Hilfe als Zeugnis
Sri Lanka

Hilfe als Zeugnis

Am Ostersonntag 2019 kam es in Sri Lanka zu einer verherrenden Anschlagserie auf mehrere Kirchen und Hotels. In der letzten Ausgabe der „Stimme der Märtyrer“ berichteten wir bereits über einige der Familien, die den Bombenaschlag auf die Zionsgemeinde in Batticaloa vor knapp zwei Jahren überlebt haben. Heute folgt der zweite Teil des Berichts.

Chandrika saß an jenem Ostersonntag noch beim Gemeindechor vorne in der Kirche. Nach dem Chorgesang wollte sie sich zu ihrer Familie setzen. Sie sah sich um, konnte aber ihren Mann und Sohn nirgends entdecken. Sicher waren die beiden noch mit etwas Organisatorischem beschäftigt. Dass ihr Mann und einer der Pastoren an der Kirchentür mit einem fremden jungen Mann redeten, sah sie nicht.Chandrikas 9-jährige Tochter Rekshika saß mitten im Gottesdienstraum. Die Kleine hielt dort einen Platz für ihre Mutter frei.

Die Explosion

Als die Bombe explodierte, dachte Chandrika zunächst, dass etwas mit der Lautsprecheranlage nicht in Ordnung sei. Vorne in der Kirche war die Explosion weniger laut zu hören. Als Chandrika klar wurde, dass etwas Furchtbares passiert sein musste, lief sie als erstes zu Rekshika, nahm ihre Tochter an der Hand und rannte mit ihr nach draußen.

Miranthini, eine andere junge Frau, war erst kurz vor Beginn des Gottesdienstes gekommen und nahm auf einem der Plastikstühle in der Nähe der Eingangstür Platz. Sie sah den fremden jungen Mann. Seine Unruhe fiel ihr auf, doch sie dachte sich nichts dabei. Dann kam die Explosion. Miranthini fand sich auf dem Boden wieder. Sie konnte sich weder bewegen noch etwas fühlen oder hören. Menschen schrien und rannten umher. Es brannte. Miranthini sah auf ihre blutenden Beine. Sie fühlte keinen Schmerz. Bewegungslos lag sie auf dem Boden und wartete auf Hilfe.

„Die kleine Rekshika weicht seit dem Attentat nicht mehr von der Seite ihrer Mutter.“

Total geschockt

Nachdem Chandrika ihren ersten Schock überwunden und ihre Tochter in Sicherheit gebracht hatte, lief sie zur Kirche zurück, um nach ihrem Mann und ihrem Sohn zu suchen. Noch bevor sie wieder in das Gebäude hineingehen konnte, kamen Freunde auf sie zu, die ihr weinend mitteilten, dass keiner der beiden den Anschlag überlebt hatte. Der junge fremde Mann, mit dem ihr Ehemann an der Kirchentür geredet hatte, war der Attentäter. Auch ihr Sohn war ganz in der Nähe gewesen. Beide hatten keine Chance. „Emotional war ich total geschockt“, erinnert sich Chandrika, „dennoch konnte ich Gottes Gegenwart spüren.“

Auch Miranthini stand unter Schock, lag immer noch auf dem Boden. 45 Minuten musste sie auf Hilfe warten. Ihr Bein war von Bombensplittern getroffen worden und schwer verletzt. Dann kam die Feuerwehr und half, die Überlebenden in die lokalen Krankenhäusern zu  bringen, auch Miranthini.

