Freude in Jesus
Laos

Freude in Jesus

Wenn man Vee und Sun nur reden hören würde, könnte man denken, sie wären zwei Teenagermädchen. Sie kichern und lachen zwischen ihren Sätzen im Gespräch immer wieder. Aber wer die beiden Frauen aus der Volksgruppe der Khmu sieht, erkennt, dass schon ein langes Leben hinter ihnen liegt.

„Es ist sehr schade, dass wir erst so spät zu Jesus gefunden haben“, sagt Vee. In dem laotischen Dorf, in dem sie geboren wurde, gibt es keine Aufzeichnungen über Geburten, aber sie glaubt, Mitte 70 zu sein. Sun ist etwas jünger; sie meint, dass sie noch keine 60 sei.

Vee ist Witwe. Sie fand am Ende eines langen Krankheitsweges zum Glauben. Keines der traditionellen Heilmittel wie Besuche bei einem Heiler oder Ahnenanbetung hatte ihr Besserung gebracht. Und niemand wollte sich um sie kümmern oder ihr helfen, weder ihr erwachsener Adoptivsohn, der bei ihr wohnte, noch die Nachbarn in ihrem Dorf in der Provinz Luang Prabang. So entschied sie sich in ihrer Not, es einmal bei Christen zu versuchen – obwohl sie vor ihnen gewarnt worden war. Aber sie hatte ja nichts zu verlieren. Es dauerte eine Weile, bis sie herausgefunden hatte, wo sie Christen finden könnte: Zwei Stunden entfernt von ihr traf sich eine kleine Gruppe von Nachfolgern Jesu. So machte sie sich auf den Weg zu ihnen. „Sie haben für mich gebetet – und ich wurde geheilt!“ sagt Vee voller Dankbarkeit. Wie gerne wollte sie nun an diesen Jesus glauben. Sie vertraute ihm ihr Leben an und machte sich von da an jeden Sonntag auf den Weg, um gemeinsam mit ihnen Gottesdienst zu feiern. Das war vor fünf Jahren.

Vee und Sun unterstützen sich gegenseitig.

„Bevor ich Christin war, war ich so arm.“

Etwas musste vorgefallen sein

Im Dorf war damals schnell klar, dass etwas bei Vee vorgefallen sein musste. Sie nahm nicht mehr an den traditionellen animistischen Riten teil und spendete auch nicht mehr  dafür. Einer der Dorfältesten besuchte sie daraufhin und wollte wissen, was sie für neue Freunde habe und warum sie sich so anders verhalte. „Was sind das für Leute? Wer hat dir gesagt, dass du ihrer Religion glauben solltest? Warum respektierst du die Geister unserer Ahnen nicht mehr?“ Vee antwortete: „Die Geister meiner Ahnen interessieren mich nicht. Ich war krank und habe nur bei den Christen Hilfe gefunden. Ich glaube an Jesus und mir geht es gesundheitlich viel besser.“

Auch Sun, ihre Nachbarin, hatte Vees neuen Glauben bemerkt. Sie sah, dass Vee auf einmal einen Frieden und eine Freude ausstrahlte, obwohl sie doch verwitwet und zudem sehr arm war. Auch Sun sehnte sich nach Frieden und Freude. Sie war sieben Mal verheiratet gewesen, alle ihre Ehemänner waren gewalttätig und drogen- oder alkoholabhängig gewesen. Der Mann, mit dem sie jetzt verheiratet war, hatte neben ihr noch eine Freundin.

Als Vee Sun erzählte, wie sie durch Jesus geheilt worden war und welche Hoffnung sie in ihm gefunden hatte, begann auch Sun, an Jesus zu glauben. Und sie erzählte ihrem Mann und ihren Kindern sofort von ihrem neuen Glauben. „Bevor ich Christin war, war ich so arm“, erinnert sie sich, „Eigentlich war ich halbtot, hoffnungslos und wusste mir keinen Rat mehr. Als ich dann Jesus fand, hatte ich auf einmal so viel Freude in mir – so viel, dass ich davon unbedingt jemandem erzählen musste.“

Doch Suns Mann war alles andere als erbaut von ihren Neuigkeiten. Christsein sei etwas, was sich nicht mit dem gesunden Menschenverstand vereinbaren ließe, meinte er. In seinen Augen waren Christen viel schlimmer dran als Drogenabhängige. Er zog aus ihrem gemeinsamen Haus aus.

So wie Vee lebte Sun nun mit ganzem Herzen ihr neues Leben als Jesusnachfolgerin. Sie nahm sogar den zweistündigen Weg in ein anderes Dorf auf sich, um dort vom Evangelium zu erzählen. Eines Tages erzählte eine Nachbarin Sun von ihrer schweren Krankheit. Diese Nachbarin hatte schon häufiger etwas über den Glauben an Christus von Sun gehört, doch wollte bislang nichts davon wissen. „Ich bin niemand, der viel redet“, sagte Sun. „Ich bin auch nicht besonders intelligent und kann nicht gut lesen. Ich habe ihr einfach zwei Sätze gesagt. Die haben sie getröstet, danach hat sie mich wieder besucht.“ Später fand diese Nachbarin auch zum Glauben an Jesus Christus und erzählte Sun, sie glaube, dass die bösen Geister, die sie geplagt hatten, von ihr gewichen seien, als Sun für sie gebetet hatte.

