Argwohn gegen Christen
Türkei

Argwohn gegen Christen

Ein Blick in die Geschichte

Christ zu sein ist in der Türkei mit einem großen Stigma belegt. Besonders Muslime, die zum christlichen Glauben konvertieren, sehen sich heftigem Widerstand von Familie, Freundeskreis und staatlichen Stellen ausgesetzt.

Ein Blick in die Geschichte hilft, den Argwohn der Mehrheitsbevölkerung gegenüber der kleinen christlichen Minderheit besser einzuordnen:

Im Koran finden sich sowohl positive als auch negative Aussagen über Christen. Alle Christen jedoch, die den prophetischen Anspruch Mohammeds ablehnen, werden der List und Lüge bezichtigt (z. B. Sure 3,69-71; 3,120). In der frühen islamischen Geschichte und später auch im Osmanischen Reich, dem Vorläufer der heutigen Türkei, wurden Christen geduldet, mussten aber ihren Status als Bürger zweiter Klasse akzeptieren. Missionarische Bemühungen unter Muslimen waren streng verboten.

Die mittelalterlichen Kreuzzüge sind für viele in der Türkei immer noch sehr präsent: Vermeintliche oder wirkliche Angriffe westlicher Länder gegen islamische Nationen werden häufig als eine Fortsetzung dessen interpretiert. Christliche Mission gilt vielen in dieser Vorstellungswelt als Kreuzzug mit anderen Mitteln. Vielleicht sind die Türken hier besonders sensibel, weil der Anlass für die historischen Kreuzzüge und der Hauptgegner damals die Seldschuken, ein türkisches Volk, waren.

Zur Zeit des Kolonialismus unterstützten westliche Länder immer wieder nationalistische Bewegungen innerhalb des Osmanischen Vielvölkerstaates. Als Folge dieser Aufstände wurden Griechenland, Serbien und Bulgarien zu unabhängigen Staaten. Der Zerfall des großen Reiches hatte sicher sehr verschiedene Ursachen; aber dass „christliche“ Länder aktiv an der Demontage beteiligt waren, hat das türkische Bewusstsein tief geprägt. Die „Christen“ waren in der Regel die Feinde, und so werden sie bis heute wahrgenommen. Leider wird auch die evangelische Missionsbewegung, die besonders im 19. Jahrhundert im Osmanischen Reich sehr aktiv war, als Arm des Kolonialismus gedeutet. Sehr viele Türken betrachten auch jetzt noch Missionare als Agenten fremder Mächte.

Ende des 19. Jahrhunderts gab es Massaker an den christlichen Armeniern im Osmanischen Reich. Ab 1915 folgte dann das, was die Armenier selbst als aghet, Katastrophe, bezeichnen: die Deportation und Ermordung vieler tausender von Armeniern und Aramäern. Weil die offizielle türkische Geschichtsschreibung diese Ereignisse weiterhin leugnet, beeinflusst unverarbeitete Schuld auch heute noch das kollektive Unterbewusstsein des Landes.

Der „historische Ballast“ wiegt in der Türkei besonders schwer und hält viele Menschen davon ab, sich der christlichen Botschaft mit offenem Herzen zu nähern. Umso mehr scheint es ein Wunder Gottes, dass es einige tausend Christen mit muslimischem Hintergrund in der Türkei gibt.

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