Trotz Überwachung
China

Trotz Überwachung

In China konnten John und Cheng Jie nicht bleiben, weil sie als Christen ihren Dienst nicht fortsetzen konnten. Die Beobachtung durch die Polizei und die Schwierigkeiten insgesamt waren einfach zu viel. Lesen Sie den zweiten Teil der bewegenden Geschichte von Cheng Jie und John…

Als Cheng Jie nach zwei Jahren aus dem Gefängnis entlassen worden war, war sie alles andere als frei. Für sie und ihren Mann John blieb die Situation schwierig. Da bot sich ihnen die Möglichkeit, nach Amerika auszureisen. Dort würden sie endlich in Sicherheit sein. Schließlich traf das Ehepaar nach vielem Abwägen die schwere Entscheidung, seine Heimat zu verlassen.

„Studenten, die schon längere Zeit in den USA studieren, sind offen für Gespräche.“

The American dream?

Schon nach der ersten Zeit des Eingewöhnens in den USA wurden John und Cheng Jie von einer großen Unruhe gepackt. Was sollte Sinn und Zweck ihres Lebens in den Vereinigten Staaten sein? In China hatten sie sich trotz der großen Schwierigkeiten zu ihrem Dienst berufen gewusst. Ihr Leben und ihre Arbeit in der Untergrundkirche hatten einen Sinn gehabt. Aber was war in den USA ihre Aufgabe?

„Drei Tage nach unserer Ankunft fiel ich in ein Loch“, sagte John. „Ich wollte nach China zurück. Dort hatte ich doch die klare Berufung, unter den Studenten zu arbeiten. Aber jetzt in Amerika wusste ich überhaupt nicht mehr, was ich tun sollte.“ Was John und Cheng Jie nicht ahnen konnten, hatte Gott schon längst geplant ...

Wie Gott führt

Der Ort, an den Gott sie geführt hatte, war nur 15 Autominuten von der Universität entfernt, an der sich ihre neue Gemeinde in einer wachsenden evangelistischen Arbeit unter Studenten engagierte. An dieser Universität waren zudem zahlreiche Studenten aus China eingeschrieben.

So hatte Gott bereits alles für John vorbereitet, der nur noch den Kontakt zu den chinesischen Studenten an der Universität zu knüpfen brauchte. Was John auch tat – mit Erfolg: Inzwischen gibt es jeden Freitagabend ein „Internationales Treffen“. Außerdem können John und Cheng Jie immer wieder chinesische Studenten zu sich nach Hause einladen und sie so mit dem Evangelium erreichen.

Viele der chinesischen Studenten haben eine intensive Beziehung zu ihren Familien und dadurch eine starke Verbindung nach China. Meist sind sie finanziell abhängig von zu Hause, vor allem die Studenten in den unteren Semestern.  John und Cheng Jie wissen das. Sie kommen aus der gleichen Kultur wie die Studenten und sie kennen auch das Heimweh. Das sind gute Voraussetzungen für persönliche Gespräche. Studenten, die schon längere Zeit in den USA studieren, sind offen für Gespräche, doch jüngere Semester sind eher verschlossen. Aber Gott wirkt und segnet den Dienst spürbar. Es ergeben sich viele gute Begegnungen, und John hat bereits einige Studenten zu Jesus führen können.

Christsein in China

Wenn diese jungen Christen dann nach China zurückgehen, brauchen sie Begleitung und vor allem Jüngerschaftstraining. Die moderne Technik ist hier ein Segen. John kann über Telefon und Internet mit den jungen Gläubigen in Verbindung bleiben. Er telefoniert viel. Denn es ist für die chinesische Regierung viel schwieriger, das Telefon zu überwachen als das Internet, sagt er. Die Regierung beobachtet die aus den USA zurückkommenden Studenten während der ersten Monate sehr genau. Deshalb nutzen sie verschiedene Portale und Plattformen, um der Überwachung so weit wie möglich zu entgehen und sichere Treffpunkte zu haben.

Seit Cheng Jie und John ihr Land verlassen mussten, hat der Druck auf Christen in China weiter zugenommen. Hier erweist sich die moderne Technik als Fluch. So hat die Regierung allein in den letzten Jahren hunderte Millionen Kameras installiert, die das Volk mittels intelligenter Gesichtserkennung überwachen. Zudem hat die Regierung im Zuge der Anti-Corona-Maßnahmen das Überwachungssystem noch weiter ausgebaut, beispielsweise durch die massenweise Erhebung persönlicher Daten durch neue Softwareprogramme und Tracking-Tools. So entstehen Profile. Dazu kommt das ohnehin schon etablierte Überwachungssystem.

Totale digitale Überwachung

Für Christen besonders problematisch: Auch in Kirchengebäuden oder in deren Nähe sind viele Überwachungskameras installiert worden. So kann die Regierung Kirchgänger problemlos identifizieren. Außerdem sind Arbeitgeber angehalten, religiöse Aktivitäten ihrer Mitarbeiter zu melden, wenn sie davon Kenntnis erlangen. Entsprechende Formulare sind von Firmen regelmäßig einzureichen. Erst letztes Jahr hat die kommunistische Regierung Chinas weitere Aktivitäten von Christen verboten, darunter Weihnachtsfeiern und entsprechende Dekoration auf Universitätsgeländen.

