Das Licht des Evangeliums scheint in Darfur
Sudan

Das Licht des Evangeliums scheint in Darfur

2011 sah es mit Gemeindegründungen in der sudanesischen Region Darfur eher düster aus. Sieben Jahre ethnische Säuberung durch die islamistische Regierung und ein anhaltender Konflikt zwischen ihr und Milizengruppen hatten zu 300.000 Toten und zwei Millionen Flüchtlingen geführt. Nach der Unabhängigkeit des Südsudans hatte die Regierung Sudans schließlich Ende 2011 noch alle Nicht-Regierungsorganisationen aus der Region Darfur ausgewiesen – auch alle christliche Organisationen aus dem Ausland.

Also änderten die christlichen Leiter in der Hauptstadt Khartum ihre Strategie: Ihnen wurde klar, dass die Menschen in Darfur das Evangelium von ihren eigenen Leuten hören mussten. Zu diesem Zweck kehrte eine Handvoll Gläubiger, die zwar in Khartum lebten aber aus Darfur stammten, in diese Gegend zurück und legten vor ihren Freunden und ihrer Familie Zeugnis von Jesus ab. Darunter war auch ein Mann namens Ameen. Dies markierte den Beginn der ersten einheimischen Gemeindebewegung in dieser Region. „Es war der Moment, an dem Gott begann, die Menschen zu verändern“, erinnert sich Ameen.

Ameen war fünf Jahre zuvor, im Alter von 21 Jahren, Christ geworden. Während er in Darfur studiert und daran gearbeitet hatte, den Koran auswendig zu lernen, war sein Eifer für den Islam plötzlich von einem Traum erschüttert worden, in dem Jesus zu ihm sagte: "Du musst MIR dein Leben übergeben". Ameen reiste daraufhin zwei Tage weit, um die nächstgelegene Kirche zu erreichen, aber es fiel ihm schwer, mit den Gläubigen dort Kontakt aufzunehmen. Die Gemeindemitglieder waren überzeugt, es gäbe keine Christen in Darfur, und betrachteten ihn als Außenseiter. „Immer, wenn ich durch die Tür hereinkam, waren sie nicht besonders begeistert davon, dass ich gekommen war.“, sagt Ameen. „Deshalb war es auch schwierig für die Evangelisten und Priester, mir mehr über Jesus und die Bibel beizubringen. Ich war eine Bedrohung für ihre Kirche.“

Ein steiniger Weg

Ameen wurde aufgrund seines Glaubens Schritt für Schritt von seiner Familie und seinem Umfeld isoliert. Schließlich reiste Ameen in den Süden nach Uganda, wo er eine Bibelschule besuchte und Evangelist wurde. Aber seine Lehrer warnten ihn, dass er vor Herausforderungen stehen würde. "Sie haben mich vorbereitet und mir gesagt, dass Verfolgung herrscht", erzählt er, „und sie haben mich gelehrt, im Glauben standhaft zu bleiben. Das ist eine der Herausforderungen in meinem Dienst. Aber ich hatte keine Angst“.

Nachdem er das Evangelium in Darfur verkündet hatte, zog Ameen nach Khartum, um unter den Studenten der dortigen Universität zu evangelisieren. Dort traf er sich auch mit Nasif, einem alten Freund aus dem Dorf seiner Kindheit, der sich ebenfalls mit dem Christentum auseinandergesetzt hatte, nachdem er dem Islam gegenüber skeptisch geworden war. Die beiden lasen gemeinsam in der Bibel und wuchsen zusammen im Glauben.

„Später gründeten wir eine kleine Gemeinde mit all den neuen Gläubigen aus Darfur“, sagt Ameen. „Wir beteten zusammen, lasen in der Bibel und entdeckten viel gemeinsam. Dann bin ich mit Nasif zu Konferenzen nach Ägypten und in den Südsudan gereist, um mehr darüber zu lernen, wie man andere im Glauben lehrt und begleitet.“ Während Ameen, Nasif und die anderen die Gute Nachricht an ihre Freunde aus Darfur weitergaben, stellten sie fest, dass viele Menschen in Darfur bereit waren, den Islam zu verlassen. Ameen schätzt, dass bis zum Jahr 2013 etwa 200 von ihnen Christen geworden waren.

Ameen und Nasif gerieten bald unter die Beobachtung der islamistischen sudanesischen Regierung. Im Jahr 2013 wurde Ameen schließlich, als er mit Studenten in Khartum über Jesus redete, von den Behörden festgenommen. In den darauffolgenden Verhören fragten sie Ameen nach jeder einzelnen Person, die er zum Glauben an Jesus Christus geführt hatte. „Das ist einer der Gründe, warum die Regierung hinter mir her war“, sagt Ameen. Sie versuchten, ihn dazu zu zwingen, die Namen all derer herauszugeben, die den Islam verlassen und sich dem Christentum angeschlossen hatten. Aber Ameen weigerte sich. „Diese Menschen haben sich entschieden, Jesus zu folgen, sie können nicht mehr zurück“, hatte Ameen ihnen geantwortet. „Sie sind bereit, zu sterben, so wie ich.“ Drei Tage lang wurde Ameen an einem unbekannten Ort verprügelt – einmal von sechs Männern gleichzeitig, die auf seine Arme und seinen Rücken einschlugen. Armeen blieb während der gesamten Folter standhaft und wurde nach drei Tagen wieder freigelassen. Er versteckte sich anschließend drei Wochen lang im Südsudan bevor er nach Khartum zurückkehrte. Zwei Jahre später wurde er zusammen mit weiteren sudanesischen Christen erneut verhaftet. Auf Grundlage falscher Anschuldigungen verurteilte man ihn zu 25 Jahren Gefängnis und er verbrachte über ein Jahr hinter Gittern.

