Wen soll ich senden, wer wird gehen?
Nigeria

Wen soll ich senden, wer wird gehen?

Daniel Zagi und seine Frau Victoria stehen wie immer um 04:45 Uhr auf. Ein weiterer Tag „Jüngerschaft“ wartet auf sie. Sie gehen in die Kapelle, um mit den Menschen in ihrer Obhut Gott zu loben. Ein volles Tagesprogramm schließt sich für die jungen Christen aus muslimischen Familien an. Es geht bei der „Jüngerschaft“ darum, Jesus besser kennenzulernen. Nachfolge einzuüben. Destruktive Verhaltensweisen und negatives Denken zu überwinden. Ziel ist es, Christus ähnlicher zu werden.

Daniel ist in einzigartiger Weise qualifiziert, junge Christen mit muslimischem Hintergrund zu betreuen. Während er im nigerianischen Bundesstaat Bauchi aufwuchs, litt Daniel unter den vier muslimischen Ehefrauen seines Vaters. Seine leibliche Mutter war Christin. Im Alter von 19 Jahren kam Daniel zum Glauben an Jesus. Er hatte erkannt, dass er Jesus braucht. In seiner Gemeinde lernte er Victoria kennen. Victoria war eine Beterin und folgte Jesus ernsthaft nach. Die beiden heirateten und beschlossen, gemeinsam Jesus zu dienen.

Wie Samariter in Nigeria

In den späten 1990er Jahren spürte Daniel, dass Jesus ihn in eine Richtung rief, in die er nicht gehen wollte. „Ich erkannte, dass Jesus mich zu den Muslimen berief“, sagte Daniel. Aber er wollte nicht. „Herr, nicht die Muslime“, betete er. „Ich würde ja mit anderen Menschen arbeiten, aber nicht mit Muslimen.“

Später las Daniel die Geschichte von der Samariterin am Brunnen. Der Bericht traf ihn. Wie Jesus das Gespräch am Brunnen führte, widersprach der Gepflogenheit der Juden. Sie pflegten keine Gemeinschaft mit Samaritern. Daniel wurde nachdenklich. Ihn erinnerte das an die Beziehung zwischen Christen und Muslimen in Nigeria. So begann seine Lebenswende: Er beschloss, als Evangelist und Gemeindegründer unter Muslimen zu arbeiten. Im Bundesstaat Bauchi fing er an, in den Dörfern zu predigen. In einem Dorf fanden fünf Menschen zum Glauben. Sie wollten eine Gemeinde gründen. Daniel stellte kurzerhand einen frischgebackenen Bibelschulabsolventen als Pastor ein und bezahlte ihn aus eigener Tasche. „Ich war so aufgeregt“, sagte Daniel.

Es funktioniert nicht

Drei Wochen später reiste Daniel wieder in das Dorf. Dort erfuhr er, dass die fünf zum Islam zurückgekehrt waren. Was war geschehen? Der Pastor hatte die jungen Christen im Glauben angeleitet. Er hatte alles so gemacht wie mit jeder anderen Gruppe von Christen auch. Nur hier hatte es nicht „funktioniert“. Warum nicht? Weil diesen Jungbekehrten die Grundlagen fehlten. Was auch immer der Pastor erklärte, sie verstanden es gar nicht richtig. Vor allem konnten sie nicht mit der Verfolgung umgehen, die sie durch ihre Familien und das Dorf erfuhren. Darauf waren sie nicht vorbereitet.

In diesem Rückschlag erkannte Daniel Gottes Reden. „Wenn du das Neue nicht am Leben erhalten kannst, fange nichts Neues an.“ Daniel verstand, dass er sich auf Jüngerschaft für Christen aus muslimischem Hintergrund konzentrieren musste. Jesus wurde ihm zum Vorbild. Nachdem er die Frau am Brunnen getroffen hatte, war Jesus zwei Tage bei den Samaritern geblieben. So wollte Daniel es jetzt machen: Mit Victorias Einverständnis blieb er für mehrere Tage in dem Dorf und nahm dann sieben Neubekehrte mit nach Hause. Drei von ihnen gaben auf. Vier der jungen Christen blieben bei ihnen. Durch sie wurde der Dienst insgesamt effektiver. Denn nachdem die vier fester im Glauben geworden waren, halfen sie dabei, andere zu erreichen.

Nach ein paar Jahren wurde klar, dass sie und die jungen Gläubigen den Bundesstaat Bauchi aus Sicherheitsgründen verlassen mussten. Das Gebiet, das bereits mehrheitlich muslimisch war, wurde zu einer islamistischen Hochburg. Eine Gruppe von Extremisten überfiel Victoria in ihrem Haus. Das Ehepaar wusste nicht, wohin sie gehen sollten, aber sie vertrauten darauf, dass Gott sie leiten würde. Sie beteten für ein sicheres Grundstück mit der Möglichkeit einer einfachen Unterbringung in Mehrbettzimmern und einem Klassenraum. Sie hatten keine Ahnung, wie das Wirklichkeit werden könnte. Sie beteten einfach weiter.

