Indien: Ausgebildet zur "Esther"

15.05.2020


Junge Frauen umfassend schulen und in ihrem Glauben und ihrer Persönlichkeit stärken, auf dass sie sich wie die biblische Esther für andere in Not einsetzen. Das ist das Ziel der "Esther-Ausbildung" in Nordindien. Sahana Malhota hat 2019 an diesem Ausbildungsprogramm teilgenommen.



Sahana Malhota bezeichnet es als Privileg, die Ausbildung zur "Esther" machen zu können

Sahana Malhota* wuchs in einem kleinen Dorf im Bundesstaat Odisha in Indien auf. In diesem und anderen nördlichen Bundesstaaten werden Christen mit wachsender Intensität verfolgt. Von Seiten der hinduistisch-nationalistischen Regierung werden Christen benachteiligt und von gesellschaftlicher Seite werden Christen täglich angefeindet, diskriminiert, angegriffen, zusammengeschlagen. Kirchen werden beschädigt und angezündet.

Die verfolgte Gemeinde soll von innen gestärkt werden. Deshlab haben jedes Jahr 25 junge Frauen die Möglichkeit, die "Esther-Ausbildung" zu absolvieren, um sich anschließend mit ihren neu erworbenen Kompetenzen in ihrer Heimatgemeinde einzubringen. Sahana Malhota ist eine von ihnen:

„Mein Name ist Sahana Malhota. Ich habe zwei Schwestern und einen Bruder. Zusammen sind wir sechs Personen in unserer Familie.

Meine Eltern sind von Beruf Kleinbauern. Sie haben hart gearbeitet, um unsere Familie über Wasser zu halten. Aber dann erkrankte mein Vater vor einigen Jahren an einer Nierenerkrankung. Seitdem ist er arbeitsunfähig. Für meine Mutter ist es noch schwieriger geworden, uns alle zu versorgen. Jeder Tag ist ein Kampf, wir leben von der Hand in den Mund.

Zu den finanziellen und gesundheitlichen Problemen kamen Anfeindungen und Diskriminierung von den anderen Leuten in unserem Dorf, weil wir Christen sind. Wir fielen auf, schließlich gingen wir sonntags regelmäßig in die Kirche.

Doch der Glaube hatte wenige Auswirkungen auf mich persönlich – Ich war rebellisch und aufmüpfig und tat nicht, was meine Eltern mir sagten. Wenn meine Familie zum Gottesdienst ging, blieb ich lieber zu Hause und sah mir irgendwas im Fernsehen an.

Dann, im Jahr 2018 bekam ich eine Hautinfektion. Ich war sehr hilflos – was sollte ich nur tun? Wir hatten kein Geld für einen Arztbesuch! Da erinnerte ich mich an Gott und begann zu beten. Und tatsächlich heilte Gott mich! Nach dieser Erfahrung nahm ich Christus als meinen persönlichen Erlöser an. Ich begann jeden Sonntag in die Kirche zu gehen und mehr zu beten. Eines Tages erzählte mir mein Vater von diesem Ausbildungsprogramm und motivierte mich, mich zu bewerben.

In der Ausbildung wuchs meine Beziehung zu Gott weiter. Besonders gut getan haben mir das Bibellesen und die täglichen Gebetszeiten. Im theologischen Unterricht konnte ich mein Wissen über Gott und sein Wort vertiefen. Aber nicht nur das, er hat mich auch verändert: Ich bin nun nicht mehr so wütend wie früher, sondern kann meinen Zorn beherrschen und bin gehorsamer geworden. Und noch dazu lerne ich Nähen und Computergrundlagen, Englisch und Hindi – was für ein Privileg! Ich fühle mich wahrhaft gesegnet, an diesem Ausbildungsprogramm teilnehmen zu dürfen.

Wenn ich die Ausbildung abgeschlossen habe, möchte ich mich mit dem was ich gelernt habe, in der Gemeinde einbringen.“

 

*Name geändert