Im Sudan ist die Mehrheit der Einwohner sunnitischen Glaubens

Die Gemeinde Gottes wächst

Obwohl Ameen und Nasif inzwischen in einem anderen Land leben, evangelisieren sie weiterhin unter den Muslimen in Darfur über die Sozialen Medien oder wenn sie im Sudan sind. „Wir konzentrieren uns auf Menschen, die einen höheren Bildungsabschluss haben. Wir wissen, dass diese Leute aufgrund der Position, die sie in der Gesellschaft haben, respektiert werden“, erklärt Nasif. Um gebildete Muslime zu erreichen, vergleichen sie den Propheten Jesus, wie man ihn im Koran findet, mit Jesus, dem Gottessohn aus der Bibel. Auf diese Weise hinterfragen sie das Bild, dass die Menschen vom Christentum haben. Wenn dann jemand Christ wird, nehmen sie sich die Zeit, ihm die Grundlagen des Glaubens beizubringen und ihm zu helfen, als Christ zu wachsen.

Ameen und Nasif schätzen, dass inzwischen mehr als 3.000 Gläubige aus Darfur im Sudan leben. Obwohl sie denken, dass es zahlreiche Gründe dafür gibt, warum Muslime aus Darfur offen für das Evangelium sind, glauben sie, dass einer überwiegt: Die meisten Menschen sind davon abgestoßen, wie viele Muslime durch die Hand der islamistischen Regierung sterben mussten. Und die einzigen, die zu helfen versuchen, sind Christen. “Die einzigen, die nach Darfur kamen, um den Menschen zu helfen und ihnen Liebe entgegenzubringen, waren christliche Organisationen“ erklärt Ameen. „Die Menschen fangen an zu fragen: ‚Weshalb kommen unsere Brüder die Muslime uns nicht zu Hilfe? Warum sind die Muslime diejenigen, die uns töten?‘“

Seit der Absetzung der sudanesischen Diktators Omar al-Baschir im April vergangenen Jahres hat sich viel für die Christen im Sudan verbessert – zumindest zeitweise. Es gibt hoffnungsvolle Anzeichen für eine aufkeimende Religionsfreiheit, während das Land versucht, sein internationales Image unter einer militärisch-zivilen Übergangsregierung zu verbessern. Im Dezember hatte der Sudan beispielsweise Weihnachten zu einem offiziellen Feiertag erklärt. Das wäre unter dem Regime von al-Baschir undenkbar gewesen.

Die Gemeinden in Darfur und im restlichen Sudan nutzen diese Übergangsphase. „Ich denke, für die Christen ist das gerade eine Riesenchance“, sagt Ameen. „Wir schauen, wo wir noch weitere Gemeinden gründen können und wie wir noch mehr Christen darin unterstützen können, im Glauben zu wachsen. Viele Menschen entscheiden sich gerade dafür, Jesus nachzufolgen. Aber unser Ziel ist es, dass sie reife und mündige Christen werden. Wenn wir ihnen beibringen, wie man Fische fängt, und sie dann nicht auch darin unterweisen, wie man sie kocht und zubereitet, wäre das schlecht.“
 

Wie wird es weiter gehen?

Ameen glaubt, dass die Mehrheit der Menschen in Darfur, die eine relativ junge Bevölkerung darstellt, in etwa zehn Jahren Christen sein wird, wenn weiterhin unter ihnen evangelisiert wird und sie Unterweisung im Glauben bekommen. „All diese Menschen … haben Sehnsucht danach, Jesus kennenzulernen“, sagt er. „Sie warten nur darauf, dass ihnen irgendjemand eine Bibel gibt, ihnen die Gute Nachricht erklärt oder sie in ihre Gemeinde zum Gottesdienst einlädt. Es ist eine Zeit der Ernte.“

In Darfur herrscht immer noch Verfolgung, auch ohne al-Baschir an der Macht. Wie in vielen vorherrschend muslimischen Gegenden erfahren auch hier neu Bekehrte intensive Verfolgung durch ihre Familien und ihre unmittelbare Umgebung. „Die Menschen sind bereit zu töten, weil sie glauben, dass sie in den Himmel kommen, wenn sie einen Christen oder einen Nicht-Muslimen umbringen“, erklärt Nasif. „Diese Herausforderung gibt es nach wie vor. Viele Menschen glauben das.“

Ameen ist der festen Überzeugung, dass die Verfolgung zunehmen wird, sollte das Evangelium sich weiter ausbreiten. Aber er und Nasif sind bereit, sich ihr zu stellen, weil sie wissen, dass sie lediglich ein Zeichen dafür ist, dass das Reich Gottes in ihrem Land wächst. "Wenn die Menschen in ihrer Wohlfühlzone bleiben, werden sie lauwarm", sagt Ameen. "Auch ich muss mich immer wieder überwinden, nicht dem Wunsch nachzugeben, sorglos vor mich hinleben zu können. Aber meine Aufgabe ist jetzt, in die Freiheit der Menschen im Sudan zu investieren.“

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