Aktuell verteidigt Aneeqa Anthony mit ihrem Team 80 Fälle, in denen Christen zu Unrecht angeklagt worden sind. Ihnen wird Blasphemie, also Gotteslästerung, vorgeworfen: Wer in Pakistan einen Koran zerreißt, verbrennt, den Propheten Mohammad beleidigt, indem er beispielsweise einen Witz über ihn macht, oder behauptet, dass Jesus der größte Prophet sei, oder auf eine sonstige Art den Islam kritisiert, riskiert eine lange Haft- und sogar die Todesstrafe.

Häufig wird die Anschuldigung der Blasphemie vorgeschoben, um unliebsame Nachbarn oder berufliche Konkurrenten aus dem Weg zu räumen. „Da 70% der Christen in Pakistan unter der Armutsgrenze leben“, erklärt Aneeqa Anthony, „haben sie kein Geld für einen Anwalt und sind somit einem negativen Urteil hilflos ausgeliefert“. Dabei könnte ihnen oft durchaus geholfen werden, denn an sich hat Pakistan ein funktionierendes Rechtssystem.

Aneeqa erzählt, dass sie deshalb auch die allermeisten ihrer Fälle für sich entscheiden kann – „mit Gottes Hilfe“. Leicht ist das trotzdem nicht. Nicht nur, dass die Richter selbst nicht ganz unparteiisch und bisweilen launisch sind, als Zeuge oder Ankläger kann in Pakistan auch jeder beliebige Bürger auftreten, auch wenn er eigentlich nichts mit dem Fall zu tun hat, und das passiere oft. So müssen Aneeqa und ihr Team sich häufig mit einer Vielzahl von Anklägern gleichzeitig auseinander setzen. „Deshalb gehen wir immer als kleines Team von 2-3 Leuten in Gerichtsverhandlungen.“

Blasphemieanklagen sind keine gewöhnlichen Gerichtsprozesse – bei ihnen kochen die Emotionen hoch. Vor allem seit dem Freispruch von Asia Bibi. „Wenn sie [die muslimischen Männer] hören, dass jemand Blasphemie begangen hat, brennen bei ihnen alle Sicherungen durch. Sie hören auf zu denken und werden von blinder Mordlust getrieben“, erklärt Aneeqa. Wütende, protestierende Mobs, die den Tod eines Angeklagten fordern, gab es nicht nur bei Asia Bibi, deren Fall weltweit Aufsehen erregte (wir berichteten). Es komme immer wieder vor, dass Menschen direkt nachdem sie von einem Gericht für unschuldig befunden worden sind, auf der Straße von einem wütenden Mob gelyncht werden, erzählt Aneeqa Anthony. Auch bei einigen der durch sie vertretenen Fälle versammelten sich bereits während der Verhandlung Menschenmassen vor dem Gerichtsgebäude und erwarteten den Angeklagten und seine Verteidiger. Regelmäßig nehmen sie und ihr Team deshalb heimlich den Hinter- oder Notausgang. 

Natürlich hat Aneeqas Einsatz auch Auswirkungen auf ihr Privatleben. Sie erzählt, dass sie und ihre Familie auch auf kurzen Strecken immer das Auto nehmen müssen. Es sei einfach zu gefährlich zu Fuß unterwegs zu sein. „Einmal hat mich meine Mutter gefragt, warum ich nicht darüber nachdenke, den Job zu wechseln. Ich habe sie gefragt: ‚Was glaubst du, was dann mit den Leuten passiert, die wir verteidigen?’“ Trotz der Sorgen stehen ihre Eltern treu zu ihr und unterstützen sie. „Inzwischen sehen sie, dass es meine Berufung ist“, sagt Aneeqa.

Ans Aufgeben hat sie trotz aller Schwierigkeiten nie gedacht. „Nein“, antwortet sie ohne zu zögern auf eine Frage danach. „Ich, mein Team und mein Mann haben so viele Wunder erlebt. Wissen Sie – wir können nicht aufgeben. Wie könnten wir aufgeben, wenn Gott mit uns ist? Sehen Sie, Gott sagt durch solche Dinge zu mir: ‚Ich bin hier‘. Ich weiß, es ist alles in seiner Hand.“

Aneeqa Anthonys innere Stärke und ihr Gottvertrauen hat das HMK-Team tief beeindruckt. Mit aller Kraft folgt sie ihrer Berufung. Wir freuen uns, dass wir zusammen mit unseren Spendern durch Aneeqa vielen unschuldig angeklagten Christen in Pakistan zu ihrem Recht verhelfen können.

Sie können mit ihrer Spende Teil dieses Projekts werden und unschuldig angeklagten Christen in Pakistan helfen. Bitte beten Sie auch für Aneeqa.