Sehnsucht nach mehr?

Herausfordernde Bibelstudien für Tiefgang im Christsein

Liebe Freunde,

Sie haben das Arbeitsheft „Sehnsucht nach mehr?“ alleine oder in einer Gruppe von Mitchristen besprochen und gemeinsam nach Antworten gesucht. Wir hoffen, Sie hatten angeregte Diskussionen und haben vor allem tiefere Einsichten in die Gedanken unseres Gottes über das Leiden seiner Kinder bekommen.

An dieser Stelle werden Sie nun nicht die „richtigen Antworten“ zu jeder Frage im Arbeitsheft finden. Wir möchten Ihnen aber zusätzliches Material zum Weiterdenken zur Verfügung stellen. Möglicherweise werden diese Gedanken in Zukunft ergänzt werden. Schauen Sie gerne mal wieder hier rein und seien Sie gesegnet im Namen unseres Herrn Jesus Christus!

Ihr Team der „Hilfsaktion Märtyrerkirche“

 

 

1) Was in der Bibel über Verfolgung steht

Herausgefordert zu biblischer Einsicht

A

1. Mose 3,15

Oft übersehen wir, dass es in dieser ersten Verheißung Gottes an die in Sünde gefallenen Menschen auch um „Verfolgung“ geht: Die zentrale Botschaft über den „Samen der Frau“ ist natürlich, dass Gott einen Retter senden wird, der in besonderer Weise „Same der Frau“ sein wird, also nicht von einem menschlichen Vater abstammen wird. Da wird der kommende Messias Jesus angekündigt, der „den Kopf der Schlage zertreten“ wird. Der letztgültige Sieg dieses Retters über den Satan und seine Mächte ist gewiss und wird vollständig sein.

Aber: Für den Retter selbst wird es durch eigenes Leiden hindurch zum Sieg gehen. Der durch die Schlange verkörperte Feind Gottes wird ihn „in die Ferse stechen“, wird ihm also schmerzhaftes Leiden zufügen. Deutlich wird demnach schon ganz am Anfang der Bibel, dass in dem Kampf Gottes um seine verlorene Menschheit der Messias leiden wird.

Wenn wir dann die ganze Bibel durchforsten, erkennen wir, dass dieser eine „Same der Frau“ die vielen repräsentiert, die ihm folgen werden .Was dem Messias geschieht, geschieht abgeleitet auch seinen Leuten. Damit sagt 1. Mose 3,15 also die Verfolgung voraus, die dem Volk Gottes durch die Zeitalter hindurch und besonders der Gemeinde Jesu begegnen wird.

B

Johannes 15,20

Ganz prägnant weist Jesus hier darauf hin, dass die Zugehörigkeit zu ihm auch die Zugehörigkeit zu seinem Weg und seinem Schicksal bedeutet. Mit Jesus verbunden zu sein hat viele großartige Seiten. Hier ist die Autorität erwähnt, die unsere Worte haben, wenn sie im Namen Jesu gesprochen werden. An anderer Stelle in der Bibel lesen wir, dass unser Leben jetzt schon, wie das Leben Jesu, sich quasi „im Himmel“ abspielt (z.B. Kolosser 3,3). Aber auch die Leiden Jesu werden zu unseren Leiden. Wie er verfolgt wurde, so müssen wir in der Nachfolge Jesu mit Widerstand und Anfeindungen rechnen.

Lukas 12,49–53

Jesus beschreibt sich selbst hier ziemlich abweichend von dem sehr verbreiteten Bild des immer lächelnden, toleranten und eher konfliktscheuen Gutmenschen „Jesus“. Er bringt keinen faulen Frieden. Sein Wort führt vielmehr zu Trennungen. Jesus ist nicht streitsüchtig; aber an seiner Botschaft scheiden sich die Geister und auch die Menschen. Es gibt Menschen, die mit Gleichgültigkeit, Ablehnung oder sogar Feindschaft auf den Anspruch des Sohnes Gottes reagieren. Weil Jesus nicht „greifbar“ ist, richtet sich diese Ablehnung dann oft gegen die durchaus angreifbaren Nachfolger Jesu – und das ist „Verfolgung“.

