Ein Imam wird Christ
Indien

Ein Imam wird Christ

Dr. Saqibs Herz brennt dafür, anderen von Jesus zu erzählen (Symbolbild)

Saqib wuchs als strenger Moslem auf und wollte die Welt für den Islam gewinnen. Als junger Mann bekam er die Gelegenheit, ein Promotionsstudium in Riad und Mekka in Saudi-Arabien zu absolvieren. Anschließend sollte er als muslimischer „Missionar“ nach Norwegen oder Nepal ausgesandt werden. Da er an der indisch-nepalesischen Grenze aufgewachsen war, konnte er schon die Sprache und entschied sich deshalb für Nepal. Dort gründete er in nur wenigen Jahre 22 Moscheen, in einer Zeit, in der Christen in Nepal besonders starker Verfolgung ausgesetzt waren.

Jeden Morgen trank Saqib seinen Tee in einem Café, in dem er eines Tages einem schwedischen Christen begegnete. Sie konnten sich nicht verständigen, da der Schwede nur englisch sprach, dennoch tranken sie von da an ihren Tee oft zusammen. Bis der Christ eines Morgens nicht mehr da war – er hatte aufgrund einer schweren Erkrankung seiner Frau das Land über Nacht verlassen. Bevor er gegangen war, hatte er dem Besitzer des Cafés noch ein Neues Testament überlassen und ihn darum gebeten, es „dem Mann zu geben, mit dem er immer zusammen Tee getrunken hatte“. Saqib nahm das Buch an, schenkte ihm jedoch keine weitere Beachtung.

Einige Jahre später wurde Saqib dazu eingeladen, in Bangladesch auf einer großen Konferenz mit etwa 2.000 Teilnehmern zu muslimischen Missionaren zu sprechen. Während er sich darauf vorbereitete, dachte er, er könne ja auch einmal einen Blick ins „Injil“ (arabisches Wort für das Neue Testament) werfen. Er begann mit dem ersten Johanneskapitel: „Im Anfang war das Wort…“, und dachte: „Interessant. Das steht im Koran auch, dass Allah die Welt durch sein Wort erschaffen hat…“ Beeindruckt las er weiter, bis er auf Johannes 3,16 stieß: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ Aufgebracht wollte Saqib das Buch schon wieder aus der Hand legen, als ihm folgender Gedanke in den Sinn kam:Sagen die Muslime nicht, dass alle Gläubigen Nachkommen der 9. Frau Mohammeds sind? Damit ist natürlich nicht die leibliche Verwandtschaft gemeint, sondern die geistliche. Und genauso meint auch die Bibel nicht, dass Gott geheiratet und einen Sohn gezeugt hat. Die Sohnschaft ist geistlich zu verstehen.

„Allah, bitte zeige mir die Wahrheit!“

Also fuhr Saqib fort und las von Gottes Heiligkeit. Er fragte sich, ob er wohl vor Gott bestehen würde. Er hatte gelernt, dass im Koran steht, allen Menschen sei auf der Stirn entweder das Wort „Himmel“ oder „Hölle“ geschrieben. Aber niemand könne diesen Urteilsspruch über sich lesen, also fragte sich Saqib: „Mein ganzes Leben widme ich dem Islam – um am Schluss trotzdem nicht zu wissen, ob ich in den Himmel oder in die Hölle komme?!?“

Immer wieder fand Saqib im Neuen Testament Antworten auf seine kritischen Fragen, sodass er schließlich anfing, regelmäßig in der Moschee zu beten: „Allah (arab. Für „Gott“, Anm. d. Red.), zeig mir die Wahrheit!“

Eines Abends, er war gerade eingeschlafen, weckte ihn plötzlich ein helles Licht in der Ecke seines Zimmers. Eine Stimme sprach: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben!“ Saqib war überzeugt davon, dass es nur eine Halluzination sein konnte. Schließlich steht im Koran, dass Allah nicht direkt zu Menschen spricht. Er versuchte, wieder einzuschlafen. Doch drei Tage später erlebte er genau das Gleiche – wieder waren da ein helles Licht in seinem Zimmer und die hörbaren Worte: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben!“ – „In dieser Nacht“, erinnert sich Saqib, „wusste ich, dass ich Isa nachfolgen musste.“

In Indien leben mehr als 180 Millionen Muslime

Die Verfolgung beginnt

Er sprach zunächst mit seiner Frau darüber. Doch sie war nur schockiert und wollte nichts davon wissen. Einige Male predigte er noch in den Moscheen, bis man ihn schließlich zur Rede stellte: „Bist du nun ein Christ oder ein Moslem?“ – „Ich bin ein Nachfolger von Isa“ lautete seine Antwort. Daraufhin wurde er aus der Region vertrieben. Seine Frau wollte ihn nicht begleiten. Sie fürchtete, Saqib könnte sie dazu zwingen, sich zum Christentum zu bekehren.

