Sie waren wie gewohnt an einem Samstag zum Gebet zusammengekommen. Anfang des Jahres trafen sich siebzehn einheimische Evangelisten aus einem Hauskirchennetzwerk in Nordindien. Doch der Abend sollte für die Christen, von denen die meisten aus hinduistischen, einige aus muslimischen Familien kommen, ganz anders ablaufen als sonst. Denn plötzlich drang eine Gruppe radikaler Hindus aus der Nachbarschaft in das Haus ein und belästigte die betenden Männer. Kurz darauf erschien auch die lokale Polizei im Haus, durchsuchte die Wohnräume, sah die Bibeln und nahm daraufhin die Evangelisten fest. Die aufgebrachten Hindus beschuldigten die Evangelisten, sie würden die einheimischen Frauen, die die von den neubekehrten Christen gegründete Nähschule besuchen, belästigen und vergewaltigen. Und vor allem: Sie würden den jungen Frauen den christlichen Glauben aufzwingen. Eine gefährliche Anklage. „In dem Moment dachten wir tatsächlich, dass wir in Lebensgefahr sind“, sagt Samir. Er ist einer der siebzehn Evangelisten und leitete das Gebetstreffen im Januar. Es war sein Haus, in dem die Männer gefangen genommen wurden.
Seit drei Jahren unterstützt die HMK die Zurüstung der Gläubigen des betroffenen Hauskirchennetzwerkes durch monatliche Schulungen in den Bereichen Jüngerschaft und Evangelisation. Viele der Evangelisten sind einfache Männer und kommen meist aus sehr entlegenen Gebieten. „Alles, was sie wissen, ist, dass Jesus der Weg zum Himmel ist. Davon sprechen sie“, sagt einer der Pastoren, der die ländlichen Evangelisten ermutigt und untereinander vernetzt. Allein das sorgt unter den Hindus schon für Ärger.
„Alles, was sie wissen, ist, dass Jesus der Weg zum Himmel ist. Davon sprechen sie“
Schikanen und Übergriffe gehören für sie besonders in Nordindien zum Alltag.
Immer mehr Schikanen
In Indien sind 2,3 Prozent der 1,4 Milliarden Einwohner Christen. Schikanen und Übergriffe gehören für sie besonders in Nordindien zum Alltag. Das gilt vor allem dann, wenn sie vom Hinduismus oder Islam zum christlichen Glauben übergetreten sind. Die religiöse Toleranz hat auf dem Subkontinent während der letzten Jahre stark abgenommen. Premierminister Narendra Modi und seine Anhänger verfechten einen Hindu-Nationalismus, der für eine Rückbesinnung auf die religiös-kulturellen Wurzeln Indiens steht und nicht vor Gewalt gegen andere Religionen zurückschreckt. Mehrere Bundesstaaten haben Antikonversionsgesetze erlassen. Die Lage ist schwierig. Auch in den Gefängnissen widerfährt den Gläubigen oft schlimmes Unrecht, manche werden sogar gefoltert. Doch diesmal kam es anders. Denn nachdem die siebzehn Evangelisten festgenommen worden waren, geschah etwas Überraschendes: Schon nach zwei Wochen Haft und noch vor Beginn des Gerichtsprozesses wurden sie wieder entlassen und durften zu ihren Familien zurückkehren.
Was war geschehen?
Die schweren Anschuldigungen hätten für die freigelassenen Evangelisten zu mehrjährigen Haftstrafen, hohen Geldbußen oder Schlimmerem führen können. „Aber wir beteten voll Vertrauen und baten Gott, dass er alle Dinge zurechtbringen möge“, berichtet Samir. Und Gott erhörte ihr Gebet. Es war nicht die erste Gebetserhörung, die Samir erlebt hat. Vor ein paar Jahren betete er zusammen mit einem befreundeten lokalen Wahlkampfkandidaten wegen seiner politischen Karriere – und Gott half tatsäch- lich. Und das sollte ein wichtiges Detail werden.
Als Samir nämlich jetzt während seiner kurzen Haftzeit einem einheimischen christlichen Anwalt von seiner Freundschaft mit dem Politiker erzählte, kontaktierte dieser umgehend den Politiker. Der wiederum setzte seinen Einfluss ein, damit die Anklagen umgehend fallengelassen würden. „Wir haben Gottes Treue erlebt und die ganze Zeit Gottes Gegenwart gespürt“, sagt Samir ehrfürchtig, „und wir wollen IHM bis zu unserem letzten Atemzug treu bleiben.“

Beter werden gebraucht
Trotz allem brauchen die siebzehn Evangelisten und ihre Familien weiterhin unser Gebet. Sie sind von der Gemeinschaft in ihren Dörfern ausgeschlossen und auch ihre Familien weigern sich, sie zu unterstützen. Sie gelten als unrein und dürfen nicht einmal mehr Wasser aus den Dorfbrunnen schöpfen. Die meisten von ihnen arbeiten jetzt als einfache Tagelöhner. Die Geschehnisse und Gerüchte rund um die Inhaftierung der Evangelisten haben den Ruf der Christen weit über ihre Dörfer hinaus geschädigt. Unser Partner unterstützt die siebzehn Familien mit Lebensmitteln und leistet vor Ort Seelsorge.
Bitte beten Sie,
dass die siebzehn Christen und ihre Familien zur Ruhe kommen können. Beten Sie auch für Schutz vor weiteren Anschuldigungen oder Angriffen.
Gemeinschaft, die tröstet
Aber auch die anderen Christen in der Region trösten und ermutigen die Evangelisten. „Wir erinnern sie an die schweren Zeiten und die Schwierigkeiten, die Petrus, Paulus und viele andere Jünger Jesu durchmachten mussten“, erzählt einer von ihnen. „Wir ermutigen unsere Brüder, dass wir als Jünger Jesu gewiss sein können, dass Gott uns niemals verlassen oder im Stich lassen wird.“ Gemeinsam schöpfen sie Kraft aus dem Wissen, dass, wer mit Leid und Verfolgung konfrontiert wird und stark in Jesus bleibt, ein wahrer Jünger Jesu ist.
Anteilnehmen und Lernen
„Stimme der Märtyrer“ – Das Magazin der Hilfsaktion Märtyrerkirche
Das Magazin gibt den um ihres Glaubens Willens verfolgten und bedrängten Christen eine Stimme durch ...
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