Falscher Frieden?
Zentralasien

Falscher Frieden?

Jacob und seine Frau Nasiba leben mit ihren vier Kindern in einem kleinen zentralasiatischen Dorf. Als strenggläubiger Moslem wollte Jacob in seinem Leben das Richtige tun und hielt sich strikt an die Regeln seiner Religion. Um ihn herum sah er jedoch, dass es viele Muslime mit ihrem Glauben nicht so genau zu nehmen schienen. Das verunsicherte ihn.

Eines Tages bekam die Familie Besuch von Nasibas Schwester. Sie arbeitete als Putzhilfe bei einer Missionarsfamilie in der Stadt und hatte durch sie zum Glauben an Jesus gefunden. Aufgeregt erzählte sie Jacob und Nasiba davon. Jacob war erst sehr skeptisch, weil die Christen, von denen Nasibas Schwester sprach, Ausländer waren und ihre Religion somit eine fremde Religion war. Doch beide waren zugleich neugierig und so sprachen sie die ganze Nacht über den Glauben an Jesus. Schließlich entschieden sie sich ebenfalls dafür, diesem Jesus nachzufolgen.

Voller Freude erzählten sie ihren Verwandten von Jesus und dem Weg der Wahrheit. Doch sie erlebten nur Ablehnung: Jacobs Bruder schlug wütend auf ihn ein, und die anderen Verwandten begannen, die beiden zu meiden. Sie grüßten sie nicht mehr auf der Straße und schlossen sie von den Familienfeiern aus. „Wenn Ihr euren neuen Glauben aufgebt und zum Islam zurückkehrt, wird alles wie früher“, sagten sie. Dieses „Friedensangebot“ war für Jacob und Nasiba jedoch keine Option. Sie wollten lieber Jesus nachfolgen und ihre gerade gefundene Hoffnung nicht mehr aufgeben.

Endlich Gemeinschaft erleben

Kurz darauf wurden Jacob, Nasiba und die Kinder von Christen aus einem Nachbarort eingeladen. Für die beiden war das mit Ausnahme des Besuchs von Nasibas Schwester das erste Treffen mit anderen Christen überhaupt. Sie saßen lange beim Essen zusammen und tauschten sich über ihr verändertes Leben aus, seitdem sie zu Jesus gefunden hatten. Diese Begegnung mit anderen Christen war für Jacob und Nasiba sehr bewegend und bestärkte sie in ihrer Glaubensentscheidung.

Von nun an erzählten sie den Leuten in ihrem Dorf im vertraulichen Gespräch von Jesus. Das blieb nicht ohne Frucht. Einige Dorfbewohner bekehrten sich daraufhin. Das machte einflussreiche Muslime auf sie aufmerksam. Aufgebracht beschlossen sie, die Familie aus dem Dorf zu verbannen, sollte sie ihren Glauben nicht aufgeben. So mussten Jacob, Nasiba und die Kinder ihr Dorf verlassen und zogen zu Nasibas Schwester in die Stadt. Dort fand Nasiba Arbeit in einem christlichen Projekt und Jacob wurde von der örtlichen Gemeinde zum Pastor berufen. Heimlich besuchten sie auch hin und wieder das Dorf, aus dem sie vertrieben worden waren. Dort ermutigten sie die Christen.

Nach etlichen Jahren zogen sie schließlich zurück in ihr Dorf. Doch noch immer begegneten ihnen die Menschen mit Argwohn. Zudem hatten fanatische muslimische Aktivisten die Dorfbewohner radikalisiert: Keiner, der nicht im Koran las und muslimische Gebete sprach, fand mehr Arbeit. So mussten sie das Dorf erneut verlassen.

„Die Schüler aus unserer Region finden, dass es zur Identität unseres Landes gehört, Moslem zu sein.“

Gottes Liebe ganz praktisch

Zurück in der Stadt war es für die Familie schwierig, wieder Fuß zu fassen. Der Umzug belastete sie sehr. Die Probleme und Herausforderungen der vergangenen Jahre nahmen sie sichtlich mit. Jacob überlegte sogar, seinen Dienst als Pastor auf-zugeben. Da schenkte Gott plötzlich einen Lichtblick: die Möglichkeit, eine Zeit lang in einem christlichen Zentrum in einem Nachbarland eine Auszeit zu nehmen, um an Leib und Seele aufzutanken und auch medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Jacob erlebte in dieser Zeit ganz praktisch Gottes Liebe und Fürsorge für sich persönlich. Das ermutigte ihn sehr. Er merkte, dass Gott nicht wollte, dass er seine Arbeit als Pastor aufgab, sondern dass er im Vertrauen auf Jesus weiterhin diesen Dienst tun sollte. Durch die Liebe und Fürsorge im Zentrum kam die ganze Familie zur Ruhe und erlebte in der Gemeinschaft mit den anderen Christen Ermutigung. Auch für die Kinder war es eine wichtige Zeit. Sie hatten ebenfalls sehr unter den Folgen der Verfolgung zu leiden gehabt. Nun kümmerten sich die Mitarbeiter des christlichen Zentrums liebevoll um sie. Mit neuer Kraft kehrte die Familie in ihre Heimat zurück.

Wie die Kinder die schwierige Zeit erlebten

Als man die Kinder nach ihren Erfahrungen während der schweren Zeit der Verfolgung fragte, erzählten die Töchter Ester (11) und Asima (15): „Die Leute wissen, dass wir Christen sind – auch wenn wir es ihnen nicht erzählen. Manchmal beschimpfen uns unsere Klassenkameraden als „Verräter“ oder „Unreine“. Manchmal stellen uns auch die Lehrer vor der ganzen Klasse bloß, um den anderen zu zeigen: So wie die sollt ihr nicht werden. Unsere Mutter ermahnt uns oft, uns in der Schule besondere Mühe zu geben und fleißig zu sein, damit die Lehrer nichts an uns auszusetzen haben. Aber manchmal geben die Lehrer uns absichtlich schlechte Noten. In der Stadt ist es etwas besser als im Dorf. Hier sind die Leute weniger fanatisch, und wir haben auch ein paar christliche Freunde. Doch in der Schule ist es sehr schwer, die Lehrer versuchen uns immer wieder zu zwingen, die muslimischen Gebete mitzubeten. Wenn wir uns weigern, werden sie wütend.“

Der älteste Sohn Jon (17) erzählt: „Ich habe die Möglichkeit, eine Schule mit Schülern aus den verschiedensten Nationen wie Korea, Russland oder der Ukraine zu besuchen. Hier kann ich offen erzählen, dass ich Christ bin. Aber die Schüler aus unserer Region finden das seltsam. Sie sind der Überzeugung, dass es zur Identität unseres Landes gehört, Moslem zu sein, und dass wir nicht das Recht haben, uns unsere Religion frei auszusuchen. Einer der Jungen hat einmal gedroht, die Polizei auf mich aufmerksam zu machen. Sein Onkel meinte nämlich, dass Leute wie ich eigentlich ins Gefängnis gehörten und dass es illegal sei, Christ zu sein. Ich weiß zwar, dass das nicht stimmt, aber ganz wohl war mir trotzdem nicht.“

Bitte beten Sie

für Jacob, Nasiba und die Kinder um Kraft, Mut und Schutz und Bewahrung.

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