Karibik, Kommunismus, Kirchenwachstum
Kuba

Karibik, Kommunismus, Kirchenwachstum

Bischof Dr. Ricardo Pereira auf den „Tagen der verfolgten Gemeinde“ 2019

Er war etwa 12 Jahre alt, als er durch einen Missionar, der seine Familie besuchte, von der Frohen Botschaft Jesu Christi erfuhr. In der Schule redeten sie über Kommunismus, über Lenin und Fidel Castro. Zu Hause sprachen sie über afrikanische Religionen. Doch an diesem Tag hörte der Junge dem Missionar zu – und verstand plötzlich, dass Jesus für ihn gestorben war. Es brach ihm das Herz. „Als ich das Evangelium hörte, war es für mich so klar, so simpel“, erinnert sich Dr. Ricardo Pereira heute. „Ich fühlte mich schuldig und fragte: Was kann ich tun?!“ Schließlich entschied er sich dafür, dieses Opfer Jesu anzunehmen und ihn als seinen Retter in sein Herz zu lassen. „Es war der wunderbarste Tag in meinem Leben. Ich ging raus und erzählte allen meinen Freunden: ‚Ich habe Jesus gefunden, ich habe Jesus gefunden!‘“, lächelt der inzwischen 64-Jährige. Seit 1999 ist der studierte Theologe mittlerweile Bischof in der methodistischen Kirche in Kuba.

Schon früh, mit 17 Jahren, begann Pereira als Laienprediger in einer Gemeinde, mitten in den härtesten Jahren des kubanischen Kommunismus. Es gab nur wenige Gemeinden, niemand wollte in die Kirche gehen, geschweige denn Pastor werden. Seiner schnellen Karriere als Pastor, die – wie er selbst sagt – ein Wunder ist, ging eine bewusste Entscheidung voraus. „Damals, nach meiner Bekehrung, wurde ich sofort von den Lehrern gefragt, was für einen Blödsinn ich denn da verzapft hätte. Für ein Kind ist das ein sehr starker Gegenwind. Und ich muss zugeben, dass ich an diesem Tag geleugnet habe, Christ zu sein“, berichtet er. „Ich fragte meinen Pastor: ‚Es stimmt doch, ich muss nicht immer sagen, dass ich an Jesus glaube, oder?!‘ Er nickte: ‚Stimmt, du musst es nicht sagen – aber du darfst es auch nicht verleugnen.‘ Da fühlte ich mich schuldig. Und ich traf eine Entscheidung: Ich wollte Jesus nie wieder verleugnen. Binnen sechs Monaten verwandelte ich mich in einen Christen, der allen seinen Freunden von Jesus erzählte.“

Die Gemeinde in Kuba wächst

Als Pereira mit seiner Arbeit begann, stand er 95 Gemeinden vor. Inzwischen sind es mehr als 460. Die methodistische Kirche verzeichnet ein Gemeindewachstum von 10% jährlich. In manchen Gemeinden gibt es drei bis vier Gottesdienste pro Tag. Ärzte, Doktoren, Informatiker, Ingenieure steigen aus ihren bisherigen Berufen aus, um als Gemeindeleiter zu arbeiten. Sie können sich an einem der 35 Standorte des methodistischen Seminars zu Laienpredigern ausbilden lassen.

Dabei ist Christsein in Kuba alles andere als einfach: Gläubige in Kuba dürfen keine neuen Kirchengebäude erbauen. Nur staatlich registrierte Gemeinden haben das Recht, Gottesdienste abzuhalten. Auch der Zugang zu Bibeln ist beschränkt und nicht selten werden Christen Arbeitsplätze und Ausbildungsmöglichkeiten verweigert.

Was ist also das Geheimnis dieses starken Kirchenwachstums? „Die schwierige Situation in unserem Land hat dazu geführt, dass wir so leben, wie es im Neuen Testament steht. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass der Glaube erkaltet, wenn die Leute bequem leben können und alles haben“, lautet die Antwort des Bischofs. Und er erklärt weiter: „Es ist ganz einfach. Wir beginnen bei einer Familie zu Hause. Wir erzählen ihnen von Jesus. Sie laden dann wiederum ihre Freunde ein. Für die Menschen ist es leichter, in das Haus eines Freundes zu gehen, als in eine Kirche. Und wenn so eine kleine Hausgemeinde von 10 bis 15 Leuten wächst, dann machen wir aus diesem Haus eine neue Kirche.“ Derzeit gibt es etwa 927 solcher Hausgemeinden. Deshalb ist der Bischof zuversichtlich, dass seine Kirche auch in den nächsten Jahren weiter so wächst. Aber er hat noch eine weitere Erklärung für die stetige Zunahme an Mitgliedern: „In unseren Gottesdiensten sehen wir das Wirken des Heiligen Geistes. Es sind dieselben Wunder, von denen wir im Neuen Testament lesen, die wir erleben: Gelähmte, Krebskranke und Verkrüppelte werden geheilt. Das größte Wunder ist natürlich die Erlösung. Die Familien erfahren Veränderungen durch ihren Glauben. Aber dann kommt auch das Geschenk des Heiligen Geistes, Wunder und Heilungen.“ Oftmals sind es die jungen Leute, die sich bekehren, und anschließend ihre Eltern mit in den Gottesdienst bringen. Die Mitglieder der methodistischen Gemeinden in Kuba sind jung, der Altersdurchschnitt liegt bei 35 Jahren.

Der heilige Geist wirkt

Er selbst, so Pereira, habe als Jugendlicher in manche Dinge unnötig viel Kraft vergeudet. Er würde heute manches anders machen und erzählt: „Ich war Pastor in der östlichsten Stadt Kubas. Eines Tages am 18. Oktober im Jahr 1984, kamen einige Jugendliche aus meiner Gemeinde zu mir und sagten: ‚Pastor! Wir werden uns heute Abend hinknien und nicht wieder aufstehen, bis der Heilige Geist über uns kommt.‘ Ich entgegnete: ‚Ich glaube nicht, dass das so funktioniert‘, und suchte sogar nach einem passenden Bibelvers dazu: ‚Der Heilige Geist teilt einem jeden das Seine zu, wie er will. (1. Korinther 12,11b)‘“

Die jungen Leute seiner Gemeinde knieten sich trotzdem hin und beteten. Pereira erwähnt, wie er sogar einen von ihn versuchte, an der Hand zu packen, um ihn wieder hochzuziehen. „Ich tat ihm regelrecht weh. Mich störte das! Schließlich ging ich wütend raus, warf die Tür hinter mir zu und setzte mich vor den Fernseher, um ein Baseballspiel zu gucken.“

Aber Gott berührte sein Herz und er spürte, dass es nicht richtig war, was er da tat. „Also ging ich, wie ein Kind, das am Ohr gezogen wird, wieder zurück in die Kirche. Ich spazierte im hinteren Teil hin und her und fragte sie ungefähr alle 30 Minuten, ob sie schon etwas empfangen hätten ... vier Minuten nach Mitternacht kam plötzlich wie ein Licht aus dem Himmel über sie und in ihren Gesichtern konnte ich sehen, dass etwas passierte. Und wissen Sie, was ich tat? Ich kniete mich ebenfalls hin.“ Bis 3 Uhr morgens blieb Pereira auf den Knien. Dann fühlte auch er, wie der Heilige Geist ihn erfüllte. „Ich war immer noch der gleiche methodistische Pastor, aber jetzt hatte ich eine innere Sicherheit, dass der Heilige Geist in meinem Leben ist. Ab diesem Zeitpunkt fing eine sehr fruchtbare Zeit in meinem Leben an, die bis heute anhält.“

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