Die kommenden vier Jahre verbrachte Saqib an verschiedenen Orten. Er suchte den Kontakt zu Christen und predigte auch weiterhin in Moscheen. Schließlich traf er einen Pastor und bat darum, von ihm getauft zu werden. Doch der Pastor weigerte sich. Er könne Saqib nicht taufen, so lange dieser solch einen langen Bart trug. Aber Saqib gab nicht auf und bat den Pastor nach einer Weile erneut inständig um die Taufe. Der Pastor blieb hart. Da sagte Saqib: „Hör zu, wenn ich einmal vor Gott stehe und nicht getauft bin, dann musst du das vor Gottes Angesicht verantworten.“ Daraufhin wurde er getauft. Die beiden Männer sind bis heute Freunde.

Nach vier Jahren kehrte Saqib in die Heimat zurück. Seine Familie war ihm gegenüber jedoch immer noch feindselig gestimmt. Er versprach seiner Frau, sie nicht zur Bekehrung zu zwingen, sodass sie schließlich einwilligte, mit ihm zu kommen. Doch der Dienst als Evangelist fiel ihm schwer ohne die Unterstützung seiner Frau. „Ich betete: ‚Herr, ich habe ihr versprochen, sie zu nichts zu zwingen. Aber es ist so schwer, gemeinsam unterwegs zu sein.‘“, erinnert sich Saqib. Da hatte er plötzlich den Eindruck, er solle ab sofort nur noch laut in der Bibel lesen und auch nur noch laut beten. Nach kurzer Zeit kam seine Frau ebenfalls zum christlichen Glauben. Von da an evangelisierten sie gemeinsam. Sie gingen sie von Haus zu Haus; beteten für die Kranken und erzählten von Jesus. „Bei uns gibt’s unzählige Geschichten von Krankenheilungen“ lächelt Saqib.

Dr. Saqibs Dienst trägt Frucht

Wenn Saqib in eine Moschee kommt, wird schnell bekannt, dass er einen hohen Titel aus Mekka hat. So wurde er beispielsweise einmal direkt nach vorn gerufen wurde, um die Predigt vor etwa 800 Muslimen zu halten. Ein anderes Mal sprach er 45 Minuten lang über Mose. Danach waren seine Zuhörer umso neugieriger geworden. „Woher weißt du denn das alles?“ – „Aus der Bibel, die uns auch von Allah gegeben ist.“ – „Unglaublich, wir brauchen dieses Buch auch. Kannst du es uns besorgen?“

Es entstanden immer mehr Hausgemeinden. „Wir versuchen immer, eine ganze Familie zu erreichen“, erklärt Saqib. „Erst dann entsteht eine stabile Größe. Wenn einer krank wird oder stirbt, fällt nicht gleich alles zusammen.“ Mittlerweile besteht ein Netzwerk von Christen, die in über 50 Hausgemeinden gehen.

Doch Saqibs Dienst unter den Muslimen im Norden Indiens hat auch seinen Preis. Einige Gläubige mussten ihr Leben lassen. So zum Beispiel ein Familienvater, dem gesagt wurde, er solle seiner Frau Einhalt gebieten. Sie hatte immer mehr Frauen um sich geschart und ihnen von Jesus erzählt. Die muslimische Gemeinschaft drohte ihm deshalb, er solle seine Frau zurechtweisen, oder sie würden ihn sonst umbringen. Eines Tages kamen sie mit einer Eisenstange und stellten ihn zur Rede. Der Ehemann sagte: „Wir haben erfahren, dass Jesus lebt und Wunder tut. Wie könnten wir uns von ihm abwenden?“ – Daraufhin wurde er von den Männern zu Tode geprügelt.