Laut offizieller Verlautbarung sollen sich Studenten und Angestellte von Universitäten „von ausländischen Feiertagen distanzieren“. Selbst ein Foto mit Weihnachtsmannmütze auf Facebook kann als Ordnungswidrigkeit geahndet werden. Tatsächlich hat die kommunistische Partei im Dezember 2020 einen öffentlichen Protest gegen Weihnachten unterstützt: „Weihnachten – raus aus China!“

Übrigens: Im Zusammenhang mit der intelligenten Gesichtserkennung durch die Überwachungskameras können Menschen nicht nur beobachtet werden. Die durch die biometrische Identifizierung und Überwachung gewonnenen Daten ermöglichen auch eine Auswertung der Verhaltensweisen. Die Folge: totale digitale Überwachung. Ohne Gesichtsscan bekommt man in China nicht einmal ein neues Handy. Gebündelt hat die kommunistische Partei Chinas das alles in einem Punktesystem, einem sogenannten „Sozialkredit-System“. Wie funktioniert das? Wenn ein Bürger beispielsweise eine rote Ampel übersieht oder eine Reservierung in einem Restaurant nicht wahrnehmen kann, aber nicht storniert, verliert er einen Punkt. Oder: Wenn jemand eine Straftat begeht – zu der auch die Teilnahme an einem Online-Gottesdienst gehören kann – gibt es einen größeren Punkteabzug.

 

„Ohne Gesichtsscan bekommt man in China nicht einmal ein neues Handy.“

„Gott ist mächtig – und er kümmert sich um uns.“

Das Evangelium breitet sich dennoch aus

Trotz der totalen Überwachung durch die chinesische Regierung wächst die Gemeinde Jesu in China. Das Evangelium breitet sich aus. „Gottes Wort ist nicht gebunden!“* Es gibt viele geistliche Aufbrüche in diesem riesigen Land. Christen aus unterschiedlichsten Regionen Chinas machen sich auf den Weg, um Menschen in anderen Teilen des Landes das Evangelium zu bringen. Auch hier gilt es viele, meist kulturelle Hindernisse zu überwinden.

Obwohl die Zeit im Gefängnis für Cheng Jie und ihre Familie damals in China eine sehr schwere Zeit war, hielten sie doch am Glauben fest, gaben die Hoffnung nicht auf und vertrauten Gottes Zusagen. Gerade in dieser schweren Zeit hat Gott gewirkt und sie nicht nur gesegnet, sondern auch zum Segen werden lassen: In China sind Gottesdienste in Gefängnissen unmöglich, von Jesus darf dort nicht geredet werden. Aber Cheng Jie konnte das. Gleichzeitig hat Gott sich um ihre Familie gekümmert und auch da gesegnet und gewirkt.

Cheng Jie und John erfahren auch jetzt in ihrem Dienst für die chinesischen Studenten in den USA Gottes Segen. Sie wissen nicht, wie es langfristig für sie weitergehen wird, aber sie wissen, dass sie auch dort in Gottes Hand geborgen sind. In den schwierigsten Zeiten in ihrem Leben haben sie seinen Segen erfahren, und darum sind sie auch jetzt gewiss, dass Jesus sie in ihrer neuen Heimat segnen und bewahren will – dort, wohin er sie geführt hat: in die Nähe einer Universität, voller chinesischer Studenten. Zu denen gehört auch eine Studentin, die einen buddhistischen Hintergrund hat. Die junge Frau berichtete Cheng Jie von ihrer Angst, von ihrer Familie verstoßen zu werden, wenn diese erfahren sollte, dass sie Christ geworden ist. Cheng Jie und John beteten mit ihr und gaben ihr einige christliche Schriften mit, die ihr auf ihrem schwierigen Weg helfen sollten. Einige Wochen später rief die junge Frau an und erzählte aufgeregt von der völlig überraschenden Reaktion ihrer Familie: Sie hatten sich alles geduldig angehört, ruhig aufgenommen und dann akzeptiert, dass sie jetzt zu Jesus gehört. „Siehst Du?“, sagte Cheng Jie, „Gott ist mächtig – und er kümmert sich um uns.“

* 2. Timotheus 2,9

Durch das dunkle Tal gehen

Das hatte er schon damals im Gefängnis für Cheng Jie getan – mitten im dunklen Tal hatte er sie und ihre Familie mit seiner Gnade umgeben und hindurchgeführt. Ja, Cheng Jie kann mit dem König David bekennen: „Auch wenn es durch dunkle Täler geht, bist du, HERR, bei mir.“

Beten wir dafür,

dass Gott durch die Christen in chinesischen Gefängnissen zu denen redet, die ihn noch nicht kennen und die in der Hoffnungslosigkeit ihrer Schuld und Sünde gefangen sind. Beten wir, dass Gott den Gebundenen die Freiheit schenkt, die weder mit der Entlassung aus dem Gefängnis noch mit sonst etwas erlangt werden kann.

Anteilnehmen und Lernen

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