Matthäus 10,16

„Wie Schafe unter die Wölfe“: Weil das fast ein geflügeltes Wort geworden ist, merken wir vielleicht gar nicht, wie anstößig die Aussage ist. Ein Schaf unter Wölfen hat keine Chance zu überleben. Und wie kann ein guter Hirte seine Schafe unter die reißenden Wölfe schicken? Hat Jesus Freude am Leiden seiner Jünger?

Natürlich nicht! Zuerst einmal geht es hier um eine realistische Warnung Jesu an seine Nachfolger: Wenn Ihr in meinem Auftrag zu den Menschen geht, dann ist das kein „Heimspiel“. Seid darauf vorbereitet, dass Ihr als Botschafter Gottes nicht immer mit Begeisterung aufgenommen werdet. Ja, es gibt Wölfe – erbitterte Feinde des lebendigen Gottes.

Dass Jesus mit seinem Geist und mit seiner Fürsorge auch „unter den Wölfen“ bei den Seinen sein wird, ist in den kommenden Versen mit immer neuen Wendungen ausgesprochen. Trotzdem rüttelt das auf: Kann Jesus von uns verlangen, als Schafe unter die Wölfe zu gehen? Ja, er kann es, weil er selbst als das „Lamm Gottes, das geschlachtet wurde“ vorausgegangen ist. Jesus schickt uns nicht als Kanonenfutter nach vorne, sondern zieht uns hinter sich her: durch Feindschaft, Leiden und vielleicht sogar den Tod hindurch in den ewigen Sieg der Auferstehung.

Verfolgung ist also in der Bibel nicht ein tunlichst zu vermeidendes Missgeschick. Vielmehr ist sie Teil des Erlösungsplanes Gottes von Anfang an. Jesus selbst bestätigt das gegenüber seinen Jüngern mit großer Klarheit. Leiden ist allerdings nicht Ziel der Pläne Gottes. In dem kosmischen Kampf mit dem Satan um die Wiedergewinnung der Menschen geht es aber – wie bei Jesus selbst – nur durch Leid zum Sieg.

C

Apostelgeschichte 14,22

Paulus hat gerade kürzlich die christlichen Gemeinden in Derbe, Lystra, Ikonion und Antiochia (alles Städte in Inneranatolien in der heutigen Türkei) gegründet. Er reist nun auf dem gleichen Weg zurück, um die neuen Christen im Glauben zu stärken. Zu seinem „Grundkurs des Glaubens“ gehört aber offensichtlich das Thema „Verfolgung“: „Wir müssen durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen.“ Solch ein Thema kommt für neue Jesusgläubige in den meisten deutschen Gemeinden vermutlich nicht so schnell dran.

Eigentlich sollte es nicht verwundern, dass Paulus über Verfolgung lehrt. In jedem dieser Orte hatten die neuen Christen an Paulus selbst in der einen oder anderen Form miterlebt, dass zur Nachfolge Jesu auch Leiden gehört. Paulus war vertrieben worden (Antiochia), man hatte versucht, die Boten Jesu zu misshandeln und mit Steinen nach ihnen zu werfen (Ikonion) und in Lystra war Paulus schließlich tatsächlich gesteinigt worden und überlebte nur durch ein Wunder Gottes. Aber Paulus hatte einfach weitergepredigt. Die Lehre des Paulus über Verfolgung ergänzte also einfach die Anschauung dessen, was die Menschen an ihm selbst gesehen hatten.

2. Timotheus 3,12

Auch als Paulus in seinem letzten Brief (eben dem 2. Timotheusbrief) darauf hinweist, dass jeder ernsthafte Christ in irgendeiner Form von Verfolgung betroffen sein werde, hat er gerade vorher von den Verfolgungen geredet, die er selbst erlitten hat.