Nach dem Anschlag

Die Monate nach dem Attentat waren schwer für Chandrika und ihre Tochter. Rekshika wich nicht mehr von der Seite ihrer Mutter. Rekshika vermisst ihren Bruder bis heute und kann seit dem Attentat nicht mehr zur Schule gehen. Manche Tage waren für  Chandrika kaum zu überstehen. Doch sie versucht, die Situation aus himmlischer Perspektive zu sehen. „Mein Mann und mein Sohn dürfen in Gottes Gegenwart sein“, sagt sie. Es tröstet sie, wenn sie daran denkt, wie Gott für ihre Familie gesorgt hat, seit sie und ihr Mann 2013 zum Glauben an Jesus fanden. Vor 2013, als sie noch Hindus waren, hatten sie zwar materiell alles, was sie zum Leben brauchten, aber sie kannten keine Zufriedenheit. Dann lernte sie Jesus kennen und alles kehrte sich um: „Wir hatten zwar kein Geld mehr, aber wir waren nie hungrig - und Gott schenkte uns Zufriedheit.“

Nach dem Bombenanschlag kam Hilfe von überall aus der Welt. Auch in Sri Lanka halfen Christen Chandrika. Diese Unterstützung fiel ihren hinduistischen Verwandten auf. „Sie fanden, diese liebevolle Unterstützung sei ein echtes Zeugnis für den Glauben, zu dem wir jetzt gehören“, berichtet Chandrika, „ich konnte ihnen sogar von unserem Glauben erzählen.“

Nicht alles ist gut

Die Bombensplitter in Miranthinis Beinen konnten nicht entfernt werden. Die Ärzte hatten zu viel Sorge, weiteren Schaden anzurichten. Seither hat sie furchtbare Schmerzen. Deshalb musste sie auch ihre Arbeit in einer Fabrik aufgeben. Jetzt wohnt sie in einem kleinen Zimmer im Hause ihrer Schwester. Manchmal betet sie, sterben zu dürfen. Die Geschwister aus der Gemeinde laden Miranthini zwar immer wieder zu den Gottesdiensten ein, aber oft kann sie vor lauter Schmerzen nicht mitkommen. Doch manchmal geht es und dann wird sie am Sonntagmorgen mit dem Minibus von der Gemeinde abgeholt. Trotz allem ist Miranthini überzeugt, dass Gott für ihr Leben einen Plan hat. „Ich war so nahe am Attentäter“, sagt sie. „Andere, die hinter mir waren, sind gestorben und verbrannt. Aber mein Leben hat Gott erhalten, deshalb glaube ich, dass er einen Plan mit mir hat.“

In Miranthins Bein sind immer noch Bombensplitter, die Schmerzen sind groß.
Trotz des Bombenterrors halten die Gläubigen in Sri Lanka fest an ihrem Glauben und den Gottesdiensten.

Dennoch getragen

Die Geschwister der Zionsgemeinde haben viel Ermutigung erlebt. Durch die praktische Hilfe und den geistlichen Beistand haben sie letztlich auch erfahren dürfen, wie Gott trägt. Und sie konnten erleben, wie die überwältigende Hilfe der weltweiten Gemeinde Jesu zu einem starken Zeugnis der Liebe Gottes wurde, die auch Außenstehende offen für den Glauben an Jesus Christus gemacht hat.

Die besondere Kraft des Zeugnisses der bedrängten Christen stellt Kenneth Harrod in dem Buch „Zerbrechliche Gefäße“ heraus und zeigt, was wir von diesen Geschwistern lernen können. Das Buch kann hier bezogen werden. Preis 9,90 €.

Die HMK in Sri Lanka

9% der Einwohner Sri Lankas sind Christen. Sie werden immer wieder Opfer von Gewalt wie bei den Anschlägen am Ostersonntag 2019. Die Partner der HMK helfen vor Ort mit:

  • Schulstipendien und Betreuung für 250 Kinder.
  • Theologischer und seelsorgerlicher Ausbildung, um Gemeinden zu unterstützen.
  • Einkommensgenerierenden Maßnahmen zum Aufbau einer neuen Existenz

Anteilnehmen und Lernen

„Stimme der Märtyrer“ – Das Magazin der Hilfsaktion Märtyrerkirche

Das Magazin gibt den um ihres Glaubens Willens verfolgten und bedrängten Christen eine Stimme durch ...

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