Er wollte seine Eltern umbringen ...
Tansania

Er wollte seine Eltern umbringen ...

„Wenn ihr euch für den Islam entscheidet, werdet ihr sehr reich werden!” Andrew und eine Gruppe junger Männer aus den benachbarten Dörfern hörten aufmerksam den Worten des Scheichs zu. „Und ihr werdet den wahren Gott anbeten“, erklärte er ihnen.

Obwohl Andrew* als Christ in einem Dorf in Tansania aufgewachsen war, war sein Glaube nicht besonders tief verwurzelt. Er musste also nicht lange überlegen, bevor er sich dazu entschied, Moslem zu werden. Er fühlte sich so angesprochen von den Lehren und Versprechungen des Islam, dass selbst der zweistündige Fußmarsch zur Moschee ihn nicht davon abhielt. Die radikalen Worte des charismatischen Scheichs übten eine große Faszination auf ihn aus. „Er erklärte uns, wie man Menschen umbringt“, erzählt Andrew, „und dass wir, wenn wir es mit dem Islam ernst meinten, auch bereit sein müssten, uns dafür zu opfern und den Feind zu töten.“ Der Scheich, der Andrew und die anderen jungen Männer für den Dienst in der militant-islamistischen Terrororganisation „al-Shabaab“ vorbereitete, brachte ihnen auch den Umgang mit Macheten und Gewehren bei. Diese Gruppierung macht kein Hehl daraus, dass sie sich in einem „heiligen Krieg gegen die Feinde des Islam“ befindet mit dem Ziel, das Christentum in Somalia auszulöschen. Inzwischen hat al-Shabaab seinen Terror auch auf Nachbarstaaten ausgeweitet und gibt sich große Mühe, Tansania zu islamisieren. Junge, leicht zu beeindruckende Männer wie Andrew sind für sie ein leichter Fang.

Der Scheich war überzeugend. „Wenn du für diese Sache stirbst, wird Allah dich reich belohnen“, versprach er. „Wenn du dich selbst in die Luft sprengst, jemanden erschießt, jemandem den Kopf abschlägst, ist das für einen guten Zweck.“ Stück für Stück wurde Andrews Herz immer härter.

Leben mit einer Lüge

Andrew wollte nicht, dass seine Eltern von seiner Bekehrung zum Islam erfuhren. Also erzählte er ihnen auch nie von seinen heimlichen Moschee-Besuchen. Wenn sie ihn fragten, wohin er ging, log er sie an. Aber seine Eltern fiel mehr als nur seine regelmäßige Abwesenheit auf. Er war immer respektloser ihnen gegenüber geworden und aß beispielsweise kein Schweinefleisch mehr. Seine Mutter machte sich Sorgen und sprach ihn schließlich darauf an. Andrew wurde so wütend über diese „Einmischung“, dass er eines Nachts kurzerhand das Haus seiner Eltern in Brand steckte. Als sein Bruder von Markt zurückkam und Andrew fragte, was denn passiert sei, antwortete er nur, er wüsste von nichts…
Schließlich erfuhren seine Eltern doch von Andrews regelmäßigen Moscheebesuchen. Da sie nur wenig Möglichkeiten hatten, schickten sie ihn weg. „Wenn du dich für sie entschieden hast, dann geh deinen Weg“, sagte sein Vater.
Weil Andrew nicht wusste, wohin er sonst gehen sollte, versuchte er, in der Moschee einen Unterschlupf zu finden. Aber die Moslems dort drängten ihn, wieder nach Hause zurück zu kehren und so zu tun, als ob ihm alles leid täte. Andrew folgte ihrem Rat und wurde in seiner Familie wieder willkommen geheißen, nachdem er seinem Vater erklärt hatte, dass er mit der Moschee fertig sei. Aber es war nur eine weitere Lüge. „Ich wollte meinen Vater einfach nur besänftigen“, sagt Andrew.

Er lebte weiterhin eine große Lüge und zündete das Haus seine Eltern sogar noch ein weiteres Mal an. Als sie ihn fragten, wie das passieren konnte, log er erneut.

Während in den Küstengebieten Tansanias viele Muslime leben, hat sich im Binnenland das Christentum weit verbreitet. Daneben gibt es Anhänger traditioneller Religionen.