Wir müssen uns natürlich nicht nach Verfolgung ausstrecken oder sie sogar durch dummes Verhalten provozieren; aber wo wir merken, dass die Wahrheit Gottes Widerstand und Ärger hervorruft, da dürfen wir nicht zurückschrecken oder uns verstecken. Nicht jeder Christ wird zu jeder Zeit gleich viel Verfolgung erleiden; aber jeder braucht die Einstellung die Gottes Willen über ein bequemes Leben stellt.

D

Offenbarung 6,9–11

Durch die Offenbarung gibt Christus uns einen Einblick in den Teil der Wirklichkeit, der uns in der Regel verborgen bleibt. So auch hier: Wir sehen Menschen, die wegen ihres Zeugnisses von Jesus gewaltsam zu Tode gebracht worden sind. Einige wichtige Dinge über Verfolgung lernen wir hier:

  1. Die Märtyrer scheinen wie hier so auch an anderen Stellen der Offenbarung eine besondere Ehrenstellung zu haben. Sie stehen als besondere Gruppe vor dem Thron Gottes.
  2. Den wegen ihres Glaubens Getöteten ist nicht gleichgültig, wie es auf der Welt weitergeht. Für keinen Christen kann die persönliche Seligkeit das einzige Ziel sein. Es muss für uns immer auch um die großen weltweiten Pläne Gottes und um seine Ehre gehen.
  3. Es mag uns befremden, dass die Märtyrer um Rache beten. Das steht aber nicht im Widerspruch zur Aufforderung des Paulus in Römer 12,19: „Rächt euch nicht selbst, meine Lieben“. Dort fährt er nämlich direkt fort: „… sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben: ‚Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.‘“ Dass Gott einmal Gerechtigkeit schaffen wird, ist die Sehnsucht aller wahren Christen (vgl. Matthäus 5,6) – und dazu gehört die Strafe für die, die nicht durch Umkehr und Glauben die Vergebung Jesu angenommen haben.
  4. Vor allem aber wird durch die Antwort an die Märtyrer in Offenbarung 6 deutlich: Märtyrer, also Menschen, die das ewige Leben und den Auftrag Gottes höher bewerten als ihr eigenes Leben, sind im Plan Gottes vorgesehen. Sie sind die ultimativen Zeugen für die Wahrheit und Gerechtigkeit Gottes.

Konkret

Vielleicht war Ihnen noch nicht so klar, welchen Stellenwert die Bibel dem Leiden um Jesu willen beimisst? Achten Sie weiter beim Bibellesen darauf, wie sehr das Thema „Verfolgung“ eingewoben ist in andere wichtige Linien der göttlichen Offenbarung, wie z.B. in das Thema „Mission“. Dabei geht es nicht darum, dass wir durch diese Erkenntnis Angst bekommen sollen. Ganz im Gegenteil: Indem Gottes Wort uns nicht im Unklaren lässt über den Charakter der gottfeindlichen „Welt“ und über die feindlichen Reaktionen, denen wir begegnen können, können wir ermutigt werden. Was Gott voraussagt, das hat er auch in der Hand. Das muss uns also nicht erschrecken! Hätte uns Jesu hingegen nur ein sanftes und federleichtes Leben vorausgesagt, dann müsste jede Widerwärtigkeit in uns den Zweifel wecken, ob sich nicht Gottes Wort auch bei anderen Themen irren könnte.

 

 

2) Das Leben verlieren oder gewinnen?

Herausgefordert zu ganzer Hingabe

A

Matthäus 10,38–39

Als Christen im Westen sind wir eher selten mit massiven Formen von Verfolgung konfrontiert. Deshalb haben wir uns daran gewöhnt, den Ausdruck „Kreuz auf sich nehmen“ aus unserer Erfahrungswelt zu deuten. „Kreuz tragen“ bezieht sich dann auf die von uns erlebten Nöte wie Ärger mit den Kindern, Verlust des Arbeitsplatzes, Krankheiten etc. Natürlich sollen und können wir auch durch diese Dinge im Namen Jesu und im Vertrauen auf ihn durchgehen.

