Geschenk im Briefkasten
Iran

Geschenk im Briefkasten

Trotz großer Risiken geben iranische Christen das Evangelium auf der Straße weiter. Das braucht Mut, denn die Islamische Republik Iran unterdrückt den Zugang zu Gottes Wort.

Zwei Jahre waren vergangen, seit Fareena zum Glauben an Jesus gefunden hatte. Zwei Jahre, in denen sie niemandem von ihrem neuen Glauben erzählt hatte. Wie die meisten neubekehrten Christen im Iran hatte Fareena Angst vor der Reaktion ihrer Familie. Im Iran ist der Islam Staatsreligion. Den Islam zu verlassen, ist illegal.

Es kommt häufig vor, dass Christen inhaftiert werden, wenn sie sich öffentlich zu ihrem neuen Glauben bekennen. Erst kürzlich berichtete die iranische Nachrichtenagentur FARS über Verhaftungen von Mitgliedern eines „Netzwerkes“ von Christen in mehreren Provinzen. Noch häufiger kommt es vor, dass Christen von Familienmitgliedern verprügelt werden, weil sie wegen des „Abfalls vom Islam“ „Schande“ über die Familie gebracht haben. Fareena wollte dem entgehen und las nur heimlich in der Bibel. Das änderte sich, als sie eine zunächst schockierende Entdeckung machte.

Ein erstaunliches Buch

Fareena erzählt: „Als ich aufwachte und ins Wohnzimmer ging, saß mein Vater auf dem Boden und las nachdenklich in der Bibel. Ich traute meinen Augen nicht.“ Panikartig floh sie in ihr Zimmer. Sie dachte, ihr Vater Bilal habe ihre Bibel entdeckt. Es dauerte einen Moment, dann wurde ihr klar, dass die Bibel, die er las, eine andere Farbe hatte. Fareena ging zurück und fragte ihren Vater, was er da tue. „Ich lese ein erstaunliches Buch“, antwortete er. „Ich habe es heute im Briefkasten gefunden. Es war in Geschenkpapier eingepackt."

Iranische Christen waren von Haus zu Haus gegangen und hatten Bibeln in Briefkästen gesteckt. Dazu hatten sie Karten gefügt, auf denen stand, dass dieses Buch ein besonderes Geschenk zum Nowruzfest, dem persischen Neujahrsfest, sei. Für Fareena war das Geschenk wie ein Wunder. Dank der beigefügten Kontaktinformationen erfuhr sie von einer Hausgemeinde, der sie beitreten konnten. „Gott hat meinen Vater in die Gemeindefamilie gerufen“, sagt sie. „Mein Vater liest jeden Tag in dieser Bibel und spricht voller Freude über das Gelesene.“

Das Reich Gottes wächst schneller im Iran als irgendwo sonst auf der Welt. Im Iran leben schätzungsweise 600.000 Christen – mehr oder weniger im Untergrund. Die Christen nutzen die desolate Situation der Regierung, um das Evangelium mit desillusionierten Muslimen zu teilen. „Ein sehr großer Teil der Bevölkerung“, so Afshin Shahi, Dozent für Nahostpolitik an der Bradford Universität, „identifiziert sich nicht mehr mit dem schiitischen Islam, der als Herrschaftsideologie des Staates dient.“

Licht aus dem Bücherregal

Geschichten wie die von Fareena häufen sich. Als Aref und seine Frau Liana in einem Park spazieren gingen, wurden sie von einem Mann in ein Gespräch über Gott gezogen, der ihnen eine Bibel gab. Aref warf später nur einen kurzen Blick hinein und stellte sie dann in sein Bücherregal.

Monate später träumte er von einem Licht, das hell aus dem Bücherregal leuchtete und hörte eine Stimme: „Ich werde dir den wahren Weg offenbaren. Du wirst mich hier finden.“ „Am nächsten Morgen schnappte ich mir die Bibel – nach acht Monaten“, so Aref. „Nach einigen Passagen wurde ich richtig neugierig und auf einmal kam mir der Mann wieder in den Sinn, der mir dieses Buch geschenkt hatte.“ Auf der ersten Seite der Bibel fand Aref eine Telefonnummer. „Ich rief dort an, um über meinen Traum zu reden und Fragen über Gott zu stellen“, sagt er.  Jetzt steht Aref in Kontakt mit einer christlichen Gruppe, die seine Fragen beantwortet, mit ihm betet und ihm hilft, Jesus näher kennenzulernen.