Die Umkehr

Der Scheich hatte Pläne für Andrew und eines Tages befahl er ihm eiskalt, seine Eltern zu töten. „Sie sind Ungläubige und können dir keine Hilfe sein“, sagte er ihm. Andrew ging am darauffolgenden Tag nach Hause in der vollen Absicht, seine Eltern umzubringen. Doch er brachte es nicht übers Herz. Also machte er sich auf den langen Rückweg zur Moschee, wo er dem Scheich erklärte, dass er dessen Befehle nicht ausführen konnte. Der Scheich war alles andere als zufrieden: „Du kannst mit uns nur mitkommen, um der al-Shabaab beizutreten, wenn du deine Eltern umbringst“, war die Antwort. Nachdem er ein zweites Mal unter Druck gesetzt worden war, seine Eltern zu töten, fing er an, noch einmal gründlich über die Anweisung nachzudenken, die er in der Moschee erhalten hatte. „Warum reden die über nichts anderes als darüber, Leute umzubringen?“, fragte er sich. In diesem Moment des Zweifels, sagt Andrew, erfüllte ihn plötzlich Gnade – vor allem seinen Eltern gegenüber. „Was ich getan hatte, tat mir wirklich sehr leid, und ich wollte wieder zum Glauben an Jesus Christus zurückkehren“, erinnert er sich. „In diesem Augenblick tat ich Buße und kehrte um.“

Als Andrew zu seinen Eltern zurückkehrte und ihnen beichtete, dass er sie hatte umbringen wollen, um sich anschließend der al-Shabaab anzuschließen, sagten sie ihm mit Tränen in den Auge, dass er zurückkommen dürfe – unter einer Bedingung: Sie mussten dieses mal sehen, dass er es wirklich ernst meinte und sich veränderte. Außerdem hatten sie Angst, dass die Muslime es nun auf sie als gesamte Familie abgesehen hatten. Wenige Tage später erfuhr Andrew, dass sie nach ihm suchten. Weil er seine Familie beschützen wollte, erklärte er seinem Vater, dass er sie verlassen müsse.

Eine von Andrews Schwestern brachte Andrew zu einem Pastor, damit er sich in dessen Hause für eine Woche verstecken konnte. „Sie wollen dich töten“, erzählte ihm sein Vater am Telefon, „Man könnte meinen, sie haben schon ein Grab für dich ausgehoben.“ Andrew musste sich nach einer sichereren Unterkunft umschauen. Der Pastor erinnerte sich an eine Bibelschule in einer anderen Stadt. Dort konnte Andrew den Gottesdienst besuchen und erhielt Unterweisung im Glauben. „Ich hatte so viele Fragen“, erinnert sich Andrew. „Ich war ja lange nicht mehr in der Kirche gewesen.“

Ein aufrichtiges Leben

Die Zeit in der Bibelschule war für Andrew eine Zeit enormen geistlichen Wachstums. „Wenn ich jetzt zurückblicke, dann erkenne ich ganz klar, dass der Heilige Geist gewirkt hat. Es war schließlich ein riesiger Schritt von der Absicht, meine Eltern zu töten, bis hin zu dem Punkt, an dem mir klar wurde, dass ich falsch lag und Buße tat“, erklärt Andrew. „Es ist einfach ein Wunder. Wie soll ich das anders erklären? Ich war in einer Art und Weise zu denken gefangen und plötzlich greift da jemand ein. Das ist nichts weniger als ein Wunder. Noch die habe ich solch einen tiefen Frieden gespürt.“ 

Inzwischen fühlt Andrew ganz klar die Berufung, andere junge Männer zu erreichen, die – wie er einst – vom Islam angelockt werden. „Ich fühle mich verantwortlich dafür, dass andere Menschen die gleiche Gnade erfahren, die ich erfahren durfte“, sagt er. „Viele dieser jungen Leute sehen keinen Ausweg. Ich will ihnen das Evangelium bringen und helfen, da rauszukommen. Wir verschwenden unsere Zeit, wenn wir nicht lernen, wie man das Evangelium verkündet.“

 

*Namen aus Sicherheitsgründen geändert

Anteilnehmen und Lernen

„Stimme der Märtyrer“ – Das Magazin der Hilfsaktion Märtyrerkirche

Das Magazin gibt den um ihres Glaubens Willens verfolgten und bedrängten Christen eine Stimme durch ...

  • authentische Berichte von Glaubensgeschwistern,
  • ergreifende Reportagen über ungewöhnliche Erlebnisse,
  • interessante Länder-Infos und
  • aktuelle Gebetsanliegen.
Das alles und noch viel mehr finden Sie monatlich auf zwölf Seiten, die herausfordern und Mut machen.

Jetzt kostenlos abonnieren
Jetzt abonnieren