Allerdings sollten wir nicht aus den Augen verlieren, in welche Situation hinein Jesus diese Worte ursprünglich gesprochen hat: „Kreuz auf sich nehmen“ war zur Zeit Jesu im Römischen Reich für jeden Menschen ein konkreter Anblick: Zum Tode verurteilte Verbrecher mussten selbst einen Balken des Kreuzes zur Stadt hinaus zu ihrer eigenen Hinrichtungsstätte tragen. Es ging also wirklich um das Sterben.

Schließlich hatte Jesus ja seine zwölf Jünger vor sich. Als Sohn Gottes wusste er, dass zehn von ihnen einmal buchstäblich den Märtyrertod sterben würden. Das können wir heute mit großer Wahrscheinlichkeit aus außerbiblischen Quellen wissen. Als er diese jungen Männer schulte, bereitete er sie tatsächlich auch für den Tod als Märtyrer vor. Viele Christen weltweit müssen heute damit rechnen, tatsächlich ihr leibliches Leben für Christus hingeben zu müssen.

Wozu lassen wir uns herausfordern? Wenn Jesus uns auffordert, ihm gegebenenfalls auch bis in den Tod hinein nachzufolgen, dann können wir erst recht die kleinen und großen Widerwärtigkeiten unseres Alltags als Chance sehen, da schon mal anzufangen, „unser Kreuz“ hinter Jesus herzutragen.

B

Apostelgeschichte 1,8

Im Auftrag Jesu, den wir in diesem Vers nachlesen können und auch sonst im biblischen Denken ist „Zeuge sein“ für Christus eine hohe Berufung. Zum „Zeuge sein“ gehört etwas Unbedingtes hinzu: Wir haben die Botschaft Gottes an die Menschen auszurichten, „koste es, was es wolle“. Wir handeln und bezeugen ja im Auftrag der größten Autorität des Universums. Natürlich wird nicht jeder „Zeuge“ zum „Märtyrer“; aber die Unbedingtheit unseres Auftrags bedeutet auch, dass die Sendung durch Christus wichtiger ist als unsere eigenen Wünsche, ja, als unser eigenes Leben. Und für manche „Zeugen“ wird das dann bedeuten, auch angesichts des Todes dem Zeugendienst treu zu bleiben.

C

Markus 13,9–10

Jesus redet hier von der Möglichkeit, dass Christen aufgrund ihres Zeugnisses auch körperlich angegriffen und gerichtlich angeklagt werden können. Aber selbst das muss durch die Gnade Gottes wieder „ihnen zum Zeugnis“ dienen. Dieser Zeugendienst ist Teil des großen Planes Gottes, alle Völker mit dem Evangelium zu erreichen.

Verfolgung ist also oft Folge unseres Zeugnisses; aber selbst das muss dann wiederum zum Zeugnis dienen.

Offenbarung 1,5 und Offenbarung 2,13

Hier wird Jesus Christus selbst als der „treue Zeuge“ (griechisch: „martys“) bezeichnet, später in Offenbarung 3,14 nochmal ausführlicher als der „treue und wahrhaftige Zeuge“. Dass hier nicht nur das Zeugnis gemeint ist, das Jesus durch seine Predigten und seine Wunder für den Vater abgelegt hat, wird dann in Offenbarung 2,13 deutlich: Dort wird in der Botschaft Jesu an die Gemeinde in Pergamon der Christ Antipas genau wie Jesus als „treuer Zeuge“ bezeichnet. Von ihm wird aber ausdrücklich gesagt, dass er getötet wurde.

Jesus ist uns sowohl als „Zeuge“, wie auch als „Blutzeuge“, also als „Märtyrer“ vorausgegangen und wir folgen ihm, wohin er auch geht.