Das „Christenproblem“

Vee und Sun erzählten immer mehr Leuten von ihrem neuen Glauben. Langsam begannen sich die Dorfältesten darüber zu sorgen, wie viele Menschen im Dorf sich wohl dieser neuen Religion zuwenden würden. Einheitlichkeit in den Dörfern ist der re-gierenden kommunistischen Partei in Laos sehr wichtig. Die Dorfvorstände sollen darauf achten, dass alles gemäß den Anordnungen der Partei umgesetzt wird. Vees und Suns neuer Glaube verbreitete Unruhe. Außerdem bekamen viele Dorfbewohner Angst vor dem Unmut der Geister. Sie fürchteten, dass die Geister die Bevölkerung strafen würden, wenn immer weniger von ihnen sie anbeten würden. So entschied sich das Komitee, etwas gegen das „Christenproblem“ zu tun. Sie drohten den beiden Frauen damit, dass es ihnen wirtschaftlich bald nicht mehr gut gehen werde, wenn sie nicht ihren Glauben aufgeben würden. „Das war mir egal“, sagte Sun.

Auch Vee hielten die Drohungen des Dorfvorstandes nicht davon ab, weiter ihrem neuen Glauben treu zu sein. Der Dorfvorstand setzte daher ihren Adoptivsohn auf sie an. Er sollte seine Mutter dazu bringen, ihre „ausländische Religion“ abzulegen. Und das tat der Sohn, dabei scheute er keine Aggression. Einmal stieß er sie in den Rücken, so dass sie umfiel und trat dann mehrmals auf ihren am Boden liegenden Körper.

Der Dorfvorstand nahm sich auch Sun vor. Es sei eine westliche Religion, der sie da anhänge, das sei nichts für Laoten, sagte man ihr und drohte ihr mit Gefängnis. Nach mehrmaligen Konfrontationen sagte Sun: „Wenn ihr mich unbedingt ins Gefängnis werfen wollt – dann tut es.“ Aber soweit wollten die Dorfältesten nicht gehen. Sie zogen es vor, ihr damit zu drohen, dass sie das Dorf verlassen müsse, wenn sie weiter an Jesus glauben wollte.

Im Jahr 2020 wurden Vee und Sun zum Leitungsbüro des Dorfvorstandes beordert, wo die Polizei schon auf sie wartete, um sie aus dem Dorf zu verweisen. „Wir machen das, damit ihr gute Menschen werdet“, erklärten die Dorfleiter. Sun hatte innerlich großen Frieden, der nur von Gott kommen konnte, und dachte: „Sie können sagen, was sie wollen. Selbst wenn ich sterben muss, bin ich bereit dazu.“ Vee fragte die Ältesten: „Warum kommt ihr immer und immer wieder zu mir? Habt ihr keine Augen? Ich war sehr krank. Christen kamen, um mit mir zu beten, und ich wurde geheilt. Natürlich werde ich an den glauben, der mich geheilt hat, und mich mit den anderen Christen treffen.“ Der Dorfvorstand ordnete daraufhin ihre Ausweisung aus dem Dorf an, sie durften nichts mitnehmen.

Kleine Hausgemeinden treffen sich regelmäßig und beten zusammen.
Vees innerer Frieden, den sie in Jesus gefunden hatte, fiel ihren Nachbarn auf.

Stark durch Verfolgung

Vee und Sun verließen ihr Dorf und machten sich auf den Weg zu ihrer Gemeinde, wo einer der Gemeindeleiter sie in seinem Haus aufnahm. „Was sie mir angetan haben, war schlimm“, sagt Sun, „aber ich habe nicht den Mut verloren.“ Sie will, dass andere Menschen von Jesus hören. „Die Probleme, die ich erlebt habe, haben mich sogar dazu angespornt, mich mit immer mehr Christen zu treffen und gemeinsam mit ihnen zu beten“, sagt sie. „Die Verfolgung hat mich stärker gemacht“, fügt auch Vee hinzu. Die beiden Frauen wissen nicht, was als Nächstes kommt. Ihre eigenen Felder können sie nicht mehr bestellen und sind jetzt abhängig davon, dass andere Essen mit ihnen teilen. Aber inmitten dieser unsicheren Umstände wächst die Zahl derer, die durch sie Gott kennenlernen – denn die beiden sind weiterhin unterwegs, um anderen das Evangelium zu erklären.

Beide Frauen haben sich mit der Vergangenheit versöhnt, mit dem, was ihnen Söhne, Ehemänner, Nachbarn und Dorfleiter angetan haben. „Ehrlich gesagt, wir denken gar nicht mehr oft daran“, sagt Sun. „Ich denke niemals im Groll an sie.“ Und Vee fügt hinzu: „Gott hat in uns gewirkt, so dass wir keinen Hass auf sie haben.“

Was wird kommen? Beide erwarten, dass es wieder zu irgendeiner Art der Verfolgung kommen wird. „Dann werden wir uns ihr stellen“, sind Sun und Vee gewiss. Während sie das sagen, lachen sie. Sie sind getrost und gewiss, dass der Herr mit ihnen ist, auch inmitten ihrer schwierigen Umstände.

Bitte beten Sie

für Vee und Sun, dass sie im Glauben stark bleiben und durch ihr Zeugnis noch viele Menschen Jesus kennenlernen können.

Anteilnehmen und Lernen

„Stimme der Märtyrer“ – Das Magazin der Hilfsaktion Märtyrerkirche

Das Magazin gibt den um ihres Glaubens Willens verfolgten und bedrängten Christen eine Stimme durch ...

  • authentische Berichte von Glaubensgeschwistern,
  • ergreifende Reportagen über ungewöhnliche Erlebnisse,
  • interessante Länder-Infos und
  • aktuelle Gebetsanliegen.
Das alles und noch viel mehr finden Sie monatlich auf zwölf Seiten, die herausfordern und Mut machen.

Jetzt kostenlos abonnieren
Jetzt abonnieren