Winrich Scheffbuch / Foto: privat
von Winrich Scheffbuch

Wie im Blick auf Jesus Leiden überwunden werden kann

Durch die Jahrhunderte hindurch haben die Kirchen dieses Wissen in der Erinnerung an die große Schar der Märtyrer bewahrt. Der ermordete Auca-Missionar Jim Elliot hat das eindrückliche Wort gesagt: „Der ist kein Narr, der aufgibt, was er nicht behalten kann, um zu gewinnen, was er nicht verlieren kann.“ Und auch heute schenkt die verfolgte Gemeinde in unzähligen Ländern den satten Kirchen des Westens dieses Zeugnis, wie im Aufblick zu Jesus Leiden überwunden werden kann.       

Die Erfahrungen der verfolgten Gemeinde

Der chinesische Märtyrerzeuge David Yang, viele Jahre Mitarbeiter an der Kiangswan-Bibelschule in Schanghai, hat in einer Bibelauslegung geschrieben: „Es ist bedauerlich, dass viele Christen unserer Tage nach den Gütern dieser Welt trachten, aber nicht die Kostbarkeiten des Reiches Gottes begehren. Wohl glauben sie an ihre Errettung; doch sie sind nicht bereit, um Christi willen arm zu sein. Für sie bedeuten Bequemlichkeiten und Reichtümer Gnade Gottes ... Doch die geistlichen Reichtümer, wie Glaube, Freude, Kraft, Geduld und viele andere sind nur aus der Armut geboren.“

Entscheidend für das große Wachsen der illegalen Hausgemeinden in China war ihre Bibeltreue und ihr eindeutiges Bekenntnis zur Jesusnachfolge. Samuel Lamb, der vor 7 Jahren verstorbene Pastor der unglaublich großen Hausgemeinde von Guangzhou in China, brachte es auf den Punkt: „Sagt den Christen im Westen, sie sollen nicht um Freiheit für uns beten. Der mäßige Druck vonseiten der Regierung hält uns nah beim Herrn und nah beieinander!“ Und Wang Mingtao, Leiter der Untergrundgemeinden in China, sagte nach 23 Jahren Zwangsarbeitslager: „Denen, die Jesus lieb haben, muss alles zum Besten dienen“. An die Christen in Deutschland richtete er mit 90 Jahren die Botschaft: „Ihr habt viele Werke. Vergesst die erste Liebe zu Jesus nicht!“

Unter dem Kreuz ist der sicherste Ort

Der württembergische Prälat und Missionsdirektor Karl Hartenstein hat darauf hingewiesen: „Das Reich Gottes auf Erden ist immer nur im Kreuz, im Untergang aller menschlichen Kräfte, wirklich da. Alles, was wirklich groß, wirklich göttlich ist, hat die Welt gehasst und verworfen.“ Nur in dieser Selbstaufgabe bricht das Reich Gottes an unter dem Kreuz. Es gibt seitdem auch kein anderes Heils- und Siegeszeichen als das Kreuz. Und die Gemeinde, die Jesus sammelt, steht unter dem Kreuz und hält unter den Völkern der Welt die Erinnerung an Jesus wach. Dies ist der Weg, den seine Gemeinde heute gesandt wird zu diesem entscheidenden Zeugnis.

Nicht anders hat der Apostel Paulus Leiden als Würde begriffen. Als andere seine Autorität infrage stellten, hat Paulus nicht auf seinen Erfolg als Missionar oder die große Zahl neu gegründeter Gemeinden verwiesen, sondern auf die Wundmale des Christus. Die erinnerten an totale Pleiten, an Untergang, an Ohnmacht gegenüber Räubern. Da wurde er ausgepfiffen. Aber er konnte sagen: Christus ist mein Leben und Sterben mein Gewinn.

Das war mehr als alle Orden und Ehrenzeichen: Gott ist für uns, wer kann dann wider uns sein? Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? Ohne Kreuz keine Krone, aber auch keine bleibende Frucht!

In weiten Teilen der Welt ist eine Bekehrung zu Jesus Christus nie ohne schwerwiegende Bedrängnis möglich. Aber ausgerechnet im antichristlichen Hass des Islam, Buddhismus, Hinduismus und marxistischen Sozialismus wuchsen Gemeinden, die unerschrocken das Evangelium von Jesus bekannten, außerordentlich stark.

China, Indonesien, Nepal, Kuba, aber auch afrikanische Länder wie Nordnigeria und Äthiopien und Zentralasien zeigen das geistliche Grundgesetz auf: Leiden dient dem Bau der Gemeinde. Im Evangelium ist deshalb das schwerste Leiden ein Grund zu großer Freude. Im Leiden der bedrängten Christen wird immer mehr das neue Leben von Christus sichtbar. Dadurch ist Leiden kein Verhängnis, sondern voller Verheißung.

Der wahre Schatz der Gemeinde

Leidende Gemeinde ist ins Sterben geführt. Deshalb muss sie — falls sie überhaupt noch leben will — sich völlig an Jesus und seine Verheißungen binden und ihm trauen. Aber durch Jesus ist dann diese schwache und hoffnungslose Gemeinde so geborgen und sicher, dass auch die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen können.

In Zeiten, in denen die Gemeinde Jesu Achtung und Anerkennung erfährt und ihr die Last der Verfolgung erspart bleibt, mag sich immer wieder der Irrtum einschleichen, es seien der gewinnende Charme der Prediger und Chorsänger, der imponierende Eindruck oder die flott attraktive Gestalt der Gemeinde und ihrer Glieder, die dem Evangelium das entscheidende Gewicht verleihen. Immer wieder sind Christen versucht zu meinen, sie selbst müssten dem Evangelium in der Welt Anerkennung, Glaubwürdigkeit und Geltung verschaffen. Deshalb reden sie oft nur von ihrer Kirche, wo sie eigentlich von Jesus reden müssten.

Leidende Christen in der Bedrängnis erleben, wie ihnen die eigene Kraft und Stärke genommen wird. Aber mitten in Schmerzen und Ohnmacht wird ihnen im Blick auf den Ostersieger am Kreuz etwas Herrliches geoffenbart: Wir sind durch Jesus versöhnt mit Gott. Dort entdecken sie die überschwängliche Kraft von Jesus, die sich erst in ihrer Schwäche vollendet. Und sie erleben das heute schon im Glauben, dass dieser Zeit Leiden nicht wert ist der Herrlichkeit, die auch an ihnen offenbart werden soll.

Das gilt für alle Bedrängten

Der leidenden Gemeinde ist alles entzogen, was ihr Mut, Geborgenheit und Hoffnung geben könnte. So gehören für die Jesusleute Armut und Stärke, Leiden und doch Siegen in einem eigentümlichen Verhältnis zusammen, so widersprüchlich das auch klingen mag. Nie wird es aber ein triumphaler Sieg der Gemeinde, sondern es bleibt immer der Sieg von Jesus durch eine ohnmächtige, schwache Gemeinde. An einer von

vielen Seiten geschlagenen und getretenen Gemeinde wird dieser Sieg offenbar.

Das kann jeder auch beim Besuch am Leidenslager reifer Christen entdecken. Aber auch ganz wunderbar in den Zeugnissen verfolgter und bedrängter Christen in aller Welt. Die überschwängliche Kraft hat kein Mensch von Natur aus. Sie wird ganz unverdient geschenkt – allein aus Gnade durch den Glauben.

Lesen Sie diesen und weitere Texte in der Mai-Ausgabe der "Stimme der Märtyrer".

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