52 Tage gefangen
Pakistan

52 Tage gefangen

Die acht jungen Christen redeten aufgeregt in ihrem Lieferwagen miteinander, während sie im äußersten Westens Pakistans in der Nähe der afghanischen Grenze unterwegs waren. Sie hatten gerade einen dreimonatigen Jüngerschaftskurs abgeschlossen und waren nun auf dem Weg zu ihrem ersten Einsatz. Es sollte ein Einsatz mit Folgen werden.

In der Nähe eines Marktplatzes hatten sie plötzlich eine Reifenpanne. Da die jungen Leute wussten, dass es in der sehr muslimischen Region viele Drogensüchtige gab, beschlossen sie, gleich hier zu starten und verteilten Traktate über Jesus, während ihr Reifen repariert wurde.

Eine Gruppe von Männern blieb bei Haroon stehen, dem Leiter der Gruppe. Haroon erzählte ihnen mit Begeisterung von Jesus, seiner Liebe zu ihnen und ermutigte sie, ihr Vertrauen auf ihn zu setzen. Einige der umstehenden Männer wollten mehr vom Evangelium wissen, als Athish, einer der anderen Christen, plötzlich sah, dass sich mehrere Männer einen Weg durch die Menge bahnten. Es waren Mitglieder der Geheimpolizei, sie forderten: „Kommt sofort mit!“ Zuerst durchsuchten sie den Lieferwagen, dann nahmen sie fünf Männer der achtköpfigen Gruppe mit und brachten sie zur örtlichen Polizeiwache. Der Rest der Gruppe, drei christliche Frauen, folgte in einem anderen Fahrzeug. Die Polizei nahm den Christen alle Habseligkeiten ab – Taschen, Computer, Bibeln und SD-Karten. Verängstigt und schockiert begannen die jungen Leute zu beten. Das war das erste Mal, dass sie solchen Widerstand wegen ihres Glaubens erlebten.
 

Gefangen und verschleppt

Auf der Wache begannen die Polizisten die fünf Männer zu verhören. „Seid Ihr gekommen, um hier das Christentum zu verbreiten?“ fragten sie. Nach einer Stunde voller Beschimpfungen kamen bewaffnete Soldaten und wiederholten dieselben Anschuldigungen. Dann stülpten sie den fünf jungen Christen Säcke über die Köpfe und luden sie auf einen Lastwagen, während die Frauen auf der Polizeiwache zurückblieben. Es war bereits Mitternacht, als die fünf Männer an einem neuen Ort ankamen und dort erneut stundenlang verhört wurden. Immer noch hatten sie die Säcke über den Köpfen.
 

Im Gefängnis wurde den jungen Männern eine Strafe von mehreren Jahren angedroht.

 

„Ich werde Jesus Christus nicht verlassen!“

„Bitte hilf uns, Gott!“

Früh morgens gegen 4 Uhr wurden die Männer erneut mit einem Lastwagen an einen anderen Ort gebracht. Dort schlugen die Soldaten mit einem Stock auf die Beine der jungen Christen, um sie zum Reden zu bringen. Haroon hatte Angst. Als Gruppenleiter war er für die Schüler verantwortlich. „Bitte hilf uns, Gott“, betete er. Nach weiteren Stunden im Einzelverhör wurden die fünf Gläubigen in einen Raum geführt, aufgefor- dert, sich hinzusetzen und erneut vernommen.

So ging es jeden Tag weiter – Verhöre und Schläge. „Wenn Du den Islam annimmst, werde ich Dir vergeben“, sagte der Vernehmungsbeamte zu Haroon. „Wenn nicht, werden wir dich töten. Wir zerstückeln dich mit einem Messer und werfen Dich in den Fluss.“ Doch Haroon blieb unbeeindruckt von den Drohungen. „Ich bin bereit zu sterben“, antwortete er. „Ich werde Jesus Christus nicht verlassen. Er ist mein Erlöser, und ich bin sein Sohn. Er wird mich befreien.“


Die fünf Männer wurden in dunklen Zellen festgehalten, wo sie auf dem Betonboden schlafen mussten. Sie wurden ausgepeitscht, mit Stöcken geschlagen, getreten und gezwungen, auf einem Bein zu stehen oder stundenlang in einer Position zu verharren. Als sie trotz allem dem Herrn treu blieben, nahm die Brutalität zu. „Wir hatten große Angst“, erinnert sich Atish. „Sie sagten uns, wir würden sechs oder sieben Jahre im Gefängnis verbringen müssen, und unsere Familien wussten nicht, wo wir waren.“

Jeden Morgen standen sie um 5 Uhr auf, um gemeinsam zu beten, und hielten einen regelmäßigen Fastenplan ein, wobei jeden Tag ein anderer von ihnen fastete. Sie beteten für die Menschen in Pakistan, für Trost und Kraft für ihre Eltern, für ihr Durchhaltevermögen und ihre Freiheit. „Wir beteten: Herr, wir wissen nicht, wo wir sind, aber bitteschenke uns Gunst, damit wir frei werden‘“, erinnerte sich Atish und fügt hinzu: „Wir haben für unsere Schwestern gebetet“, denn sie machten sich große Sorgen darüber, was mit den drei Frauen in ihrer Gruppe passieren könnte.

 

„Unsere Familien wussten nicht, wo wir waren.“

Trotz Gefängnis wollten die jungen Leute weiterhin von Jesus erzählen.

Bis 500 zählen

Nach 52 Tagen stülpte man ihnen erneut Säcke über den Kopf und lud sie wieder auf Lastwagen. Sie fuhren einen Berg hinauf, dann hielten die Lastwagen an. Die Soldaten zogen die Männer heraus und befahlen ihnen niederzuknien. „Jetzt werden wir gleich getötet werden“, dachte Atish. Doch stattdessen forderten die Soldaten sie auf, bis 500 zu zählen, stiegen wieder in die Lastwagen und fuhren davon. Nachdem er eine Minute gewartet hatte, nahm Atish den Sack von seinem Kopf und sah, dass alle Entführer verschwunden waren. „Wir lobten und priesen Gott“, erzählt Haroon. „Es war ein ganz besonderer Tag für mich. Gott hatte uns geholfen und unsere Gebete erhört.“ Nachdem sie einen Wagen auf der Straße angehalten hatten, kehrten die fünf jungen Männer nach Hause zurück. Dort erfuhren sie, dass die Frauen eine Woche lang auf der Polizeiwache festgehalten worden waren, aber dort „nur“ verbalen Misshandlungen ausgesetzt waren.

Angstvoll, aber treu

Haroon und Atish sind nach ihrer Freilassung in den Dienst zurückgekehrt, aber beide Männer kämpfen immer noch mit ihrer Angst als Folge der Gefangenschaft und Folter. „Ich hatte Albträume und Angst, dass uns dasselbe wieder passieren könnte“, sagt Haroon. Atish sagt, er hielte sich an die Verheißungen Gottes und bete, um seine Angst zu überwinden. „Manchmal werde ich mutig, und manchmal verfolgt mich die Angst“, sagt er, ist aber sicher, „dass nur das Gebet in diesen Prüfungen Kraft gibt.“ Und obwohl Haroons Familie versucht hat, ihn von der Rückkehr zur Missionsarbeit abzubringen, ist auch er treu in seinem Bekenntnis, dem Herrn zu dienen: „Ich bin bereit, für Jesus zu sterben.“ 

Beten Sie,

für Haroon und Atish, dass sie die Erlebnisse mit Gottes Kraft verarbeiten und weiter ein starkes Zeugnis in ihrem Glauben sein können.

Anteilnehmen und Lernen

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