Daniel Zagi und seine Frau Victoria stehen fest gemeinsam im Dienst.

Das lebendige Wasser finden

Sie zogen nach Jos. Die Stadt liegt im Plateau State. Dieser Bundesstaat liegt in der östlichen Mitte des Landes und grenzt im Norden an den Bundesstaat Bauchi. Irgendwo hier verläuft inzwischen die Bruchlinie zwischen dem christlich geprägten Süden Nigerias und dem mehrheitlich muslimisch geprägten Norden. Hier entdeckte Daniel eine Bibelstelle für sich, die wegweisend für seinen Dienst wurde: „Jeder, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr durstig sein. Das Wasser, das ich ihm gebe, wird in ihm zu einer Quelle werden, die unaufhörlich fließt, bis ins ewige Leben.“ (Johannes 4,13–14).

Daniel wurde klar: Er sollte neu bekehrten Christen aus muslimischem Hintergrund helfen, dieses lebendige Wasser zu finden. Er wollte diesen jung Bekehrten nicht nur Zuflucht bieten, sondern sie zu Jüngern ausbilden. Dann könnten sie das Evangelium mit anderen Muslimen teilen. Als Daniel und Victoria ein Grundstück mit einem Tor, Mehrbettzimmern und einem Klassenraum fanden, wussten sie: Das ist es. Gott hatte für sie gesorgt.

„Wir haben erlebt wie Menschen wegen ihrer Bekehrung ermordet wurden.“

Das Training ist wichtig

Und heute, 22 Jahre später, geht dieser Dienst weiter. Daniel und Victoria haben in den Jahren eine Menge gelernt. „Es war nicht einfach. Wir haben erlebt, wie Menschen wegen ihrer Bekehrung ermordet wurden", sagte Daniel. „Aber das Jüngerschaftstraining ist wichtig. Nicht nur, weil wir die Christen an einen sicheren Ort bringen können, sondern auch, weil sie hier Jesus besser kennen lernen."

Daniel weiß, wie wichtig es ist zu betonen, dass Jesus Gottes Sohn ist. Gemäß der muslimischen Lehre hat Gott keinen Sohn (Koran, Sure 112). Aber ohne diesen Sohn Gottes, ohne Jesus gibt es keine Rettung. Daniel weiß, wie wichtig es ist, dass ehemalige Muslime das verstehen. Nur so können sie lernen, ihren Glauben allein an Jesus festzumachen.

Die Jüngerschaftsschule folgt einem strikten Plan. Dazu gehört zunächst ein Alphabetisierungstraining, um sicherzustellen, dass die jungen Christen die Bibel auch selbst lesen können. Und dann studieren sie die Bibel und geben das Gelernte weiter.

Die Freitage sind dem Gebet und Fasten gewidmet. Die jungen Christen beten für die Menschen, die an diesem Feiertag der Muslime in einer Moschee zusammenkommen. Sie beten besonders darum, dass Gottes Geist ihre Herzen öffnet für Jesus, für das Evangelium. Nach einigen Monaten der Vorbereitung schließen sie sich dann einer Gemeinde an.

Gott macht keine Fehler

Im Laufe der Jahre hat Daniel ganz unterschiedliche Reaktionen auf seinen Dienst erhalten. In Großbritannien bot ihm ein besorgter Christ an, ihm und seiner Familie zum Asyl zu verhelfen. „Denken Sie, dass Gott einen Fehler gemacht hat, dass er mich in Nigeria berufen hat?“ fragte Daniel den Mann. „In Nigeria ist unser Platz. Meine Frau und ich sind da, Gott sei Dank, einer Meinung. Aber bitte beten Sie für uns, dass der Herr uns schützt, damit wir das dort Evangelium verkündigen können.“

Gott kann sogar noch durch den islamistischen Terror Menschen zu sich ziehen. „Viele Muslime kommen so zu Jesus.“ Daniel erklärt: „Der Terror schreckt auch viele Muslime ab. Die fragen sich dann, was das mit dem Islam ist.“

Daniels Bitte an uns: „Wenn Sie etwas für uns tun wollen, beten Sie, dass wir diese Verfolgung aushalten und hier für Jesus arbeiten können. Wir kämpfen hier für die Sache des Evangeliums.“

Daniel Zagis Gebetsanliegen

  • Betet für die Sicherheit der Christen, die Muslimen das Evangelium erklären.
  • Betet, dass sie trotz Verfolgung weitermachen, unabhängig davon, ob Terroranschläge drohen oder nicht.
  • Betet, dass Jesus Muslimen die Angst davor nimmt, was passieren könnte, wenn sie Christen werden.
  • Betet, dass die Neubekehrten aus muslimischen Familien von den anderen Christen als Brüder und Schwestern angenommen werden.

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