Christen verteilen Bibeln in Häusern oder auf den Straßen.

Eine neue Familie für Jasmin

Jasmines Mann hatte sich von ihr scheiden lassen. Dass sie keine Kinder bekommen konnte, war für ihre Familie eine Schande. Jasmine war am Ende und wollte sich bei einer Freundin aussprechen. Doch statt der Freundin öffnete eine ältere Frau namens Huma die Tür und sagte, dass Jasmines Freundin umgezogen sei. Als Huma die Enttäuschung in Jasmines Gesicht sah, bat sie die Fremde herein. Nachdem sie sich eine Weile unterhalten hatten, bot Huma Jasmine an, ein paar Tage bei ihr zu wohnen. In Humas Wohnung erlebte Jasmine erstaunt, dass sich dort kleine Gruppen von Menschen versammelten, um zu singen und zu beten. „Es waren Christen, deren Herz Jesus gehörte“, fand sie heraus.

Aus ein paar Tagen wurden zwei Jahre. In dieser Zeit adoptierte Jasmine zwei junge Mädchen. Sie, die nie Kinder bekommen konnte, hatte jetzt zwei Töchter. Eines Tages lud Huma Jasmine zu einer Tauffeier ein. Jasmine las bereits regelmäßig in der Bibel, und diese geheime Taufe bewegte sie tief. „Ich wollte mich auch taufen lassen“, stand für sie fest. Nach einem Gespräch mit dem Pastor bekannte Jasmine ihre Sünden, vertraute Jesus ihr Leben an und ließ sich taufen. „Huma und meine neue Familie in Jesus halfen mir, in Gottes Wort zu wachsen“, sagt sie. „Gott hat mich mit einer neuen Familie gesegnet, um mich zu heilen und mir den Weg zur Gerechtigkeit zu zeigen.“

Huma starb kurze Zeit später und hinterließ Jasmine und ihren Töchtern das Haus. Jasmine fiel in tiefe Trauer. Immer seltener ging sie in die Gemeinde. Eines Tages fand eine ihrer Töchter ein Paket in der Post. Einer unserer Partner im Iran hatte ihr eine Bibel und eine christliche Zeitschrift geschickt. Jasmines Trauer schlug in Freude um. Für sie war das wie ein Brief von Gott.  „Ich war überwältigt von diesem Geschenk“, berichtet sie. „‚Es war schon eine Weile her, dass wir eine Gemeindegruppe besucht haben. Ich war kurz davor zu vergessen, dass ich Christin geworden war, aber unser Herr vergisst seine Kinder nicht! Er schickte mir dieses Geschenk, um mich daran zu erinnern, was er in meinem Leben getan hat und warum ich hier in diesem Haus bin. Ich möchte mich bei den Menschen bedanken, die uns dieses Geschenk geschickt haben, das mir die Augen wieder für Jesus geöffnet hat.“

Eine Bibel für alle

Jalil ist seit drei Jahren Teil einer Hausgemeinde im Norden des Iran. „Wir lesen und forschen in der Schrift und haben Gemeinschaft miteinander“, sagt er. Weil Bibeln im Iran schwer zu bekommen sind, teilte sich die Hausgemeinde eine Bibel. Das gemeinsame Bibelstudium war eine kleine Herausforderung. „Wir reichten diese eine Bibel zum Lesen herum und machten uns Notizen oder Bilder von den Versen“, so Jalil.

2020 schmuggelten HMK-Partner eine größere Menge Bibeln in den Iran. Vor Ort wurden sie verteilt. Auch Jalils Hausgemeinde erhielt ein Paket mit Bibeln. „Gott segnete uns durch diese Aktion“, sagt Jalil. „Nun haben wir nicht nur selbst Bibeln, sondern können sie auch an unsere Freunde und Familie weitergeben und so die Liebe Gottes mit ihnen teilen.“

Beten wir dafür,

dass sich das Licht des Evangeliums weiter im Iran ausbreitet und in viele vorbereitete Herzen fällt.

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