D

Matthäus 5,11–12

Jesus ruft seine Jünger zur Freude auch in Verfolgung auf. Natürlich ist nicht die Verfolgung an sich ein Grund zur Freude. Jesus verweist aber auf zwei Gründe zur Freude. Erstens: Wenn wir mit Christus auch durch Leiden gehen, werden wir dafür in Gottes himmlischer Welt belohnt werden. Der Apostel Paulus greift das im Römerbrief auf: „Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll“ (Römer 8,18).

Zweitens weist Jesus darauf hin, dass auch die Propheten des Alten Testaments verfolgt wurden. Wer also um Jesu willen leidet, hat die Ehre, mit den biblischen Propheten in einer Reihe zu stehen. Der Hinweis auf die Propheten weist die Jünger darauf hin, dass sie sich nicht auf dem falschen Weg wähnen müssen, wenn sie Unverständnis und Widerstand erleben. Den Propheten erging es ja ähnlich, obwohl sie in ihrem Dienst dem Auftrag Gottes treu blieben.

Matthäus 5,44–45

Unsere Reaktion auf unsere Feinde, also auch auf unsere Verfolger, soll nicht Hass sein. Jesus ruft uns vielmehr auf, selbst diese Menschen zu lieben und für sie zu beten. Das hat Jesus dann selbst vorgemacht, als er am Kreuz für seine Peiniger bat: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lukas 23,34) Und Stephanus, der erste Märtyrer in der Nachfolge Jesu, hat nach der Anweisung und dem Vorbild seines Herrn ganz ähnlich für die jüdischen Führer gebetet, die Steine auf ihn warfen: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!“ (Apostelgeschichte 7,60)

Konkret

Vermutlich fällt Ihnen sowieso schnell manches ein, was sie „in den Tod Jesu“ mit hineingeben wollen. Eigentlich sollte uns das nicht so schwerfallen, denn schon der erste Schritt zu Christus ist ja ein Teilhaben an seinem Tod. In Glaube und Taufe bekennen wir, dass unser altes Leben mit Christus gestorben ist, dass es an sein Kreuz gehört und dass wir dankbar aus Gottes Hand das Auferstehungsleben Jesu für uns in Anspruch nehmen.

Martin Luther spricht von einem „fröhlichen Wechsel“, weil wir unser altes schuldiges Leben an das Kreuz Jesu ausliefern und dafür die makellose Gerechtigkeit Jesu empfangen. Diese geistliche Wahrheit gilt es nun, für tägliche Lebenssituationen anzuwenden.

Nur ein Beispiel: Warum regen wir uns so auf, wenn ein anderer Christ etwas Hartes zu uns gesagt oder uns sogar beleidigt hat? Wenn unser Leben mit Christus gestorben ist, ist es doch in Wirklichkeit gar nicht mehr angreifbar!

Das „Zeuge sein“ sollte bei uns die Unbedingtheit gewinnen, die nach biblischem Verständnis dazugehört. Daraus können konkrete Schritte folgen, wie z.B. „Ich will jetzt beim Einkaufen immer christliche Schriften dabeihaben und die mutig weitergeben.“ Oder: „Eigentlich wollte ich doch schon lange mal meinen Nachbarn einladen und dabei auch erzählen, was mein Glaube mir bedeutet.“

 

 

3) Wenn ein Glied leidet

Herausgefordert zu aktiver Fürsorge

1. Korinther 12,26

Zurecht können wir ins Grübeln kommen darüber, warum wir (fast) keine Verfolgung erleiden. Vielleicht vermeiden wir jede Konfrontation und schweigen darum lieber. Dann werden wir unserem Dienst als Zeugen nicht gerecht.

