Vom Saulus zum Paulus
Tadschikistan

Vom Saulus zum Paulus

Ich sitze in einem Pizzarestaurant in Duschanbe, der Hauptstadt Tadschikistans. Neben mir sitzen zwei Herren. „Sie sind wie Petrus und Paulus hier in Tadschikistan“, sagt mir unser Kontaktmann. Der erste steigt direkt ins Thema ein: „Jesus ist mir viermal begegnet.“ 

Dann öffnet er seine englisch-tadschikische BibelApp und deutet auf Hesekiel 1,28: „Wie der Regenbogen steht in den Wolken, wenn es geregnet hat, so glänzte es ringsumher. So war die Herrlichkeit des HERRN anzusehen. Und als ich sie gesehen hatte, fiel ich auf mein Angesicht und hörte jemanden reden.“

Palast der Nationen: die Residenz des Präsidenten von Tadschikistan in Duschanbe

„Du kannst nicht mehr unser Sohn sein“

Salar war als junger Mann für seinen Hass auf Christen von seinen Eltern und der Dorfgemeinschaft geehrt worden. Er wollte jeden Tadschiken zum muslimischen Glaubensgehorsam führen, wenn nötig auch mit Gewalt. Als er eine Vision von Jesus hat, meint er: „Du bist doch der russische Gott.“ Doch die Begegnung mit Jesus nahm Salar jeden Zweifel daran, dass er von nun an Christus dienen sollte. Und eine nie gekannte Freude kam in sein Herz.

Als er seinen Eltern von seiner Hinwendung zu Christus erzählt, kommt sein Vater und schlägt auf ihn ein. „Was ist in dich gefahren? Du kannst nicht mehr unser Sohn sein. Und wenn du stirbst, kannst du nicht begraben werden.“ Doch Salar war bereits von der Liebe Gottes erfüllt und sagte: „Jesus kommt wieder. Und bei Ihm gibt es keine Gräber. Er ist der lebendige Herr!“ Nach jahrelangen Kämpfen zuhause und Morddrohungen in der Dorfgemeinschaft sind auch Salars Eltern zum Glauben gekommen. Heute bezeugt Salar in Gefängnissen in Tadschikistan und Afghanistan die Liebe Gottes und hilft auch denen, die um ihres Glaubens willen eingesperrt sind.

Jesus zu folgen ist in Tadschikistan mit vielen Opfern verbunden. Oftmals dauert es Jahre, bis Tadschiken zum Glauben finden, und doch zeigt jedes Glaubenszeugnis: Christus ruft unnachlässig. Viele der Erzählungen, die ich auf meiner Dienstreise durch Tadschikistan hörte, erinnern an die Wendung von Saulus zum Paulus. Jesus krempelt Menschenleben um und macht aus Verfolgern eifrige Nachfolger in der Liebe Gottes.

Die Liebe, nach der sich Muslime sehnen

Bruder Bahram war Imam und stand einer Moschee mit 200 Muslimen vor. Doch er fühlte sich innerlich schmerzlich leer und hoffnungslos. Als ihm ein russischer Christ ein Neues Testament gibt und er darin zu lesen anfängt, bewegt ihn das Leben von Paulus. Wie dieser Apostel eine so lebendige und freundschaftliche Beziehung mit Gott haben konnte? Und dass Gott so nahbar ist und Menschen nicht zur Hölle verdammt hat, wenn sie nicht der Scharia und allen muslimischen Gesetzen folgen?

Bahram konnte nicht anders und gab sein Leben Jesus hin – im Wissen, welche Konsequenzen dies für ihn haben könnte. Noch am selben Tag wurde er von seiner Familie komplett ausgestoßen. Bis heute. Als er heiratete, nahm kein einziges Familienmitglied an seiner Hochzeit teil. Bahram gilt seit seiner Hinwendung zu Christus als „Verräter des reinen Glaubens“ und als „Abtrünniger“. Als er mit seiner Gemeindegründung begann und gleichzeitig in Dänemark Mohammed-Karikaturen veröffentlicht wurden, wurde Bahram im Fernsehen mit seinem Foto verunglimpft. Kurz darauf fielen Steine und zerschmetterten seine Wohnungsfenster. Doch Bahram sagt: „Die Verfolgung macht uns stark und bindet uns als Gemeinschaft und mit Jesus zusammen. Das Leben ist so kurz. Doch wenn wir Jesus haben, geben wir unser neues Leben dankbar an Gott zurück. Und wenn wir ihn kennen, haben wir alles.“ Bahram predigt das Evangelium in umliegenden Dörfern und schreibt Lobpreislieder. Inzwischen ist er Leiter von mehreren Hausgruppen, in denen sich ehemalige Muslime versammeln. „Es ist das Herrlichste zu beobachten, was passiert, wenn Jesus ruft : wie Menschen von Krankheiten geheilt werden, wie Dämonen ausfahren und Ehen wiederhergestellt werden. Nur Jesus kann Herzen verändern. Viele Muslime leben so jähzornig wie Allah. Aber die Liebe Gottes verändert die Herzen und macht uns zu liebevollen Menschen. Nach dieser Liebe sehnen sich Moslems mehr denn je.“

