Wenn Angehörige zu Feinden werden
Nepal

Wenn Angehörige zu Feinden werden

Surita hatte die Hindugötter immer wieder angerufen. Sie hatte sogar einen buddhistischen Priester für sich beten lassen. Und sie hatte verschiedene Medizinmänner konsultiert. Nichts hatte geholfen. Ihr vierjähriger Sohn litt immer noch unter einem ungewöhnlichen Magenproblem. Und auch sie hatte mit einer Krankheit zu kämpfen. Aber dann, nachdem ein Christ ihr das Evangelium erklärt und für sie beide gebetet hatte, ging es ihr und ihrem kleinen Sohn langsam besser.

Jesus hatte sie geheilt, davon war Surita überzeugt. Deshalb begann sie zusammen mit ihrem Sohn in eine Gemeinde in ihrer Stadt südlich von Kathmandu zu gehen. Nach zwei Monaten kehrte sie ihrem alten Glauben, einer Mischung aus Hinduismus und Buddhismus, den Rücken. Sie vertraute ihr Leben Jesus an und wurde getauft. „Mir war klar geworden, dass meine Heilung nicht das Wichtigste war“, sagte sie. „Was ich am meisten brauche, ist Vergebung für meine Sünden.“

Suritas buddhistischer Ehemann, Kamal, hatte nichts dagegen, dass seine Frau und sein Sohn zu einer Kirche gingen. Schließlich waren sie gesund geworden. Aber Kamal selbst wollte erst einmal nicht mitkommen. Als Lkw-Fahrer einer Zementfabrik war er ohnehin sehr viel unterwegs. Aber als ihm klar wurde, welches Wunder hier geschehen war, entschied er sich doch mitzukommen – wenigstens für eine kurze Zeit.

Surita wurde von ihrem Schwiegervater misshandelt, nachdem sie Christin geworden war

Von der Familie bedroht

Kamals Vater, Biskah, war ein hochgewachsener buddhistischer Mann, der schon sehr lange gegen Christen vorging. Er wollte einfach nicht, dass sich das Christentum weiter in der Gegend ausbreitet. Als Biskah hörte, dass Kamal und seine Familie zu einer christlichen Gemeinde gingen, bedrohte er sie. Weil Kamal mit seiner Familie bei den Eltern wohnte, hatten die Drohungen seines Vaters natürlich Gewicht.

Kamal hörte sofort auf, mit seiner Frau und seinem Sohn in die Gemeinde zu gehen. Surita besuchte die Gottesdienste jedoch nach wie vor. Schnell wurde sie dadurch zur Zielscheibe für Angriffe ihrer Schwiegereltern. Und das, obwohl die Schwiegermutter selbst einmal erklärt hatte, an Jesus zu glauben. Sie hatte dann aber den Glauben enttäuscht verlassen, weil sie nach einem Gebet nicht gesund geworden war. Wohl aufgrund dieser Erfahrung sagte sie Surita, dass die Christen nicht die Wahrheit sagen würden und Surita deshalb zum Buddhismus zurückkommen sollte.

Zunächst ging ihre Schwiegermutter nur verbal gegen sie vor. Doch nach einigen Monaten kam es dann auch zu körperlichen Übergriffen: Eines Tages kam Suritas Schwiegervater Bikash betrunken in ihr Zimmer und durchwühlte ihre Sachen, bis er eine Bibel fand. Dann riss er Surita an den Haaren und schlug sie mit der Bibel so heftig, bis diese auseinanderfiel. „Als das geschah, erinnerte ich mich an den Schmerz von Jesus am Kreuz“, sagt Surita. „Ich dachte: Wenn Jesus so für mich gelitten und sogar sein Leben für mich gegeben hat, dann ist es ein Vorrecht, dass ich für ihn leide. Sogar wenn ich sterben sollte, wäre das nicht schlimm, weil ich in Ewigkeit bei ihm leben werde.“ Nachdem Bikash den Raum verlassen und Surita sich beruhigte hatte, begann sie, für ihren Schwiegervater zu beten.

Surita betet für ihren Schwiegervater und bittet um Fürbitte für ihn

Durch das Wort ermutigt

Der Pastor von Suritas Gemeinde, Shalva, hatte im Laufe der Jahre auch immer wieder unter Suritas Schwiegervater zu leiden. Als er erfuhr, dass Bikash Surita geschlagen hatte, lud er sie in die Gemeinde ein, um für sie zu beten. Shalva erklärte Surita dann von der Schrift her, dass Christen damit rechnen müssen, verfolgt zu werden, genauso wie Jesus und seine Jünger auch verfolgt wurden. Am Ende ihres Gesprächs bemerkte der Pastor, wie sich etwas in Surita veränderte. „Sie möchte jetzt Menschen ermutigen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden“, denkt er. „Sie möchte andere durch ihr Zeugnis stärken.“

Shalva sprach Surita noch einige biblische Verheißungen zu, um sie zu ermutigen. Dann schenkte er ihr eine Bibel, um die zerfledderte zu ersetzen, die sie immer noch bei sich trug.