Aber eigentlich leiden wir doch – heute, in diesem Augenblick. Heute leiden weltweit Millionen unserer Glaubensgeschwister unter Verfolgung. In 1. Korinter 12 schildert Paulus, dass alle Jünger Jesu weltweit seinen geistlichen Leib bilden. So wie ein schmerzender Zahn den ganzen Körper in Bewegung setzt, so ist das aktuelle Leiden einiger Christen eigentlich das Leider aller Christen.

Allerdings können wir diese Wirklichkeit ausblenden. Wir leiden eigentlich, aber wir merken es nicht und wollen das auch nicht. Paulus ruft jedoch zum aktiven „Mitleiden“ auf. Wie kann das konkret aussehen?

Zuerst einmal müssen wir informiert sein über die Tatsache, dass alle Christen zum weltweiten Leib Jesu gehören, aber auch über die konkreten Leiden, die andere Christen heute erdulden. Das treibt uns dann hoffentlich zu konkreten Schritten. Dabei kann natürlich nicht jeder Mensch das gesamte Leid des Leibes Jesu auf seine Schultern nehmen. Daran würde er/sie zusammenbrechen. Aber jeder kann mit etwas anfangen: Gebet für konkrete Länder oder einzelne Verfolgte, Weitergabe von Informationen an andere Christen, Gründung einer Gebetsgruppe für Verfolgte, Teilnahme an Briefaktionen für Verfolgte u.v.a.

Hebräer 13,3

Bibelausleger gehen davon aus, dass bei den „Gefangenen“, an die wir denken sollen, in erster Linie Christen gemeint sind, die um ihres Glaubens willen in Haft sind. Bei dem „Denken“ ging es sicher nicht nur um innere Anteilnahme, sondern auch um Fürsorge. In der Regel waren zu neutestamentlichen Zeiten Gefangene auf Hilfe von außen angewiesen. Im Gefängnis selbst bekamen sie nicht genug Nahrung oder sonstige Unterstützung.

„Als wäret ihr Mitgefangene“: Würden wir nicht für uns selbst oder für einen leiblichen Bruder oder eine Schwester alles Menschenmögliche in Bewegung setzen, um aus einer unrechten Haft befreit zu werden? Das Schicksal unserer verfolgten Geschwister sollte uns genauso bewegen.

Ein Grund, sich nicht ausreichend um die inhaftierten Mitchristen zu kümmern, kann auch die Sorge sein, mit ihnen identifiziert zu werden. Wer sich um die „Verbrecher“ kümmert, kann gerade in Unrechtsstaaten selbst sehr schnell zum „Verbrecher“ abgestempelt und dementsprechend behandelt werden. Als Paulus gegen Ende seines Lebens aus dem Gefängnis in Rom klagt: „… sie verließen mich alle“ (2. Timotheus 4,16), dann hieß das vermutlich nicht, das plötzlich alle Christen gegen Paulus waren. Vielmehr war es zu gefährlich geworden, als Mitarbeiter oder Sympathisant des Paulus zu gelten.

Apostelgeschichte 4,23–31

Die Apostel Petrus und Johannes kommen nach ihrer Verhaftung wieder frei und gehen sofort zu den anderen Jesusgläubigen in Jerusalem. Sie waren unter ernsten Bedrohungen angewiesen worden, nicht mehr über Jesus und in seinem Namen öffentlich zu reden. Für die beiden Jünger war aber klar, dass sie in diesem Punkt zivilen Ungehorsam leisten müssten.

Nach ihrem Bericht in der Gemeinde wird gebetet. Interessanterweise wird nicht um Verschonung vor weiterer Verfolgung gebetet. Die Gemeinde hätte ja zu Gott flehen können: „Herr Jesus, lass doch bitte nicht zu, dass unsere Brüder noch mal verhaftet werden. Wer soll denn dann bei uns predigen …?“

Das erste Gebetsanliegen der Gemeinde ist, dass die Sache Jesu weitergeht: „Gib deinen Knechten, mit allem Freimut zu reden dein Wort.“ (Apostelgeschichte 4,29). Die Einschüchterungsversuche des Satans durch die Verfolger sollen die Boten Jesu nicht zum Schweigen bringen.

