Jesus im Dorf der Helden
Vietnam

Jesus im Dorf der Helden

Linh reist regelmäßig in ein kommunistisches Dorf, um den Menschen dort das Evangelium zu bringen

Jedes Wochenende sind Linh und ihr Ehemann fünf Stunden mit dem Motorrad unterwegs, um das Evangelium in ein Dorf zu bringen, das bekannt ist als ein „Dorf der kommunistischen Helden“. Hier lebten einst Soldaten, die während des Vietnamkriegs im Kampf gegen die USA ihr Leben ließen. Die Dorfbewohner sind sehr stolz auf ihre gefallenen Helden und führen einen zutiefst kommunistischen Lebensstil. Viele von ihnen lebten schon zu Zeiten des Krieges in diesem Dorf und können sich noch persönlich an die gefallenen Soldaten erinnern.

In einem Land, in dem der Großteil der Bevölkerung Ahnenkult betreibt und seine Vorfahren anbetet, ist die Verehrung derer, die für den Kommunismus kämpften und starben, eine heilige Pflicht. Für manche sind diese Kriegshelden sogar wie eine Art „Schutzgeister“ für das Dorf und die Erinnerung an sie ist ein wichtiger Bestandteil des vom Staat propagierten kommunistischen Nationalstolzes.

Ursprünglich war Linhs Ehemann dagegen, dass seine Frau in diesem Dorf evangelisiert. Er befürchtete, sie könnte verhaftet werden. Mit der Zeit fühlte er sich jedoch dazu verpflichtet, sie zu unterstützen. Inzwischen betet er sogar dafür, dass ihr Dienst Früchte trägt. Wenn er Linh auf ihren Ausflügen begleitet, bleibt er allerdings immer bei den Motorrädern, während sie herumgeht und die Gute Nachricht von Jesus Christus weitergibt.

Nicht jeder kann einfach so dieses Dorf betreten, das Linh jedes Wochenende besucht. Sie bekam 2007 nur deshalb die Erlaubnis dazu, weil ihr Mann in diesem Dorf aufgewachsen war. Jeder, der in solch einem „Heldendorf“ leben möchte, muss mindestens ein Mitglied in seiner Familie nachweisen können, das während des Krieges mit Auszeichnung gedient hat.

„Für einen Fremden ist es sehr schwer, in solch ein Dorf zu gelangen“, erklärt Linh, „aber wenn man Freunde oder Verwandte in diesem Dorf hat, dann hat man gute Chancen. Trotzdem wird man dann auf Schritt und Tritt beobachtet.“

 

Wie aus Angst Mut wurde

Ihren Eifer und ihren Mut, das Evangelium zu verkünden, entwickelte Linh während eines zweijährigen Jüngerschaftskurses, den sie im Jahr 2005 abgeschlossen hatte. „Wenn ich diesen Kurs nicht besucht hätte, würde ich heute nicht machen, was ich tue“, sagt sie. „Er hat mir geholfen, mehr vom Leben Jesu und Gottes Wesen zu verstehen. Und ich habe gelernt, wie man die Gute Nachricht weitergeben und Menschen zu Jesus führen kann.“

Wochenende für Wochenende geht Linh nun von Haus zu Haus und erzählt den Menschen im „Heldendorf“ von Jesus – egal ob Mann, Frau, jung oder alt. Sie arbeitet daran, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen und zu pflegen, denn sie ist kein Vertreter, der irgendetwas verkauft. Ihr Anliegen ist es, jemanden mit ihnen zu teilen: Jesus Christus.

„Bevor ich ein Haus betrete, bete ich für die Familie, die darin wohnt“, erklärt Linh. „Wenn sie bereit sind, Christus als ihren Herrn anzunehmen, dann bete ich mit ihnen. Wenn nicht, gehe ich wieder.“  

Wenn eine Familie sich bekehrt, besucht Linh sie im Anschluss regelmäßig, um mit ihnen zu beten und sie zu ermutigen. Sie liest mit ihnen in der Bibel und bringt ihnen christliche Lieder bei. Viele Menschen in dem Dorf interessieren sich für den Glauben, obwohl sie vielleicht anfangs abweisend sind, wenn sie erst einmal mitbekommen, dass ihre Nachbarn Christen geworden sind.

