Ein Jahr nach den Oster-Anschlägen
Sri Lanka

Ein Jahr nach den Oster-Anschlägen

Regan und seine Familie: Der älteste Sohn musste operiert werden und hat nun einen künstlichen Darmausgang. Auch Akshika, die jüngste Tochter, hat Verbrennungen erlitten / Foto: HMK

Sechs Explosionen zwischen 8:30 und 9 Uhr Ortszeit erschütterten am 21. April 2019 die Hauptstadt und zwei weitere Städte in Sri Lanka. Drei Kirchen und drei Hotels waren Ziel dieser Anschlagsserie, bei der Schätzungen zufolge etwa 250 Menschen starben und mehr als 500 verletzt wurden: Die St-Antonius-Kirche in Colombo, die St.-Sebastians-Kirche in Negombo, die Zionskirche in Batticaloa sowie die Luxus-Hotels Cinnamon Grand, Shangri-La und Kingsbury in Colombo. Später gab es noch zwei weitere Explosionen in einem kleinen Hotel und einem Wohnhaus. Die Selbstmordattentäter hatten offenbar einen islamistischen Hintergrund – sie gehörten zu einer dschihadistischen Gruppierung namens National Thowheeth Jama’ath (NTJ), die enge Kontakte zum Islamischen Staat haben soll.

Regan (37) und seine Frau Ruth (33) sowie ihre vier gemeinsamen Kinder gehören zu den zahlreichen Opfern der Anschläge. Bis heute haben sie mit den Folgen der Explosionen zu kämpfen und leiden an ihren teilweise schweren Verletzungen – sie waren zur Ostermesse in die St-Antonius-Kirche in der Nähe ihres Wohnortes in Mattakkuliya gegangen. Immer wieder besuchen Mitarbeiter unserer Partnerorganisation sie: Da Ruth aufgrund ihrer gebrochenen Beine auf den Rollstuhl angewiesen ist und schwere Verbrennungen am ganzen Körper erlitten hatte, konnte sie sich lange Zeit nicht um ihre Söhne Nimroth (10), Yaveesh (5), Kadish (3) und die Tochter Akshika (6 Monate) kümmern. Das musste Regan übernehmen, der deshalb seiner Arbeit als Verkäufer in einem kleinen Geschäft für Telekommunikation nicht weiter nachgehen konnte. Die Familie war daher sehr dankbar für jede finanzielle Unterstützung. Inzwischen kann Ruth teilweise wieder für ihre Kinder sorgen, allerdings ist sie immer noch nicht in der Lage, länger als zwei bis drei Minuten am Stück zu stehen. Die täglichen Aufgaben, die sie wahrnimmt, kann sie nur unter teilweise starken Schmerzen erledigen.

Auch die Familie von Kumar hatte am Ostersonntag einen Gottesdienst besucht, sie war in der Zionskirche. Die Bombe explodierte unmittelbar, nachdem der Kindergottesdienst geendet hatte und die Kinder aus dem Gebäude strömten – dort sprengte der Selbstmordattentäter sich in die Luft. Viele Kinder starben, darunter auch Kumars Sohn Stepan (12) und seine Tochter Sarah (10). Mitarbeiter unserer Partnerorganisation besuchen ihn und seine Frau Kaushalya regelmäßig, um ihnen Trost zu spenden. Sie berichten, dass Kaushalya noch immer traumatisiert ist und unter Angstzuständen leidet; oft traut sie sich nicht einmal aus dem Haus. Kumar will in Zukunft eine kleine Rinderzucht aufbauen, um so für sie und die jüngste überlebende Tochter Shalisha (5) sorgen zu können.

Wie wir helfen konnten

Dank zahlreicher Spenden konnte sich unser HMK-Partner im vergangenen Jahr um viele Christen kümmern, die Opfer der Osteranschläge geworden waren. Mitarbeiter besuchten die Angehörigen der Opfer, nahmen Anteil und beteten mit ihnen. Dort, wo Familien durch die Anschläge in finanzielle Schwierigkeiten geraten waren, konnte unser Partner Abhilfe schaffen: Viele Betroffene waren aufgrund ihrer Verletzungen nicht mehr in der Lage, ihrem täglichen Broterwerb nachzugehen, die medizinische Versorgung kostete zum Teil viel Geld. Manche Familien haben durch die Anschläge ihren Hauptverdiener sogar ganz verloren.

Mitarbeiter beten mit Kumar und seiner Familie / Foto: HMK

Im Anschluss an die Bombenattentate war in Sri Lanka der Notstand ausgerufen und eine nächtliche Ausgangssperre verhängt worden. Kirchen und zahlreiche öffentliche Gebäude wurden auf unbestimmte Zeit geschlossen. Unsicherheit und Angst machte sich breit – unterstützt durch die Sperre der sozialen Medien im Internet, die verhindern sollte, dass Fehlinformationen verbreitet werden.

Um in dieser Situation den Menschen zu begegnen, hielt unser Partner schon wenige Tage nach den schrecklichen Ereignissen Gottesdienste unter Polizeischutz ab, um die Christen zu trösten und zu ermutigen. Er organisierte eine Blutspendenaktion für die Opfer und unterstützte Gemeindemitarbeiter dabei, für die traumatisierten Familien zu kochen und sie so mit Essen zu versorgen. Ihr Hauptanliegen: Gemeindeleiter dazu befähigen, sich geistlich aber auch ganz praktisch um ihre Gemeindemitglieder zu kümmern, damit diese innerlich und äußerlich heil werden können.
(großes Foto oben: Mitglieder der Zionskirche beten zwei Wochen nach dem Anschlag auf ihre Kirche am Ostersonntag 2019 im Gemeindesaal von Batticaloa / Foto: Reuters)

Wir möchten uns an dieser Stelle herzlich für die Unterstützung treuer Spender bedanken, die diese Arbeit in Sri Lanka möglich machen. Bitte begleiten Sie dieses Projekt weiterhin im Gebet – vor allem die Heilung der seelischen Wunden wird sicherlich noch einige Zeit dauern. Möge Gott unsere Geschwister in Sri Lanka trösten, ermutigen und sie zum Zeugnis für seine Liebe werden lassen, die größer ist als Hass und Vergeltung.

 

 

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