Druck von zwei Seiten
Algerien

Druck von zwei Seiten

In Algerien lassen sich immer mehr Muslime taufen. Sie sind nicht nur der Regierung ein Dorn im Auge, auch ihr muslimisches Umfeld setzt sie unter Druck.

Simo ist ein großer Mann. Seine aufrechte Körperhaltung lässt darauf schließen, dass er in der Armee und später als Ermittler bei der Polizei Karriere gemacht hat. Wie viele seiner Landsleute wurde er als Muslim geboren, nahm den Islam aber nie besonders ernst. Der Glaube gehörte für ihn eher zur Kultur und Tradition seines Landes – welchem mehr seine Treue galt als der Religion.

In den frühen 90er Jahren änderte sich das Ein-Parteien-System in Algerien und es fanden Wahlen zwischen verschiedenen Parteien statt. Für viele überraschend ging daraus eine islamistische Partei als Sieger hervor. Um eine extremistische Regierung zu vermeiden, übernahm kurzerhand die Armee das Sagen und verursachte dadurch einen Aufstand, der sechs Jahre lang dauerte.

In dieser Zeit arbeitete Simo als Kriminalbeamter. Eines Tages verhörte er einen Muslim, der seine Gewalttaten mit dem Koran und den Lehren Mohammeds rechtfertigte. „Ich dachte, wenn das stimmen sollte und der Islam uns lehrt, zu töten, dann ist das keine Religion und ich kann ihr auch nicht mehr folgen“, erinnert sich Simo.

Desillusioniert von der Religion, in der er aufgewachsen war, begann Simo sich für das Christentum zu interessieren. Nachdem er einige Kirchen besucht hatte, fiel ihm ein entscheidender Unterschied zwischen den Nachfolgern Jesu und den meisten Muslimen auf, die er kannte: „Sie hatten eine echte Beziehung zu Gott.“

Ein Muslim wird Christ

So eine Beziehung wollte Simo auch; wenig später kehrte er dem Islam den Rücken zu und setzte sein Vertrauen in Jesus Christus. Als er eines Tages Zeuge davon wurde, wie muslimische Gelehrte Christen beleidigten, hielt er mit seinem neuen Glauben nicht hinter dem Berg und sagte offen seine Meinung. Das Resultat: Ein Krankenhausaufenthalt. Die Gelehrten hatten andere Muslime damit beauftragt, ihn zu verprügeln.

Trotzdem bewirkte der Druck aus seiner muslimischen Umgebung nur eines: dass Simos Glauben noch stärker wurde. Als er beobachtete, wie immer mehr Moscheen und Koranschulen in der Kabylei, einer Region im Norden Algeriens, von Ländern wie der Türkei oder Katar finanziert und eingerichtet wurden, entschied er sich, im Gegenzug dazu eine christliche Organisation namens „Sankt Augustin“ zu gründen. „Das Hauptziel dieses Vereins war, die Menschen in der Kabylei mit der Person des Sankt Augustin vertraut zu machen und ihnen zu erklären, dass er Christ und Kabyle war, genauso wie sie“, erläutert Simo. Doch die Regierung erlaubte ihm die Gründung eines solchen Vereins nicht. Also wendete sich Simo direkt an die Gläubigen in seiner Region: „An alle Christen, die aufgrund ihres Glaubens leiden oder verfolgt werden: Bitte kontaktiert mich!“ Dann veröffentlichte er die so gesammelten Erfahrungsberichte auf facebook.

Die algerische Regierung nutzt Wachs, um Türen zu versiegeln und somit Kirchen zu schließen, die in ihren Augen illegal sind.

Der Druck wächst

2016 schließlich wurde er verhaftet, weil er auf facebook die Aussage veröffentlicht hatte, dass das Licht Jesu stärker sei als die Lüge des Islam und seiner Propheten. Zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, verbrachte er 20 Monate hinter Gitter, bevor er wieder freikam, weil sich sein Gesundheitszustand bedeutend verschlechtert hatte. Aufgrund von Morddrohungen floh Simo schließlich mit seiner Familie ins Ausland.

Algerien

Das Christentum hat in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen – mit einer jährlichen Wachstumsrate von 8 % gegenüber dem weltweiten Anstieg von etwa 2,6 %. Mittlerweile existiert in Algerien die größte Anzahl von ehemaligen Muslimen, die zum Christentum konvertiert sind. Diese Entwicklung ist von der algerischen Regierung nicht unbemerkt geblieben; sie hat letztes Jahr mindestens 11 Kirchen schließen lassen. Doch auch die mehrheitlich muslimische Gesellschaft übt Druck auf die Christen aus.

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