Herr!´ Er verliert niemals die Kontrolle, und wenn Stürme kommen, (und die können bei jedem anders aussehen,) so wie es die Jünger im Bott erlebt haben – wir sind nicht allein. Jesus ist da, er will uns durchtragen. Er hat alle Macht und hilft, wenn wir ihn anrufen.

Verfolgung kann aber auch schwere Schicksale bedeuten. Wie gehen Sie persönlich damit um, wenn sie mit solchen Erfahrungen konfrontiert werden?

MM: Die Enthauptung von 21 koptischen Christen durch den Islamischen Staat in Libyen vor gut drei Jahren hat mich sehr herausgefordert. Mir ist dabei eine neue Dimension von Glauben aufgegangen, die ich noch nicht vollständig erfasst habe: Das Überleben in einer Verfolgungssituation ist bedeutungslos, wenn ich dadurch Jesus verliere. Das haben sie mir vor Augen geführt. Was macht mein Leben aus? – Jesus. Auf ihn richte ich meinen Blick.

Dieses Jahr hat die Evangelische Allianz zum Gebet für verfolgte Christen besonders in Somalia, Nepal und Turkmenistan aufgerufen. Die HMK hilft verfolgten Christen in einigen dieser Länder. Was verbinden Sie persönlich mit Somalia, Nepal und Turkmenistan?

MM: Mir geht vor allem Somalia unter die Haut. Das Land ist furchtbar zerrissen – Staat und Gesellschaft sind zerfallen, die Menschen leiden große Not und islamistische Milizen wie Al Shabaab unterdrücken den christlichen Glauben. 2015 gab es geistlich Bewegung unter Somalis, woraufhin der Rat der Imame im Land eine Fatwa erließ, die das Todesurteil für alle somalischen Christen vor Ort, aber auch weltweit bedeutet. Hier werden die Nachfolger Jesu also in allen Bereichen des Lebens mit extremen Herausforderungen konfrontiert. Umso ermutigender sind die Berichte über Somalis, die zum Glauben kommen und etwa über Soziale Medien andere in ihrem Land erreichen. Zu erfahren, wie unsere Geschwister unter diesen Umständen an Jesus festhalten, ist für mich immer wieder eine große Ermutigung.

Bitte beten Sie weiter für unsere Geschwister in Nepal, Somalia und Turkmenistan.