Ich werde Jesus nicht verlassen

Die Situation im Haus der Schwiegereltern war für Surita sehr schwierig. Nach dem Übergriff war Bikash noch einmal in ihr Zimmer gekommen und hatte ihr mitgeteilt, dass sie ausziehen müsse. Surita konnte ihn gerade noch überreden, bleiben zu dürfen, bis Kamal nach Hause zurückgekehrt sei. Was würde Kamal zu all dem sagen? „Ich bin notfalls bereit, meinen Mann zu verlassen, aber ich werde Jesus nicht verlassen“, sagte Surita zu ihrem Schwiegervater.

Vier Tage nach Bikashs Übergriffen kam Kamal nach Hause zurück. Als seine Eltern ihm zu verstehen gaben, dass er und Surita gehen müssten, weil sie Christin geworden war, erwiderte Kamal, dass seine Frau Jesus nachfolgen könne, wenn sie das wolle. Er und seine Familie würden am nächsten Morgen gehen. Kamals mutige Haltung seinen Eltern gegenüber ist unter Buddhisten in Nepal selten.

Kamal war bewusst, dass ihn das sein Erbe kosten könnte. Und tatsächlich kam es so. Sein Anteil am Erbe wurde seinem jüngeren Bruder versprochen. „Ich bin Gott wirklich dankbar für meinen Ehemann“, sagte Surita. „Obwohl er nicht gläubig war, entschied er sich dennoch, zu mir zu stehen.“

Den bedrängten Geschwistern helfen

Pastor Shalva half dem Paar, eine Wohnung in einer nahe gelegenen Stadt zu finden. Doch das ärgerte Bikash, der mit dem Pastor seit dem Tag im Streit lag, als dieser vor zwei Jahrzehnten eine buddhistische Familie zu Jesus geführt und eine Gemeinde im Dorf gegründet hatte. Schon damals musste Pastor Shalva nur wenige Wochen nach der Gemeindegründung eine Beschwerde wegen der zahlreichen Belästigungen durch Bikash einreichen.

Trotz der jahrelangen Spannungen zwischen der Gemeinde und Buddhisten wie Bikash wächst die Gemeinde. „Würden wir nur unter uns bleiben, dann würde es keinen Ärger geben“, sagte Pastor Shalva. „Wenn wir aber anfangen zu evangelisieren, wenn Menschen gläubig werden und eine Gemeinde entsteht und wächst, dann erleben wir sofort Verfolgung.“

Pastor Shalva erfährt immer wieder von Angriffen auf Christen. Es vergeht fast keine Woche ohne solche Berichte. Er und die Ältesten der Gemeinde überlegen dann, wie sie den bedrängten Geschwistern am besten weiterhelfen können. Und sie besuchen die Verfolgten treu und beten für sie.

Anti-Bekehrungsgesetz

„Bikash hat versucht, auf der Grundlage des Anti-Bekehrungsgesetzes gegen mich vorzugehen“, erzählt Pastor Shalva. Die nepalesische Regierung hatte 2017 ein Gesetz erlassen, das die Bekehrung zu einer anderen Religion unter Strafe stellt. Und im Jahr 2018 gab die Regierung öffentlich bekannt, dass jeder, der seine Religion geändert hat, aus dem Land ausgeschlossen werden würde.

Im Dezember 2019 rief Bikash das ganze Dorf zusammen. Ungefähr 100 Menschen kamen, darunter alle Dorfältesten, aber auch Pastor Shalva und einige der Ältesten der Gemeinde. Während des Treffens forderte Bikash die Inhaftierung des Pastors und der Gemeindeältesten. Die ständig wachsende Zahl der Menschen, die vom Buddhismus zu Jesus fanden, war ihm ein Dorn im Auge.

Ein Dorfältester gab bei dem Treffen zu bedenken, dass Surita ja nicht gezwungen worden war, Christin zu werden, sondern diese Entscheidung selbst getroffen habe. Bikash war empört. Er stürmte auf Pastor Shalva zu, packte ihn an der Hand, zog ihn weg, redete auf ihn ein und bedrohte ihn schließlich. „Seine Drohungen gegen mich sind für mich normal geworden“, sagte Pastor Shalva lächelnd. „Er hat mich in den letzten 20 Jahren immer wieder bedroht, deshalb mache ich mir darüber keine Sorgen.“

In den abgelegenen Dörfern Nepals werden Christen stark unter Druck gesetzt, weil sie sich nicht den Traditionen anpassen.
Surita und ihr Mann lebten für einige Zeit in der Stadt, um ihrem aggressiven Schwiegervater zu entkommen.