Natürlich dürfen wir auch um Erleichterung, Verschonung oder Haftentlassung von verfolgten Christen beten. Als Petrus später wieder im Gefängnis war, lesen wir: „… aber die Gemeinde betete ohne Aufhören für ihn zu Gott“ (Apostelgeschichte 12,5). Aber auch in unseren Gebeten für die bedrängten Geschwister soll das Prinzip Jesu gelten: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit …“ (Matthäus 6,33).

Konkret

Hier einige Ideen für die „konkreten Schritte“:

  • Ich möchte ab jetzt über ein konkretes Land (z.B. Eritrea, Nepal, Afghanistan) Informationen sammeln und gezielt regelmäßig für das Land beten.
  • Ich möchte für einen bestimmten um seines Glaubens willen inhaftierten Christen beten und mich regelmäßig über seine/ihre Lage informieren.
  • Ich möchte in meiner Gemeinde eine „Gebetsgruppe für verfolgte Christen“ starten.
  • Ich werde meiner Gemeindeleitung vorschlagen, dass in gewisser Regelmäßigkeit im Sonntagsgottesdienst für verfolgte Christen gebetet wird. Ich biete an, dafür jeweils Informationen zu sammeln.
  • Ich beteilige mich an einer Briefaktion für Christen im Gefängnis.
  • Ich richte einen Dauerauftrag zur Unterstützung verfolgter Christen ein.

Sicher gibt es noch zahlreiche andere Möglichkeiten, Christen in Bedrängnis tatkräftig und konkret zu unterstützen. Wichtig ist, einen konkreten Schritt tatsächlich zu gehen.

 

 

4) Ihr werdet im Himmel reichlich belohnt

Herausgefordert mit Verheißungen

A

Matthäus 10,18–19

Gerade der Abschnitt in Matthäus 10,16–42, der im Anschluss an die Anweisungen für die Mission der Jünger ausführlich über Verfolgung redet, enthält gleichzeitig ermutigende Verheißungen über Gottes Beistand in der Verfolgung.

Die Anweisung hier: „… so sorgt nicht, wie oder was ihr reden sollt“ – ist sicher nicht ein Verbot von guter biblischer Schulung oder Vorbereitung auf Verfolgung. Wir sollen uns aber nicht innerlich zermartern mit der Frage, wie wir dann tatsächlich in Verfolgung reagieren werden, ob wir Druck aushalten etc. Dass Gottes Geist im Ernstfall durch uns reden wird, ist ein tief beglückendes Versprechen unseres himmlischen Vaters.

1. Petrus 4,14

Wir dürfen uns glücklich schätzen („selig“) mit Worten – und eventuell auch mit Taten – um Jesu willen herabgesetzt zu werden, weil der Geist Gottes auf uns ruht! Das gilt vermutlich in zwei Richtungen: Erstens sollen uns Angriffe nicht an der Nähe Jesu zweifeln lassen. Sie können vielmehr eine Bekräftigung dafür sein, dass der Geist Gottes tatsächlich in uns lebt.

Zweitens sind wir glücklich zu schätzen, weil uns der Geist Gottes gerade in Verfolgung besonders nahe sein wird. Stephanus hat vor seiner Steinigung durch den Geist einen Blick in den Himmel bekommen, wo Jesus zur Rechten Gottes schon aufgestanden war, um seinen treuen Diener zu empfangen (Apostelgeschichte 7,54–56). Paulus und Silas werden im Gefängnis um Mitternacht plötzlich so mit der Freude im Geist erfüllt, dass sie beginnen, Loblieder zu singen (Apostelgeschichte 16,25).

Wir müssen die Kraft zum Standhalten nicht jetzt in uns spüren. Wir können vertrauen auf den Beistand von Gottes Geist, wenn wir ihn brauchen.