Ich bin hier um Muslime zu erreichen

Am östlichsten Zipfel des Landes besuche ich eine kleine evangelische Gemeinde. Die Region ist bekannt für den radikalsten Islamismus in der Republik Tadschikistan. Von hier aus ziehen die meisten Tadschiken für den IS in den Nahen Osten. Der junge Pastor erzählt mir, wie sein Vorgänger während des Gottesdienstes von sieben Kugeln durch das Fenster kaltblütig erschossen wurde. Ich schaue den jungen Mann an und frage: „Warum bist du hier?“ – „Ich war selbst ein Islamist. Als ich eine Bibel zerriss, wurde ich gelähmt. Doch Jesus in seiner Gnade erschien mir: ‚Warum verfolgst du mich? Ich liebe dich.‘ – Wenige Tage später war ich von meiner Lähmung komplett befreit. Nun bin ich hier, um Muslime zu erreichen.“ Das Strahlen des Mannes nimmt mir jeden Zweifel am Rufen Gottes. Wenn es einen roten Faden gibt in Tadschikistan, dann sind es die Worte der Pastorenwitwe dieser kleinen Gemeinde: „Wir haben den lebendigen und liebenden Gott kennengelernt. Er hat gerufen. Wir mögen dabei alles andere verlieren. Aber Jesus kommt bald wieder, und so lange werden wir Ihm dienen.“

Im Hochgebirgsland Tadschikistan, wird die Unterweisung Minderjähriger im christlichen Glauben mit langer Haft bestraft
Auch die Kinder von Christen leben in ständiger Angst

SO HILFT DIE HMK

Die tadschikische Sprache ist eng verwandt mit Dari, einer der beiden Hauptsprachen Afghanistans. Die beiden Länder grenzen aneinander und immer häufiger stranden Christen aus Afghanistan nach Anschlägen oder Gefängnisstrafen in Tadschikistan. Die meisten von ihnen sind stark traumatisiert und wollen dennoch Gott weiter dienen.

Unsere Projektpartner helfen gestrandeten Christen aus Afghanistan dabei, wieder in den Dienst zurückzukehren. Als Flüchtlinge werden diese zunächst aufgefangen, seelsorgerlich betreut und dann darin unterstützt, durch kleine Business-Startups eine Grundlage für ihren Lebensunterhalt zu schaff en. Sie werden angeleitet, sich in neuen beruflichen Feldern zu betätigen (kleine Restaurants und Geschäfte).

Es soll eine Gemeinschaft von Jüngern aufgebaut werden, die hier an der strategischen Grenze zu Afghanistan Zurüstung erfahren und davon weitergeben.

Nach zwei Jahren sollen die Geschwister auch finanziell auf eigenen Beinen stehen. Die Hilfeempfänger stehen trotz aller Traumata auch während ihrer Trainings im Dienst („Outreaches“).

Im Nachbarland Usbekistan unterstützen wir eine kleine Bibelschule.

Wenn Sie eines dieser Projekte unterstützen wollen, freuen wir uns über Ihre Spende unter dem Stichwort "Tadschikistan" bzw. "Usbekistan". Danke!

Falls Sie dazu unsere Onlinespendenmöglichkeit nutzen möchten, dann geben Sie dort bitte in dem Feld "Meine Nachricht" ein: "Spende für Tadschikistan" bzw. "Spende für Usbekistan".

Anteilnehmen und Lernen

„Stimme der Märtyrer“ – Das Magazin der Hilfsaktion Märtyrerkirche

Das Magazin gibt den um ihres Glaubens Willens verfolgten und bedrängten Christen eine Stimme durch ...

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