Schweren Herzens zurück nach Hause

Nachdem Surita und Kamal sechs Monate in ihrer neuen Wohnung geblieben waren, kehrte sie schweren Herzens in das Dorf ihrer Schwiegereltern zurück. Kamal hatte entschieden, dass es für sie am besten wäre, ein kleines Haus auf dem Stück Land zu bauen, das er in der Nähe seiner Eltern besaß. Obwohl Surita nicht wieder in Bikashs Nähe wohnen wollte, respektierte sie Kamals Entscheidung, in das Dorf zurückzukehren. Es ist nicht einfach für sie, besonders wenn Kamal nicht zu Hause ist.

Das Stück Land, auf dem das Ehepaar sein vorübergehendes Zuhause aus Brettern und Wellblech gebaut hat, befindet sich in der Nähe des projektierten neuen internationalen Flughafens. Surita hofft deshalb, dass die Regierung ihnen ein anderes Stück Land anbieten wird, wenn der Flughafenbau beginnt. So würden Sie ein besseres Zuhause weiter von ihren Schwiegereltern entfernt aufbauen können. Aber bis dahin helfen ihr Nachbarn, von denen die meisten Buddhisten sind, wenn Bikash versucht, sie zu schikanieren.

Die Nachbarn wissen, dass Surita Hilfe braucht, wenn sie ein Klopfen auf dem Dach des Hauses hören. Surita fürchtet weitere Übergriffe. In zwei Fällen hatte Bikash im Rausch versucht, sie zu schlagen. „Mein Schwiegervater ist jetzt noch bösartiger“, sagt sie, „während der letzten Monate ging er einmal betrunken zu dem Mann, die mir das Evangelium erzählt hatte und packte seinen Hals. Er sagte: „Du bist derjenige, der zu meiner Schwiegertochter gepredigt und sie zur Christin gemacht hat. Ich werde dich töten.“

Auch Pastor Shalva erfährt zunehmend Druck von den Menschen aus der Nachbarschaft neu entstehender Gemeinden. „Viele Dorfbewohner beobachten jede meiner Bewegungen und warten nur auf etwas, das sie gegen mich als Beweis für eine erzwungene Bekehrung verwenden können“, sagt er.

Für Veränderung beten

Bikash ermutigt junge Buddhisten immer wieder, Christen anzugreifen. Er stiftet sie beispielsweise dazu an, Steine auf das Gemeindehaus zu werfen. „Ein paar Fliesen sind kaputt", sagte Pastor Shalva mit einem Lächeln. Kürzlich besuchte er Biskah, der unter einem schlimmen Ekzem, das möglicherweise mit seinem Alkoholismus zu tun hat, litt. „Es hat ihn überall gejuckt und er hatte viele Wunden", sagt der Pastor. „Ich sagte zu ihm: ‚Knie vor Christus Jesus nieder und bitte ihn um Vergebung, und diese Krankheit wird geheilt.‘“ Aber Bikash lehnte ab und sagte nur: „Ich höre nicht auf dich.“

Surita bittet nun um Gebet für ihren Schwiegervater. Sie möchte, dass er Jesus so kennenlernt wie sie. Kürzlich forderte sie ihn auf, mit dem Trinken aufzuhören, erzählte ihm von Jesus und lud ihn in die Gemeinde ein. Sie hofft, dass er ihre Einladung irgendwann annehmen werde. „Eines Tages möchte ich ihn vor Jesus Christus niederknien und beten sehen“, sagte Surita. „Wenn er niederkniet und um Vergebung bittet, wird ihm vergeben ... und er bekommt ewiges Leben. Das ist mein ehrliches Gebet für ihn.“ Beten Sie mit?

Nepals öffentliches Leben ist gepägt von Religion

Die HMK in Nepal

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  • einer Bibelschule, die Unterricht dezentral anbietet
  • Evangelisten, die das Wort Gottes in weit entlegene Dörfer tragen
  • Seminaren und Konferenzen für christliche Studenten an den Universitäten
  • Rechtsbeistand für angeklagte und verhaftete Pastoren und Evangelisten. Das Anti-Bekehrungs-Gesetzes sieht für Evangelisation bis zu 5 Jahre Haft vor.

Anteilnehmen und Lernen

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