Markus 10,28–30

Jesus verspricht Belohnungen oder auch Erstattungen dessen, was wir für ihn verlieren schon „jetzt in dieser Zeit“. Die  Erfüllung dieser Verheißungen lässt sich sicher nicht in jedem Fall nachrechnen oder genau feststellen. Es haben aber viele Christen in Verfolgung bezeugt, wie Gott für die verlorene leibliche Familie viele geistliche Geschwister gab oder wie er sie auch materiell versorgt hat.

Natürlich sind wir durch diese Worte auch aufgerufen, selbst nach unserer Kraft zu „Brüdern, Schwestern, Müttern und Kindern“ für bedrängte Christen zu werden.

2. Korinther 1,3–4

Paulus berichtet (s. auch die folgenden Verse) davon, wie Gott ihn in einer Situation von Verfolgung in ganz realer Todesgefahr getröstet hat. Diesen von Gott in der Not erfahrenen Trost möchte er gleich an die Christen in Korinth weitergeben.

B

Offenbarung 6,9–11

Johannes sieht beim himmlischen Altar (vgl. Offenbarung 8,4.5; 14,18) Christen, die um Jesu willen umgebracht worden sind. Hier, wie auch in Kap. 20,4, scheinen diese Märtyrer auch im Himmel eine besonders hervorgehobene Stellung zu haben. Das „weiße Kleid“, das ihnen angezogen wird, symbolisiert, dass der allmächtige Gott sie als gerecht erklärt. Oft werden Christen mit lügenhaften Beschuldigungen angeklagt und manchmal sogar ermordet. Im Himmel wird der Herr selbst ihre wahre Stellung für alle sichtbar machen.

1. Petrus 4,12–13

Petrus sagt allen Verfolgten zu, dass die Wiederkunft Jesu gerade für sie Grund für große Freude und großen Jubel sein wird.

Offenbarung 20,4

Hier wird über die Märtyrer Christi offenbart, dass sie in der Zeit der tausendjährigen Herrschaft Jesu mit ihm regieren werden, also besondere Verantwortung wahrnehmen werden. Möglicherweise stehen die, „die enthauptet waren um des Zeugnisses für Jesus und um des Wortes Gottes willen“, für alle treuen Zeugen Jesu. Aber selbst wenn hier nicht nur die Märtyrer im engeren Sinn gemeint sind, fällt es doch auf, dass das, was sie getan haben, stellvertretend für alle Hingabe an Jesus erwähnt wird.

Römer 8,17–18

Dieses wunderbare Kapitel der Bibel schildert, wie Christen durch den Geist Gottes „in Christus“ sind und dadurch alles, was Christus hat, auch ihnen zur Verfügung steht. Hier wird aber nun deutlich gemacht, dass auch das „Mit ihm leiden“ zur Nachfolge Christi gehört und dass nur die, die Jesus auch im Leiden zu folgen bereit sind, Anteil an seiner Herrlichkeit haben werden.

Paulus fordert dann in V. 18 ausdrücklich auf zu vergleichen. Was wiegt schwerer: die Ausgrenzung von der Gesellschaft oder sogar der eigenen Familie – oder der Zugang zum allmächtigen und herrlichen Gott als unserem Vater? Die sicher schlimmen, aber doch zeitlich begrenzten Leiden durch Verfolgung – oder die ewige ungetrübte Herrlichkeit mit dem allmächtigen Vater in seiner zukünftigen Welt?

Die Antwort sollte klar sein.

Konkret

Neben der Bitte, dass unsere verfolgten Geschwister klar auf Gottes Verheißungen vertrauen können, sollten wir hier weitere Anliegen mit hineinnehmen, die uns in Bezug auf Verfolgte bekannt sind.

 

Es ist wichtig, dass wir konkret unsere gegenwärtigen Herausforderungen vergleichen mit den wunderbaren Verheißungen Jesu für dieses Leben und vor allem für die Zukunft.

 

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