Viele Christen in Indien sind zu arm oder leben zu abgeschieden, um an Bibeln zu kommen

„Wir hören nicht auf, von Christus zu erzählen“

Bekehren sich Familien zum Christentum, werden sie oft aus der Dorfgemeinschaft verstoßen. So wurden beispielsweise Christen in einem Dorf gewarnt, sie sollen zum „richtigen Glauben“ zurückzukommen. Es war den Führern im Dorf ein Dorn im Auge, dass immer mehr Muslime direkt nach dem Freitagsgebet in der Moschee in die gegenüberliegende Gemeinde kamen. Doch einer der Christen antwortete: „Wenn ihr nicht mehr mit uns zusammensitzen wollt, dann setzt euch nicht mehr mit uns zusammen. Wenn ihr nicht mehr bei uns einkaufen wollte, dann kauft nicht mehr bei uns ein. Und auch wenn ihr uns kein Wasser mehr geben wollt, dann gebt uns kein Wasser mehr. Aber wir hören nicht auf, von Christus zu erzählen.“

Kurze Zeit später predigte ein Mullah im Ort, dass die Christen in diesem Dorf kein Bleiberecht mehr hätten. In der darauffolgenden Nacht gegen drei Uhr wurde ein Feuer in den vier Häusern der christlichen Familien gelegt. Man versuchte sie zu töten, aber sie konnten ihre Häuser gerade noch rechtzeitig verlassen. Ihr gesamtes Hab und Gut verbrannte. Sie hatten am nächsten Morgen nicht einmal mehr ein Reiskorn zum Essen übrig. Wochenlang mussten sie unter Zeltplanen leben. Doch sie haben sich entschieden, zu bleiben, um weiterhin Zeugen für Jesus Christus zu sein.

Die HMK konnte den vier Familien beim Wiederaufbau ihrer Häuser helfen. Auch Projekte, in denen Saqib mitarbeitet, werden von der HMK unterstützt – so bilden wir beispielsweise christliche Leiter aus und rüsten Gläubige in Jüngerschaftsschulen zu. Sie können uns dabei zur Seite stehen, indem Sie unter dem Stichwort „INDIEN“ spenden. Aber vor allem: Sie können für dieses Land beten. Bitten Sie mit uns Gott darum, dass die indischen Christen innerlich stark bleiben – und dass noch viele Inder den Weg zu Jesus finden.

*Name aus Sicherheitsgründen geändert

Indien
Länderinfo

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Christen in Indien werden tätlich angegriffen, aus Dorfgemeinschaften vertrieben und ihre Kirchen zerstört. Nicht selten verhaftet man sie mit der Begründung, Nicht-Christen unter Zwang bekehren zu wollen.Etwa 80 Prozent der Bewohner Indiens sind Hindus. Das Land ist auch der Geburtsort des Buddhismus und beheimatet die zweitgrößte muslimische Population weltweit: Ungefähr 180 Millionen Menschen gehören dem Islam an. Mit knapp fünf Prozent der Gesamtbevölkerung stellt die Christenheit eine verschwindend geringe Minderheit dar. Sie wird von mehreren Seiten verfolgt. Zum einen wollen extremistische Hindu-Gruppierungen, politische Machthaber auf lokaler Ebene und nationalistische Hindus das Land von fremden Einflüssen „reinigen“ und die hinduistische Identität der Nation stärken. Sie sehen Christen als Verräter ihres Heimatlandes an. Extremistischer Hinduismus ist mit Abstand die stärkste Triebkraft der Verfolgung in Indien – und extremistische Gruppierungen oder wütende Mobs, aufgestachelt von hinduistischen Geistlichen, können oft straffrei agieren, weil die hindu-nationalistische Partei Bharatiya Janata Partei BJP die meisten lokalen, nationalen und staatlichen Behörden dominiert. Zum anderen geht auch von diversen anderen extremistischen Gruppen Verfolgung aus, wie etwa von extremistischen Buddhisten in Ladakh, dem Neobuddhismus in Maharashtra und Uttar Pradesh sowie extremistischen Sikhs im Punjab. Seit 2014 beeinflusst religiös motivierter Nationalismus auch Stammesgruppen und führt dazu, dass sie ihre Religionen als zum Hinduismus zugehörig betrachten. In Gegenden, wo Muslime die Mehrheit bilden, werden Inder angefeindet, wenn sie vom Islam zum Christentum übertreten. Seit 2014 bildet die BJP die Mehrheit im indischen Parlament und obwohl Premierminister Narenda Modi öffentlich bezeugte, seine Regierung werde religiöse Diskriminierung nicht tolerieren, sprechen seine Handlungen eine andere Sprache. Vage Richtlinien wie Antikonvertierungsesetze (Gesetze gegen die Bekehrung von Hindus zu anderen Religionen) sind in mehreren indischen Bundesstaaten in Kraft, und der Wunsch nach solch einem Gesetz auf Bundesebene erhält immer mehr Unterstützung.

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