Algerien: „Stoppt Schließungen von Kirchen!“

08.10.2019


In letzter Zeit erreichen uns vermehrt Nachrichten über Kirchenschließungen in Algerien. Die Christen dort kämpfen gegen ungerechtfertigte Maßnahmen und bitten um kontinuierliches Gebet für ihre Freiheit. Bis dato wurden neun Kirchen- und Gemeindegebäude der EPA (l'Église Protestante d'Algérie, der gesetzlich anerkannte Dachverband der protestantischen Kirchen in Algerien) geschlossen. Weitere vier Kirchengruppen wurden angewiesen, alle Aktivitäten einzustellen. In einigen Fällen wurden die Vermieter von den Behörden unter Druck gesetzt, den Gemeindemitgliedern den Zugang zu den Räumlichkeiten zu verweigern.



Die Kirche Tigzirt in Tizi-Ouzou wurde am 26.9.2019 versiegelt. Das Gebäude wurde seit 2013 als Bibelschule genutzt und seit 2015 als Gottesdiensträumlichkeit mit ca. 70 Mitgliedern

Eine Chronologie der Vorfälle der letzten Wochen:

6. August 2019: Versiegelung der Kirche in Boudjima, 25km von Tizi-Ouzou entfernt, auf Befehl des Gouverneurs hin. Die Kirche war der gesetzlich anerkannten Dachorganisation protestantischer Kirchen, der EPA (l’Église Protestante d’Algérie) angeschlossen. Seit 2006 wurden hier Gottesdienste gefeiert. Es zählen etwa 100 Mitglieder zur Gemeinde.

18. August 2019: Die beiden Kirchen Akbou und Ighzer Amokrane wurden von der Polizei darüber informiert, dass ihr Gebäude zum 29. August hin versiegelt würde und dann kein weiterer Gottesdienst mehr stattfinden könne.

26. August 2019: Christen besetzen die Kirche Ighzer Amokrane und weigern sich zu gehen, als die Polizei anrückt, um die Kirche zu versiegeln. Sie behängen das Gebäude mit Bannern auf denen steht: „Wo sind die Menschenrechte in Algerien?“ und „NEIN zu ungerechten Kirchenschließungen!“

Vertreter der EPA argumentieren, dass jeder Schließungsbeschluss von einem Gericht und nicht von regionalen Behörden erlassen werden muss, ansonsten sei die Schließung illegal. Nach langer Diskussion geht die Polizei unverrichteter Dinge.

28. August 2019: Treffen zwischen dem Gouverneur und Provinzvertretern von Bejaia und den Führern der EPA. Die Behörden erklären, das Problem prüfen zu wollen.

2. September 2019: Ohne dass vom Treffen des Gouverneurs und den Führern der EPA ein Ergebnis mitgeteilt worden wäre, kommt die Polizei am frühen Morgen und versiegelt die Kirche Ighzer Amokrane.

Leiter einer anderen mit der EPA verbundenen Kirche in Maatkas werden von den Behörden vorgeladen. Sie werden lange befragt, sind aber erleichtert, als sie ohne Schließungsbefehl wieder entlassen werden.

8. September 2019: Eine beliebte algerische Tageszeitung berichtet, dass ein Befehl an Regionalgouverneure und Sicherheitschefs geschickt wurde, der sie anweist, die finanziellen Aktivitäten der protestantischen Führer genauer unter die Lupe zu nehmen. Der Titel des Beschlusses lautet: "Aktivitäten von Religionsgemeinschaften, die den nationalen Religionskonstanten widersprechen, insbesondere ihre destruktiven/subversiven Versuche, die in letzter Zeit das Land durchziehen".
Die protestantischen Führer würden beabsichtigen, einem "bösartigen Plan ... unterstützt von ausländischen Parteien..." nachzugehen. Der Artikel bezieht sich auf drei Gruppen: die protestantische Kirche (EPA) und zwei radikale islamische Gruppen, die für ihre aggressiven Pläne bekannt sind.

24. September 2019: Der Polizeichef von Boghni gibt bekannt, dass auf Beschluss des Gouverneurs von Tizi-Ouzou hin die örtliche Kirche versiegelt werden soll.  
Boghni liegt 35 km südlich von Tizi Ouzou. Das Kirchengebäude dient zwei Gemeinden mit insgesamt 380 Mitgliedern. Beide Gemeinden sind seit rund zehn Jahren mit der EPA verbunden.

25. September 2019: Beamte informieren die Leiter der Kirche Tigzirt, ebenfalls in der Provinz Tizi-Ouzou, dass ihr Gebäude bald geschlossen werden soll.

26. September 2019: Die Polizei versiegelt die Kirche Tigzirt in Tizi-Ouzou.
Das Gebäude wurde seit 2013 als Bibelschule genutzt und seit 2015 als Gottesdiensträumlichkeit mit ca. 70 Mitgliedern.

Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

 

Hintergrund

Im November 2017 starteten die algerischen Behörden eine systematische Kampagne zur Schließung christlicher Kultstätten und anderer christlicher Institutionen.
Die Kirchen werden seitdem aufgefordert, nachzuweisen, dass sie eine Lizenz haben; seit einer Verordnung aus dem Jahr 2006 müssen alle nicht-muslimischen Gottesdienststätten lizenziert sein. Paradoxerweise hat die Regierung noch keine Genehmigung für einen Kirchenbau nach dieser Verordnung erteilt, sondern die Anträge der Kirchen auf Regelung ihres Status ignoriert.

 

So können Sie beten

Die Christen in Algerien bitten um Gebet für:

- Für Frieden und Ruhe im Herzen der Gläubigen, die nun ohne Gebäude auskommen müssen.

- Dafür, dass die Autoritäten ihr systematisches Vorgehen gegen Gläubige beenden und sich wahre Religionsfreiheit im Land entwickeln kann.

- Dafür, dass bereits geschlossene Kirchen Lizenzen erhalten und schnell wieder eröffnet werden können.

- Dafür, dass diejenigen, die für die Kirchenschließungen verantwortlich sind, Gottes Liebe, Gnade und Vergebung erfahren.

 

Quelle: Middle East Concern