Seitdem Linh vor zwölf Jahren angefangen hat, dieses Dorf zu besuchen, haben sich mehr als 300 Menschen für Jesus Christus entschieden – das ist etwa ein Drittel aller Dorfbewohner. „Davor gab es in diesem Dorf keine Christen“, sagt Linh. „Das ist auch der Grund dafür, dass ich mich von Gott berufen gefühlt habe, dorthin zu gehen. Auch wenn ich Angst davor hatte, so habe ich doch die vielen verlorenen Menschen gesehen und wusste: Ich musste dieses Opfer bringen und ihnen die Gute Nachricht verkünden.“

 

Standhaft in Verfolgung

Immer wieder drohen die Behörden Linh damit, sie ins Gefängnis zu bringen, sollte sie weiterhin das Evangelium predigen. Sie sagen, das Christentum sei der amerikanische Feind des Kommunismus. Doch Linh lässt sich in ihrer Entschlossenheit nicht davon abbringen, von ottes wunderbarem Geschenk der Rettung weiterzusagen. „Wenn Sie der Meinung sind, mich verhaften zu müssen, dann verhaften Sie mich!“ entgegnet sie ihren Verfolgern. „Ich tue nichts Falsches.“

Linh besucht das Dorf immer zu unterschiedlichen Zeiten, damit die Behörden sie nicht erwischen. Sie gibt sich große Mühe, den Einwohnern aus dem Weg zu gehen, von denen sie weiß, dass sie gegen sie sind und sie bei den Behörden anschwärzen würden. Kommt es doch einmal zu einer Auseinandersetzung, so bleibt sie dennoch stets freundlich und liebevoll. „Die Verfolgung hat meinen Glauben in Gott gestärkt“, erzählt sie.

Linh hat zwei Töchter und zwei Söhne im Alter von 16 bis 22 Jahren sowie ein Enkelkind. Sie vermisst sie jedes Wochenende. „Wenn ich unterwegs bin, kann ich nicht für meine Kinder da sein; das ist eine große Herausforderung.“ Trotzdem ist sie überzeugt davon, dass es das Opfer wert ist. Ihre Arbeit hilft anderen Menschen, eine Beziehung zu Jesus Christus aufzubauen.

Inzwischen leitet Linh den gleichen Jüngerschaftskurs, den sie durchlaufen hat, für Dutzende von jungen Menschen – die meisten von ihnen sind um die zwanzig Jahre alt. Außerdem hat sie eine Hausgemeinde in dem „Heldendorf“ gegründet: Etwa 50 Gläubige versammeln sich jeden Sonntag zum Gottesdienst. Sie treffen sich immer bei jemand anderem zu Hause, um so nicht von den Behörden entdeckt zu werden.

Vor etwa drei Jahren haben Verwandte von Linhs Ehemann ihnen ein Stück Land in diesem „Heldendorf“ geschenkt, sodass sie darauf eine Bananenplantage anpflanzen können mit dem Ziel, einmal in diesem Dorf ansässig zu werden und davon leben zu können. Noch haben sie kein Haus darauf errichtet, aber vor Kurzem haben sie damit angefangen, auch unter der Woche dort zu bleiben, um das Land zu bestellen – und mit den Dorfbewohnern Zeit zu verbringen.

Bitte beten Sie für Linh!

Linh bittet uns um Gebet: Dafür, dass sie die Gute Nachricht weiterhin in das „Heldendorf“ bringen kann, vor allem auch dann, wenn sie müde ist und ihre Familie zu Hause vermisst. Und sie bittet uns für diejenigen in dem Dorf zu beten, die Jesus Christus noch nicht als ihren Herrn in ihr Leben aufgenommen haben.

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